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Energie

Chinesische Solarindustrie Macht der aufgehenden Sonne

Europa hat den Kampf um die Vorherrschaft in der Solarindustrie verloren. Von den 15 weltgrößten Solarkonzernen sind zehn chinesisch. Und ihre Dominanz dürfte zunehmen. Noch stehen etliche Parks nutzlos in der Gegend.
25.07.2016 - 06:00 Uhr Kommentieren
Chinas Konzerne bauen weiter gigantische Kapazitäten auf. Quelle: Reuters
Solar-Kontrolle mit Stocherkahn

Chinas Konzerne bauen weiter gigantische Kapazitäten auf.

(Foto: Reuters)

Peking/Düsseldorf Pro Stunde 30.000 Passagiere, 24 Gleise, 32 Hektar: Der Pekinger Südbahnhof ist ein Drehkreuz der Superlative. Der gigantische Gebäudekomplex steht für den Aufbruch des einstigen Entwicklungslandes in eine moderne Zukunft. Die Abfahrtshalle soll mit ihrem ovalen Glasdach mit 3 246 Solarzellen für neuen Transport und für den Aufbruch in ein neues Energiezeitalter stehen.

Zur Einweihungsfeier 2008 wurden die Ambitionen international noch belächelt. Mittlerweile ist China aber nicht nur zum größten Produzenten in der globalen Solarindustrie aufgestiegen, sondern ist auch der größte Abnehmer von Modulen. Der einst größte Klimasünder will sich zu einem grünen Vorreiter mausern.

Im vergangenen Jahr hat China Deutschland als größte Solarnation abgelöst. Doch das ist erst der Anfang. Bis zum Jahr 2020 will Peking die Solarkapazitäten auf 143 Gigawatt mehr als verdreifachen. Zum Vergleich: Ein Gigawatt reicht aus, um etwa 350 Haushalte in Peking ein Jahr mit Strom zu versorgen. Und allein im vergangenen Jahr kamen 15 Gigawatt hinzu.

Für dieses Jahr strebt die nationale Energiebehörde NEA ein Ziel von 18,1 Gigawatt neuinstallierten Kapazitäten an. Obwohl Kohle nach wie vor der wichtigste Energielieferant in China ist, steuern Sonne und Wind bereits vier Prozent zum Energiemix bei.
Der Weg dahin war nicht einfach. In staatskapitalistischer Manier rief Peking das Land zum Aufbau einer Solarindustrie auf. Die Provinzregierungen züchteten Dutzende lokalen Firmen. Es wurde produziert ohne Rücksicht auf Effizienz oder Nachfrage. Was folgte waren Überkapazitäten und ein Sterben vieler Firmen.

Doch das hat sich geändert. Mit Yingli Green Energy stand eine der größten Firmen der Branche mit fast 15.000 Mitarbeitern zwischenzeitig vor dem Bankrott. Aber der Konzern erholt sich. Im ersten Quartal dieses Jahres konnte Chairman Miao Liansheng zum ersten Mal seit fünf Jahren einen Profit bekanntgeben.

Chinas Sonnenkönig Gao Jifan ist schon länger in der Gewinnzone. Der Chef von Trina Solar, dem weltgrößten Solarunternehmen, strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Chinas Solarboom sei erst am Anfang, meint er: „Chinas Solarkapazitäten werden bis zum Jahr 2030 vermutlich auf 400 Gigawatt steigen.“ Im ersten Quartal 2016 konnte er mit Trina den Nettogewinn auf rund 27 Millionen Dollar verdoppeln.

So groß sind die Solar-Marktführer
Platz 15: Solarworld (Deutschland)
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Solarworld-Chef Frank Asbeck ist der letzte Überlebende aus der Glanzzeit der deutschen Solarindustrie. Während beinahe alle anderen heimischen Photovoltaikkonzerne in den vergangenen Jahren im Kampf gegen die asiatische Billigkonkurrenz pleitegingen, existiert die Firma des Bonner Ökopioniers immer noch. Dennoch ist die Zukunft von Solarworld ungewiss. Ein 770-Millionen-Dollar schwerer Rechtsstreit mit dem Siliziumhersteller Hemlock Semiconductor bedroht den Fortbestand des Unternehmens. Die drei Fabriken von Solarworld liefen 2015 ungeachtet der Klage aber auf Hochtouren. Nach Berechnungen des Analysehauses IHS produzierte Solarworld Paneele mit einer Kapazität von mehr als tausend Megawatt.

Jahresproduktion: 1.117 Megawatt

(Foto: dpa)
Platz 14: REC Group (Norwegen)
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Neben Solarworld ist REC die größte verbliebene Photovoltaik-Marke in Europa. Richtig europäisch ist REC freilich nicht. Das Unternehmen hat zwar seinen Hauptsitz in Norwegen, aber produziert wird vorrangig in Singapur. Anfang 2015 wurde REC zudem von der Elkem Group übernommen. Elkem ist eine Tochter des chinesischen Konzerns Bluestar und stellt Silizium her – das Ausgangsmaterial für die Erzeugung von Photovoltaikzellen. REC beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter weltweit und erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von rund 755 Millionen Dollar.

