Energietechnik „Das Management muss nacharbeiten“: Siemens Energy erhöht Druck auf Windkrafttochter

Der Hochlauf der neuen Turbinengeneration läuft nicht rund.
München Nach dem Rückfall in die Verlustzone erhöht der Dax-Neuling Siemens Energy den Druck auf die kriselnde Windkrafttochter Siemens Gamesa. Das Management gehe die Probleme zwar an, sagte Siemens-Energy-Chef Christian Bruch am Mittwoch. „Aber mir ist das ehrlich gesagt nicht schnell und konsequent genug.“ Die Entwicklung bei den Onshore-Windturbinen an Land sei „absolut nicht zufriedenstellend“.
Wegen der Probleme bei der börsennotierten Tochter Siemens Gamesa verbuchte der gesamte Siemens-Energy-Konzern im dritten Quartal des Geschäftsjahres einen Nettoverlust von 307 Millionen Euro.
Die Gewinnprognose hatte Siemens Energy wegen der Probleme bei Gamesa bereits vor einigen Wochen kassiert. Das Unternehmen hatte ursprünglich eine operative Umsatzrendite vor Sondereffekten von drei bis fünf Prozent in Aussicht gestellt. Bruch erwartet nun nur noch „zwei bis unter drei Prozent“.
Die Verärgerung in München über die Probleme bei Siemens Gamesa ist groß. „Die Geduld ist aufs Äußerste strapaziert“, hieß es in Unternehmenskreisen. Die Führungsspitze müsse sich noch tiefer in das Projektmanagement einarbeiten und das Tempo erhöhen.
Damit gerät auch Siemens-Gamesa-Chef Andreas Nauen, erst vor einem Jahr an die Spitze gerückt, noch stärker unter Druck. „Das Management muss nacharbeiten“, sagte Siemens-Energy-CEO Bruch. Es habe einen „herben Rückschlag“ bei der Bewältigung der Onshore-Probleme gegeben. Er sei auch unzufrieden mit der Transparenz.
Es sei aber nicht sinnvoll, immer sofort die Führung zu wechseln, sagte Bruch. „Rein und raus aus den Kartoffeln hilft nicht immer.“ In Industriekreisen wird aber davon ausgegangen, dass Nauen spätestens bei der nächsten Gewinnwarnung wackeln könnte.
Bruch selbst gilt als Prozessfanatiker. Die Schwierigkeiten im Linde-Anlagenbau, wo er zuvor arbeitete, hatte er einst mit viel Detailarbeit behoben. Umso ungeduldiger dürfte er nun angesichts der anhaltenden Probleme bei Siemens Gamesa sein.
Siemens Gamesa bekommt Probleme seit Jahren nicht in den Griff
Den Umsatz konnte Siemens Energy im dritten Quartal zwar um knapp neun Prozent auf 7,3 Milliarden Euro steigern. Allerdings brach der Auftragseingang um mehr als ein Drittel auf 5,9 Milliarden Euro ein. Auch hierfür war Siemens Gamesa verantwortlich. Das angepasste operative Ergebnis (Ebita) betrug im Konzern minus 124 Millionen Euro nach einem Verlust von 1,2 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.
Seit der Fusion der Siemens-Windkraftsparte mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa vor gut vier Jahren hat das neue Unternehmen die Probleme nicht in den Griff bekommen. Gut läuft es bei den Offshore-Windrädern auf hoher See, wo der Konzern Weltmarktführer ist. Diese hatte vor allem Siemens eingebracht.
Dagegen läuft es bei den Onshore-Windrädern an Land, die vor allem die Stärke von Gamesa waren, weiterhin nicht rund. Aktuell hakt es vor allem beim Hochlauf der neuen Windkraftanlagen-Generation 5.X.
Diese ist die erste gemeinsam entwickelte Plattform von Siemens Gamesa für Windräder an Land und die bislang leistungsstärkste Onshore-Turbine mit Getriebe. Einen ersten Großauftrag erhielt das Unternehmen aus Brasilien. Allerdings ist dort ein Anteil lokaler Fertigung gefordert – und der Aufbau der Produktion bereitete Schwierigkeiten.
