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Energie

Energie Kohle löst Windkraft als wichtigste Quelle für Stromerzeugung ab

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromproduktion ist im ersten Halbjahr gesunken. Dagegen wird wieder mehr Kohle verbrannt.
13.09.2021 Update: 13.09.2021 - 14:06 Uhr 7 Kommentare
Im ersten Halbjahr wurde der meiste deutsche Strom in Kohlekraftwerken produziert. Quelle: dpa
Braunkohlekraftwerk in Jänschwalde

Im ersten Halbjahr wurde der meiste deutsche Strom in Kohlekraftwerken produziert.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Erst im vergangenen Jahr hatte Windkraft, Kohle als wichtigste Stromquelle vom ersten Platz verdrängt. Im ersten Halbjahr 2021 sorgte ein windarmes Frühjahr nun allerdings für eine überraschende Renaissance des fossilen Energieträgers. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der gesamten in Deutschland erzeugten Strommenge von 258,9 Milliarden Kilowattstunden stammte nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts in diesem Zeitraum aus konventionellen Quellen wie Kohle, Erdgas oder Kernenergie.

Das ist ein Anstieg um über 20 Prozentpunkte innerhalb eines Jahres. Der Anteil erneuerbarer Energien wie Wind, Solarenergie und Biogas sank hingegen zum Vorjahreszeitraum um 11,7 Prozentpunkte auf 44 Prozent.

Solche Schwankungen seien allerdings normal, erklärte Patrick Graichen, Chef des Berliner Thinktanks Agora Energiewende im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Grund für den Wechsel an der Spitze sei allerdings nicht nur die Flaute der vergangenen Monate, sondern auch der stockende Windkraftausbau hierzulande. „Solche Schwankungen könnten ausgeglichen werden, wenn wir mehr Windräder an Land hinzubauen würden“, sagte der Agora-Chef. Der Windkraftausbau stockt in Deutschland allerdings seit ein paar Jahren.

Für das gesamte Jahr 2021 rechnet der Bundesverband Windenergie mit einem Netto-Zubau zwischen 2,2 und 2,5 Gigawatt an Leistung. In den Spitzenjahren zwischen 2014 und 2017 sind dagegen zwischen 3,5 und knapp 4,9 Gigawatt an neuen Windrädern an Land gebaut worden.

Grund für den langsamen Ausbau ist die Umstellung von festen Vergütungen auf freie Ausschreibungen, bei denen nur noch der günstigste Wettbewerber den Zuschlag bekommt. Ebenso wie jahrelange Genehmigungsverfahren und zunehmende Klagen von Windkraftgegnern. In vielen Regionen sind außerdem gerade mal 0,9 Prozent der Landesfläche für Windräder vorgesehen. Benötigt werden laut Experten aber mindestens zwei Prozent der Fläche je Bundesland.

Braunkohle ist günstiger als Erdgas

Dass im ersten Halbjahr die Kohle- und nicht die Erdgaskraftwerke eingesprungen sind, um den fehlenden Windstrom auszugleichen, dürfte an den derzeit hohen Gaspreisen liegen. Die niedrigen Stände der Gasspeicher in Deutschland und die weltweit steigende Gasnachfrage haben die Spotmarktpreise für Gas im Laufe des Jahres mehr als verdoppelt. 

Der Grund für den rasanten Anstieg: Nach einem Corona-bedingten Rückgang im Frühjahr 2020 wuchs die Gasnachfrage 2021 auf den größten europäischen Märkten stark. Hinzu kommt, dass China in den ersten fünf Monaten 2021 im Vergleich zum Vorjahr 25 Prozent mehr Gas eingeführt hat.

Nach einem milden Winter 2019/20 folgte ein vergleichsweise harter Winter 2020/21. In diesem Frühjahr und Sommer müssen deshalb Speicher weltweit gefüllt werden. Das treibt die Preise nach oben. Braunkohle hat sich im Vergleich zum teuren Erdgas also wieder gerechnet. 

Die Kohlekraftwerke steuerten mit 70,2 Milliarden Kilowattstunden in den vergangenen sechs Monaten gut ein Drittel (35,5 Prozent) mehr bei als vor Jahresfrist. Kohle machte damit in den ersten sechs Monaten 27,1 Prozent der eingespeisten Strommenge aus, nach 20,8 Prozent ein Jahr zuvor.

Klimaschützer fordern früheren Kohleausstieg

Die Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Kohle ist wegen des Klimawandels zunehmend umstritten. Laut bisheriger Gesetzeslage soll Deutschland spätestens 2038 ganz auf die Kohlekraft verzichten. Klimaschützer fordern mit Blick auf eine aus ihrer Sicht notwendige stärkere Verringerung des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) ein früheres Auslaufen.

Damit das passieren kann, müsse aber erst einmal erheblich mehr Windkraft ausgebaut werden, fordern Experten. „Die nächste Regierung muss den Windkraftausbau an Land so schnell wie möglich wieder ans Laufen bekommen“, sagt auch Agora-Chef Graichen.

Denn auch wenn der Ausbau der Windkraft an See mit deutlich weniger Gegenwehr aus der Bevölkerung und dementsprechend weniger Problemen beim Ausbau rechnen könne, „ein Ersatz für den Ausbau an Land ist das nicht“, so Graichen. Es brauche beides, damit Deutschland die Wende schaffe. 

Mehr: Der Umbau zur klimaneutralen Wirtschaft kostet Deutschland sechs Billionen Euro

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7 Kommentare zu "Energie: Kohle löst Windkraft als wichtigste Quelle für Stromerzeugung ab"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • .........wieder eine neue Märchenstunde...........

