Energiekonzern Fortum tauscht Chef bei Tochter Uniper aus: Maubach folgt auf Schierenbeck

Lange Zeit konnten die Finnen Uniper nicht unter Kontrolle bringen.
Düsseldorf Der finnische Energiekonzern Fortum tauscht bei der deutschen Tochter Uniper die Führung aus. Nach einem jahrelangen Übernahmekampf bringt Fortum den Stromproduzenten damit endgültig unter seine Kontrolle.
Andreas Schierenbeck, bisher CEO von Uniper, und Finanzvorstand Sascha Bibert gehen „mit sofortiger Wirkung“, wie die beiden Unternehmen am Dienstagabend mitteilten. Neuer Uniper-Chef wird Klaus-Dieter Maubach, der bislang den Aufsichtsrat von Uniper leitete. Neue Finanzvorständin wird Tiina Tuomela.
David Bryson wird im Vorstand von Uniper weiterhin als Chief Operating Officer und Chief Sustainability Officer bleiben. Auch Niek den Hollander wird weiterhin als Chief Commercial Officer im Vorstand von Uniper tätig sein.
Fortum hatte sich erst im vergangenen Jahr nach einem langen Kampf endgültig die Kontrolle von Uniper gesichert und hält aktuell 76 Prozent der Aktien. Fortum hatte 2017 mit dem Einstieg beim deutschen Stromproduzenten begonnen und war damals auf heftigen Widerstand getroffen – schließlich war Uniper erst ein Jahr zuvor von Eon in die Selbstständigkeit entlassen worden und hatte ehrgeizige Pläne.
Die Finnen sicherten sich zunächst das bei Eon noch verbliebene Aktienpaket von knapp 47 Prozent. Lange Zeit konnten die Finnen Uniper aber nicht unter Kontrolle bringen, weil unter anderem Auflagen in Russland, wo Uniper aktiv ist, das Engagement auf unter 50 Prozent begrenzte. Letztlich konnte das Fortum-Management aber die Bedenken in Russland aus dem Weg räumen und sich weitere Aktien sichern.

Andreas Schierenbeck verlässt den Vorstand von Uniper.
Der jetzige Schritt kommt allerdings zu einem überraschenden Zeitpunkt. Schierenbeck und Bibert waren erst im Juni 2019 mit Billigung der Finnen berufen worden. Schon damals galt das als Neuanfang. Das alte Management, das sich so vehement gegen die Finnen gewehrt hatte, war abgelöst.
Und nachdem im vergangenen Jahr auch bei Fortum der Chef wechselte, schien der Neustart in der Beziehung komplett. Sowohl Schierenbeck als auch der neue Fortum-Chef Markus Rauramo betonten ihre gegenseitige Wertschätzung und arbeiteten an einer gemeinsamen Strategie.
Noch im Dezember präsentierte Schierenbeck die neue Strategie
„Ich verstehe, dass Uniper sich mit unserem Einstieg zunächst schwergetan hat“, hatte Rauramo im vergangenen August im Interview mit dem Handelsblatt eingeräumt. Das sei schon „ein fundamentaler Eingriff“ gewesen – und so etwas brauche Zeit, um es zu akzeptieren. „Wir müssen jetzt nach vorne schauen“, appellierte der Fortum-Chef aber: „Mein Antritt als neuer Fortum-Chef ist dafür eine gute Gelegenheit.“ Das Verhältnis zum neuen Management um Schierenbeck bezeichnete er als „sehr gut“.
Schierenbeck selbst hatte Anfang Dezember, als er mit Rauramo die gemeinsame Strategie präsentierte, noch im Handelsblatt-Interview betont: „Mit Markus Rauramo verstehe ich mich sehr gut. Wir arbeiten intensiv und gut zusammen.“ Mit Uniper hatte er große Pläne, wollte unter anderem in Wasserstoff und erneuerbare Energien investieren. Letztlich sei das Management der deutschen Tochter den Finnen aber doch noch zu selbstständig gewesen, heißt es jetzt in Branchenkreisen.
Bestehende Sozialverträge von dem Wechsel nicht betroffen
Maubach hatte jahrelang für den Eon-Konzern gearbeitet und war zwischenzeitlich sogar als Eon-Chef gehandelt worden. In den vergangenen Jahren arbeitete er als unabhängiger Berater und Investor in der Energiewirtschaft.

Er wird der neue Uniper-Chef.
Tiina Tuomela leitet seit 2016 den Geschäftsbereich Nordic Power Generation von Fortum und ist seit 2014 Mitglied des Fortum-Executive-Management-Teams. Seit 2020 war Tuomela Mitglied des Uniper-Aufsichtsrats.
„Gemeinsam werden wir die mit Fortum vereinbarte Strategie noch schneller in die Tat umsetzen und unsere Zusammenarbeit intensivieren“, sagte Maubach nach seiner Ernennung. Er unterstrich demonstrativ, dass die bestehenden Sozialverträge zwischen Uniper als Arbeitgeber und den Arbeitnehmern von den Vorstandsveränderungen nicht betroffen seien.
Die Botschaft ist wohlüberlegt – schließlich standen auch die Arbeitnehmervertreter den Finnen bis zuletzt sehr kritisch gegenüber.
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