Bruch betonte, dass Gamesa an den Onshore-Windrädern festhalten soll. Es gebe Synergien mit dem Offshore-Bereich, die aber noch nicht ausreichend genutzt würden.

Die Entwicklung bei den Onshore-Windturbinen an Land bezeichnet der Siemens-Energy-Chef als „absolut nicht zufriedenstellend“.
Es ist ein Geburtsfehler von Siemens Energy, dass die zukunftsträchtigste Sparte – Siemens Gamesa mit den erneuerbaren Energien – ein eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen ist. Der Mutterkonzern hat nur indirekt über den Aufsichtsrat Zugriff. Es fehlen aber die finanziellen Möglichkeiten, um das Unternehmen vollständig zu übernehmen und in den Konzern zu integrieren.
Unter diesem strukturellen Problem leidet auch der Aktienkurs. Siemens hatte seine margenschwache Energietechnik im vergangenen Jahr abgespalten und als Siemens Energy an die Börse gebracht. Das neue Unternehmen zog rasch in den Dax ein.
Aktie von Siemens Energy unter Druck
Allerdings erlebte der Konzern an den Börsen eine Berg-und-Tal-Fahrt. Gestartet war die Abspaltung im Herbst 2020 mit einem Kurs von 22 Euro. Recht schnell stieg er um die Hälfte auf gut 33 Euro. Mit der Gewinnwarnung ging es jedoch wieder abwärts. Nach Vorlage der Zahlen sank der Kurs bis zum Mittwochmittag um knapp zwei Prozent auf nur noch rund 23 Euro.
Ein kleiner Lichtblick ist derzeit ausgerechnet die margenschwache Kraftwerkssparte. Die Einheit mit dem Namen „Gas and Power“ schaffte mit einem operativen Gewinn von 84 Millionen Euro den Sprung in die schwarzen Zahlen. Vor Sondereffekten betrug die Marge 5,1 Prozent. Der Umsatz stieg um sieben Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. „Das Team macht eine tolle Arbeit“, lobte Bruch.
Bei Gas and Power hängt derzeit allerdings der Haussegen schief. Die Verhandlungen über den Abbau von 3000 Stellen in Deutschland waren kürzlich geplatzt. Nun geht der Fall vor eine Einigungsstelle. Mit diesem Verfahren haben weder Arbeitnehmer noch Unternehmen viel Erfahrung, daher ist der Ausgang ungewiss. Laut Verhandlungskreisen dreht sich der Streit unter anderem um die Frage, inwieweit Produktion vor allem aus Berlin ins Ausland verlagert werden könnte.
Trotz der zuletzt guten Entwicklung in der Kraftwerkssparte müssten die Sparmaßnahmen durchgezogen werden, sagte Bruch. „Wir müssen weiter auf die Kosten achten, da ändert sich nichts.“
Siemens war historisch betrachtet immer vor allem bei großen Gasturbinen stark. In Zeiten der Energiewende sind aber vor allem kleinere, dezentrale Lösungen gefragt. Daher ist die Auslastung zum Beispiel im traditionsreichen Berliner Turbinenwerk gering.
Angesichts der strukturellen Probleme in der Kraftwerkssparte sollten eigentlich die erneuerbaren Energien als immer wichtiger werdendes Kerngeschäft für positive Nachrichten sorgen. Doch davon ist Siemens Gamesa derzeit weit entfernt.
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Die Dinger braucht kein Mensch und die Installation zerstört lediglich die Natur. Das sickert langsam auch in das letzte ideologisch-grün blockierte Gehirn. Die "Energiewende" Deutschlands ist ein weiterer Schuß in den Ofen der "Noch" Kanzlerin mit dem Sie dem deutschen Normalverbraucher ein bißchen mehr vom letzten Hemd genommen hat. Selbst in Berlin pfeifen das die Spatzen mittlerweile von den Dächern. Ohne Kohlekraftwerke hätten wir in den letzten Wochen wohl wieder mit einem Blackout zu kämpfen gehabt. Das Ausland ist da teilweise schon um Einiges schlauer. Logisch dass das Auftragsvolumen in dem Bereich rapide abnimmt und die Verteilungskämpfe zunehmen. Da werden einige Firmen in naher Zukunft die Tore schließen