  • Windenergie ist nicht Grundlastfähig, da wie im Artikel beschrieben, nicht vorhersehbar ist wieviel Wind wir haben. Auch Solarenergie ist keine Grundlastfähige Energienutzung. Dafür aber die innovative Neutrino Technologie - sie bietet unendliche, emissionsfreie Energieressourcen. Der einstige BundesVerkehrsminister a.D., Prof. KRAUSE veröffentlichte dazu kürzlich: "Das ewige Licht - Der Beginn eines neuen Zeitalters"  Er begründet eindringlich, die günstigste und sauberste Variante der Energienutzung basiert auf Neutrino Technologie. Eine mobile und dezentrale Energienutzung über die Neutrinovoltaic kann jetzt möglich werden, denn sie wird die Photovoltaik ergänzen und ablösen, denn sie kann auch in vollkommener Dunkelheit Energie wandeln. Die Patente der Berliner Neutrino Energy Group sind bereit. Die Einführung der Neutrinovoltaik zur Gewinnung von elektrischem Strom unter dem Einfluss verschiedener elektromagnetischer Strahlung, einschließlich hochenergetischer kosmischer Neutrinos basiert auf neueste Forschungsergebnisse. Die auf Neutrinovoltaik-Technologie basierenden DC-Neutrinoquellen sind sehr kompakt und wetterunabhängig, erzeugen in einem Grundmodus 24h x 365 Tage Strom und können in Gerätegehäuse oder sogar in Elektroautos eingebaut werden. Mobile, dezentrale Haushaltsenergie und unendliche Reichweite für die Elektromobilität. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hatte bereits im Januar 2021 in einer  von Daimler Benz beauftragten Studie die Effizienz der Technologie und  die im Patent deklarierten Eigenschaften der "Neutrino-Voltaik" bestätigt. Die Deutsche Politik und Wirtschaft sollten endlich ihre Strategien neu definieren.

  • Dezentralisierung ist die Lösung, verbrauchen statt einspeisen scheint doch ein gute Lösung!

    Wallboxen werden bei entsprechendem politschen Willen von der Industrie mit Sicherheit blitzschnell weiterentwickelt und danach auch richtig preiswert: Jedes private kleine Solar- oder Windprojekt sollte gleich den eigenen Energiespeicher mit Wallboxen vorsehen.

    Größere Projekte könnten den Strom an die Anlieger in der Nähe des Standorts abgeben. So wie es in "Energiegekommunen" bereits passiert.

    Spart teure Trassenkilometer und energiehungrige Geräte gibt es ja genug, und es werden immer mehr, in jedem Haushalt, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Bereich.

    Parkhäuser könnten einen Pächter zur Bewirtung auf einer solarüberdachten Dachterrasse finden, an deren Ecken sich Windräder drehen und VIP-Parkplätze mit einer eigener Schnelllademöglichkeit lukrativ vermieten....

    Die Technik ist auf gutem Weg, lt. Industrieverband fehlt nur die Investitionssicherheit - d.h. eindeutige und verbindliche Regeln, auch in konkreten Zahlen ausgedrückt, statt nur mit Worten. Dann würden die Unternehmer kräftig loslegen, denn an Ideen, Know-how und Willen fehlt es ihnen nicht.

  • "Danke Merkel" oder sollte man lieber "Danke Lachet" sagen? Naja, beide werden in der zukünftigen Bundesregierung keine Rolle spielen. Ich denke es ist allen klar, dass sich die Industrie im Exportland Nr. 1 Deutschland beerdigen kann, wenn wir es nicht schaffen, unsere Produkte klimaneutral herzustellen.

    Die Länder, die eine klimaneutrale Herstellung ihrer Waren nachweisen können, werden zu den Produkten der anderen Länder sagen: "Du kommst die nicht rein"

  • Solange man für die Abnahme von überschüssigem Strom, der bei zu hoher Erzeugung von Wind- bzw. Photovoltaikstrormerzeugung anfällt, noch immer einen sehr hohen Preis an notwendige Stromabnehmer zahlen muß, macht uns ein schnellerer Ausbau der Windenergie derzeit nur schneller ärmer aber nicht umweltfreundlicher.
    Eine Streichung der EEG-Zulage durch die Übernahme der Kosten durch den Steuerzahler erhöht das Volksvermögen auch nicht, sondern ermundert höchstens zu höherem Stromverbrauch.
    Voraussetzung für einen schnelleren Ausbau der Windenergie muß deshalb erst die Schaffung ausreichender Möglichkeiten sein, um den überschüssigen Strom wirtschaftlich zu speichern bzw. in eine andere Energieform umzuwandeln.

  • Die Vernachlässigung des Ausbaus erneuerbarer Energie ist ein Arnutszeugnis für die bisherige Regierung und steht im Widerspruch zu den hehren Wahlkampfversprechen von Union und SPD.

  • Schlagzeile: "Kohle löst Windkraft als wichtigste Quelle für Stromerzeugung ab"
    Diese Titelzeile soll Aufmerksamkeit wecken. Doch allein die gewählte Zeitform macht den Titel zum "Faketitle".

    Schlicht und einfach in deutscher Sprache ausgedrückt: "Kohle löst Windkraft als wichtigste Quelle für Stromerzeugung ab" ist eine unzutreffende Behauptung. Sie bleibt falsch zumindest solange, bis sich herausstellt, dass Windflauten zumindest mittelfristig vorherrschen werden. Wie wahrscheinlich ist das?

    Menschen, die sich nur oberflächlich informieren, werden mit solchen oder ähnlichen Schlagzeilen falsch informiert, verinnerlichen also "fake" statt "facts".
    Mich wundert nicht, dass sich heutzutage sogar der eine oder andere hochkarätige Politiker auf solche Abwege führen lässt und im Wahlkampf bewusst oder unbewusst verbal dieselbe Methodik anwendet.


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