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Energiekonzerne in ÜbernahmeschlachtUniper lehnt Fortum-Gebot weiter ab
Vorstand und Aufsichtsrat von Uniper empfehlen ihren Aktionären, das acht Milliarden Euro schwere Übernahmeangebot des finnischen Versorgers abzulehnen. Noch haben beide Seiten gute Gründe für ihre Sturheit.
Düsseldorf Seit zwei Wochen ist die Übernahmeofferte des finnischen Energiekonzerns Fortum für Uniper jetzt offiziell. Zwei Wochen lang hat das Management des Stromproduzenten sich Zeit gelassen, das Angebot ausführlich zu prüfen – und es bleibt bei seiner Haltung. Vorstand und Aufsichtsrat seien der Auffassung, dass die Offerte nicht im Interesse von Uniper, ihren Aktionären, Mitarbeitern und weiteren Stakeholdern sei, teilte die frühere Eon-Kraftwerkstochter am Dienstag mit.
Den Aktionären werde daher empfohlen, das Angebot abzulehnen. „Das Angebot von Fortum ist nicht akzeptabel, da es den tatsächlichen Wert von Uniper nicht widerspiegelt“, sagte Konzernchef Klaus Schäfer. Die Entscheidung fiel dem Unternehmen zufolge ohne Gegenstimmen.
Damit bleibt Schäfer zunächst weiter stur. Schon Ende September, als die Finnen ihre Pläne erstmals öffentlich gemacht hatten, hatte der Uniper-Chef die Offerte als „feindlich“ zurückgewiesen und auf die Unabhängigkeit seines Unternehmens gepocht. Anfang November ließ Schäfer sogar in zehn finnischen Tageszeitungen ganzseitige Anzeigen schalten, in denen er gegenüber den Fortum-Aktionären den Sinn der Offerte in Frage stellte.
Deutschlands größte Energieversorger
Umsatz 2016: 9,3 Milliarden Euro
Die hundertprozentige Tochter des staatlichen schwedischen Energiekonzerns Vattenfall AB ging 2002 aus der Fusion der HEW und der Vereinigte Energiewerke AG sowie dem Bergbauunternehmen Lausitzer Braunkohle AG hervor, zu der Anfang 2003 die Berliner Bewag hinzu kam. Vattenfall betreibt in Deutschland die Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel. Wie auch die übrigen Top-Vier-versorger in Deutschland musste der Konzern 2016 einen Umsatzrückgang hinnehmen.
Umsatz 2016: 19,4 Milliarden Euro
Die Energie Baden-Württemberg AG erwirtschaftete noch 2010 mehr als die Hälfte ihres Gewinns aus dem Betrieb der vier konzerneigenen Kernkraftwerke Neckarwestheim eins und zwei, sowie Philippsburg eins und zwei. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima wurden die Werke Neckarwestheim eins und Philippsburg eins im Rahmen des Atom-Moratoriums 2011 stillgelegt. Der Anteil erneuerbarer Energieträger am EnBW-Energiemix soll bis 2020 von 12 auf 40 Prozent erhöht werden
Umsatz 2016: 21,8 Milliarden Euro
Der Energiekonzern Eon vollzog 2016 eine radikale Aufspaltung: Das traditionelle Energiegeschäft bestehend aus konventioneller Erzeugung (einschließlich Wasserkraft, ohne Kernenergie), globalem Energiehandel und dem Russland-Geschäft wurde in die eigenständige Gesellschaft Uniper ausgelagert. Eon will sich mit den verbliebenen Sparten erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze komplett auf den Energiemarkt der Zukunft ausrichten.
Umsatz 2016: 25 Milliarden Euro
Den umgekehrten Weg zu Eon ging ebenfalls 2016 RWE. Der Energiekonzern überführte nicht das traditionelle, sondern das Zukunftsgeschäft in eine neu gegründete Tochtergesellschaft mit Namen Innogy und brachte diese an die Börse. Im Zuge des Atom-Moratoriums wurden 2011 die RWE-Reaktoren Biblis A und B durch die Bundesnetzagentur stillgelegt.
Trotz des anhaltenden Widerstands beherrscht Schäfer aber auch versöhnliche Töne. Wichtig sei, gemeinsam mit Fortum einen Weg zu finden, das künftige Verhältnis beider Unternehmen zu klären, sagte Schäfer er Dienstag auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf laut Redetext. Er habe mit Fortum-Chef Pekka Lundmark vereinbart, sich über die künftige Beziehung auszutauschen. Wichtig sei, eine Vereinbarung zu treffen, die rechtlich belastbar sei, Klarheit für Mitarbeiter und Aktionäre schaffe und für Uniper und Fortum akzeptabel sei.
Fortum bietet 22 Euro je Uniper-Aktie. Damit wird der Stromproduzent mit rund acht Milliarden Euro bewertet. Bis zum 16. Januar können die Uniper-Aktionäre ihre Anteile veräußern. Es ist offen, wie viele Aktionäre das Gebot annehmen werden. Aktuell liegt der Uniper-Kurs schließlich mit 23,80 Euro deutlich über dem angebotenen Kaufpreis.
