Energiebranche Stromkonzerne stecken mehr Geld in Solar-Start-up Zolar

Der Zolar-Gründer bietet Solaranlagen inklusive Installation übers Internet an.
Hamburg Alex Melzer sieht sich als ein Profiteur der Coronakrise: Sein Berliner Solar-Start-up Zolar bekommt mehr Geld von seinen Investoren. Statt wie bislang geplant zehn Millionen Euro stecken die Geldgeber aus der Energiebranche nun 25 Millionen Euro in das Unternehmen.
Zolar ermöglicht es Hausbesitzern, Solaranlagen für ihr Dach im Internet zu konfigurieren und zu bestellen. Das 2016 gegründete Unternehmen beauftragt dann einen Installateur vor Ort, die Anlage aufzubauen.
„In der Krise steigt der Wunsch, unabhängig etwa vom Stromnetz zu werden“, hat Melzer beobachtet. Zudem seien die Menschen mehr zu Hause – und investierten so trotz der Krise mehr ins Eigenheim. Daher sei der Umsatz stärker gestiegen als prognostiziert. Für das laufende Jahr erwartet der studierte Wirtschaftsingenieur eine Verdopplung auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
Geldgeber ist in der laufenden Finanzierungsrunde vor allem der tschechische Greentech-Fonds Inven Capital des Versorgers ČEZ, der 240 Millionen Euro groß ist. Der Investor war in Deutschland auch an dem inzwischen an Shell verkauften Energiespeicher-Start-up Sonnen beteiligt. Zu den Geldgebern gehört zudem der Risikokapitalgeber des deutschen Stromanbieters Baywa.
Investoren haben den Bereich Green Tech auch mit dem Erstarken der Klimabewegung stärker in den Blick genommen. Kommende Woche findet in Berlin beispielsweise zum zweiten Mal das „Greentech-Festival“ statt. Zolar ist mithilfe des Berliner Clean-Tech-Inkubators „Green Garage“ entstanden.
Expansion ins Ausland
Mit dem frischen Geld will Melzer nicht nur mehr Installateure an Bord holen, sondern auch eine Digitalplattform für die Hausbesitzer aufbauen. Sie können dann im Internet einsehen, wie viel Strom ihre Anlage produziert und etwa Ladezeiten von Elektroautos darauf anpassen. Zudem will Melzer über die Plattform auch Stromverträge anbieten.
Ziel ist, die Kunden längerfristig an die Marke zu binden und weitere Käufe anzuregen. So sollen Solaranlagenkäufer später etwa Ladestationen für Autos, Energiespeicher oder Notstromanlagen nachrüsten. Auch die Plattform für die Installateursbetriebe soll ausgebaut werden. Mit mehr Partnern sollen zudem die Anfahrtswege zu den Baustellen kürzer werden.
Die Zahl der eigenen Mitarbeiter soll sich 2021 auf gut 200 verdoppeln. Sie sollen dann auch die Expansion ins Ausland angehen. „Im Fokus für die internationale Expansion stehen weitere Länder mit vielen Ein- und Zweifamilienhäusern“, sagt Melzer. Das seien neben dem deutschsprachigen Raum auch Spanien und Frankreich.
Melzer arbeitet seit über einem Jahrzehnt in der Solarbranche. Vor der Gründung seines Unternehmens war er für den Weseler Solarparkentwickler Soventix in Kanada. Auch Zolar will Melzer internationalisieren.
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