Jahresproduktion: 1.188 Megawatt

(Foto: PR)
Platz 13: Sunpower (USA)
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Amerikas zweitgrößter Photovoltaikkonzern ist 2015 wieder in die roten Zahlen gerutscht. Bei einem Umsatz von rund 1,4 Milliarden Dollar meldet Sunpower Verluste in der Höhe von fast 300 Millionen Dollar. 2016 soll es aber wieder aufwärts gehen. Das kalifornische Unternehmen rechnet mit Erlösen von bis zu drei Milliarden Dollar. Sunpower fertigt nicht nur Module, sondern errichtet und betreibt auch eigene Solarparks. In Deutschland erlangte der Konzern als Haupt- und Trikotsponsor des Fußballvereins Bayer 04 Leverkusen Bekanntheit. Die Partnerschaft endete 2013 aber bereits nach zwei Jahren, weil Sunpower wirtschaftlich in Probleme geriet.
Jahresproduktion: 1.253 Megawatt

(Foto: Imago)
Platz 12: Shanghai Aerospace Automobile (China)
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In keinem anderen Land der Welt werden so viele Solarmodule hergestellt und Photovoltaikanlagen ans Stromnetz angeschlossen wie in China. Das Reich der Mitte hat Deutschland 2015 als größte Solarnation abgelöst. Und kein Land schickt sich derzeit an, China wieder vom Thron zu stoßen. Im Gegenteil. Bis 2020 will die Staatsregierung in Peking die Solarkapazitäten sogar auf 143 Gigawatt ausbauen. Das wäre eine Verdreifachung der bisherigen Kapazitäten. Einer der größten Profiteure der fernöstlichen Ökorevolution ist schon jetzt die chinesische Firma Shanghai Aerospace Automobile.

Jahresproduktion: 1.282 Megawatt

(Foto: Reuters)
Platz 11: Risen Energy (China)
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In der ostchinesischen Provinz Zheijang ist Risen Energy beheimatet. Das Unternehmen wurde 1986 gegründet und beschäftigt aktuell etwa 3000 Mitarbeiter. Seine Solarmodule verkauft Risen überwiegend direkt im Reich der Mitte. Einen Grund daran etwas zu ändern, gibt es ohnehin nicht. Schließlich wächst der chinesische Solarmarkt aktuell um gut 48 Prozent pro Jahr.

Jahresproduktion: 1.292 Megawatt

(Foto: Imago)
Platz 10: EGing PV (China)
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Allein 2015 war der chinesische Markt für 32 Prozent der weltweit neu installierten Photovoltaikkapazität verantwortlich. Von diesem gigantischen Wachstum profitiert auch die Firma EGing PV überproportional. Das Unternehmen existiert seit 2003 und ist in Schanghai an der Börse notiert. Das Geschäftsmodell der chinesischen Firma umfasst nach eigenen Angaben die Produktion sämtlicher Solarprodukte – von Ingots, Wafern und Zellen bis hin zu Photovoltaikmodulen und der kompletten Errichtung von Solaranlagen.

Jahresproduktion: 1.324 Megawatt

(Foto: Imago)
Platz 9: GCL (China)
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Von den 15 weltgrößten Solarkonzernen kommen gleich zehn Unternehmen aus China. Die Staatsregierung rief vor mehr als einem Jahrzehnt zum Aufbau einer eigenen Photovoltaikindustrie auf. GCL zählt zu den führenden Modulproduzenten in China und könnte künftig noch größer werden. Der Konzern ist zuletzt bei dem angeschlagenen Konkurrenten Chaori Solar eingestiegen.

Jahresproduktion: 1.722 Megawatt

(Foto: Imago)

Die schwierigste Phase in China sei überwunden, glaubt Han Wenke, Direktor des chinesischen Energy Research Institute (ERI). „Der künftige Energiemix wird nicht fossil sein. Schmutzige und ozonschädliche Energiequellen werden in den nächsten 50 bis 100 Jahren auslaufen“, sagte Han. China sei ein Vorreiter beim Aufbau einer neuen Energieversorgung.

Einen neuen Schub für einen grünen Wandel erwartet Han im kommenden Jahr. Dann will China Europa und den USA vormachen, wie Emissionshandel geht. Das Prinzip ist einfach: Wenn eine Firma Treibhausgase in die Luft schleudert, muss sie dafür mit Emissionszertifikaten zahlen, die auf den Energiebörsen gehandelt werden. Das sollte schmutzige Energiequellen unattraktiv machen und neue Anreize für regenerative Energiequellen und Atomstrom schaffen, vermutet Han.

Je schneller die Nachfrage wächst, desto billiger können die Hersteller ihre Produkte anbieten. Seit Jahresanfang 2015 konnten die weltweit führenden Hersteller ihre Produktionskosten um bis zu 13 Prozent reduzieren. Besonders erfolgreich sind dabei asiatische Hersteller.

Europa hat den Kampf verloren
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