Ein entscheidender Aktionär hat die Offerte aber schon angenommen: der Eon-Konzern, der erst im September 2016 Uniper an die Börse brachte und sich jetzt von seinen verbliebenen 46,7 Prozent trennen will. Eon hat sich mit Fortum geeinigt, das Paket im Rahmen der Offerte für 3,76 Milliarden Euro zu verkaufen – und kann von der Option auch kaum noch zurücktreten: Dann wäre schließlich eine Strafzahlung von mindestens 750 Millionen Euro fällig. Je nach Entwicklung des Uniper-Kurses könnte die Zahlung sogar im Extremfall auf 1,5 Milliarden Euro steigen. Eon müsste zudem alle bis dahin angedienten Aktien ebenfalls übernehmen.
Fortum-Chef Pekka Lundmark hat auch wiederholt betont, dass sein Unternehmen in erster Linie an Eons Paket interessiert ist und den anderen Aktionären auch schon jede Hoffnung auf einen Zuschlag genommen hat: „Wir haben keinerlei Pläne und sehen keinen Grund, das Angebot zu erhöhen“, sagte er bei der Präsentation des Angebotsprospekts.
Lundmark ist aber auch wiederholt den Ängsten der Uniper-Mitarbeiter vor einer Zerschlagung entgegen getreten. Im Prospekt sagt Fortum zu, keine Zerschlagung anzustreben, die Strategie des Managements zu unterstützen und die Rechte der Mitarbeiter achten zu wollen.
Die Befürchtungen des Uniper-Managements stützten sich auf einen ersten Versuch im vergangenen Sommer, als die Finnen dem Management eine erste Offerte über 19 Euro je Aktie unterbreiteten. Diese sah eine Eingliederung der Aktivitäten in Skandinavien und Russland in die entsprechenden eigenen Töchter vor. Für das deutsche Geschäft sei damals dagegen keine Zukunft aufgezeigt worden, hatte es bei Uniper geheißen.
Management und Betriebsrat hatten auch dem Eon-Konzern und dessen Vorstandschef Johannes Teyssen Vorwürfe gemacht. Eon hatte Uniper erst Anfang 2016 abgespalten, um sich selbst auf das Geschäft mit der Energiewende zu konzentrieren. Jetzt gebe Teyssen Uniper ohne Not der Übernahme preis, hieß es bei der ehemaligen Tochter.
Fortum ist deutlich kleiner als Uniper. Zuletzt setzte das Unternehmen rund 3,6 Milliarden Euro um, Uniper dagegen mehr als 67 Milliarden Euro. Bei Uniper bewegt aber die Handelsabteilung enorme Summen, die Umsätze sind nicht vergleichbar. An der Börse ist Fortum mit 13,4 Milliarden Euro dagegen deutlich mehr wert als Uniper mit derzeit 8,7 Milliarden Euro.
2 Kommentare zu "Energiekonzerne in Übernahmeschlacht: Uniper lehnt Fortum-Gebot weiter ab"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Herr_EN Andre Peter
Warum sollte ein kleiner - aber hoch bewerteter finnischer Staatskonzern eine große - aber niedrig bewertete deutsche Aktiengesellschaft übernehmen, die einen wichtigen Beitrag zur Energie - Versorgungssicherheit leistet? MACHT KEINEN SINN!
Herr_EN Andre Peter
BRAVO LIEBER KLAUS SCHÄFER Nicht nur Mitarbeiter und Aktionäre sehen das Angebot kritisch - die Übernahme durch den finnischen Staatskonzern ist auch nicht sinnvoll für die Versorgungssicherheit Deutschlands. Uniper hat viele Spitzenlastkraftwerke, damit ist es wichtig, dass diese in der Hoheit Deutschlands verwaltet werden. Wie schon das Verschenken der Netze an den niederländischen Staatskonzern Tennet gezeigt hat, funktioniert dann die Verwaltung nicht. DEUTSCHLAND ZAHLT JÄHRLICH CA 400 MIO EUR FÜR WINDSTROM DER NICHT AUS DEM NORDEN IN DEN SÜDEN GELEITET WERDEN KANN. Hier dürfen wir nicht den gleichen Fehler mit Spitzenlastkraftwerke machen! DER WIDERSTAND KLAUS SCHÄFERS DIENT DEUTSCHLAND.
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Warum sollte ein kleiner - aber hoch bewerteter finnischer Staatskonzern eine große - aber niedrig bewertete deutsche Aktiengesellschaft übernehmen, die einen wichtigen Beitrag zur Energie - Versorgungssicherheit leistet? MACHT KEINEN SINN!
BRAVO LIEBER KLAUS SCHÄFER
Nicht nur Mitarbeiter und Aktionäre sehen das Angebot kritisch - die Übernahme durch den finnischen Staatskonzern ist auch nicht sinnvoll für die Versorgungssicherheit Deutschlands. Uniper hat viele Spitzenlastkraftwerke, damit ist es wichtig, dass diese in der Hoheit Deutschlands verwaltet werden.
Wie schon das Verschenken der Netze an den niederländischen Staatskonzern Tennet gezeigt hat, funktioniert dann die Verwaltung nicht. DEUTSCHLAND ZAHLT JÄHRLICH CA 400 MIO EUR FÜR WINDSTROM DER NICHT AUS DEM NORDEN IN DEN SÜDEN GELEITET WERDEN KANN. Hier dürfen wir nicht den gleichen Fehler mit Spitzenlastkraftwerke machen!
DER WIDERSTAND KLAUS SCHÄFERS DIENT DEUTSCHLAND.