Energietechnik Verhandlungen bei Siemens Energy über Stellenabbau vorerst gescheitert

Nach Informationen des Handelsblatts aus Verhandlungskreisen gab es insbesondere Streit um eine geplante Verlagerung von Turbinenproduktion ins Ausland.
München Die Verhandlungen zwischen Siemens Energy und den Arbeitnehmervertretern über die Details des geplanten Stellenabbaus sind vorerst gescheitert. Man habe sich mit dem Gesamtbetriebsrat darauf verständigt, „die Verhandlungen zur Verbesserung der operativen Leistungsfähigkeit in der bisherigen Form zu beenden“, teilte der Dax-Konzern am Freitag mit. Das Betriebsverfassungsgesetz sehe nun eine Einigungsstelle vor.
Siemens Energy hatte Anfang des Jahres den Abbau von weltweit nochmals 7800 Arbeitsplätzen angekündigt, 3000 davon in Deutschland. In den vergangenen Wochen hatten beide Seiten hart um den Interessenausgleich gerungen.
Nach Informationen des Handelsblatts aus Verhandlungskreisen gab es insbesondere Streit um eine geplante Verlagerung von Turbinenproduktion ins Ausland. Die Arbeitnehmerseite soll dies in der aktuellen Phase, in der der Gasturbinenmarkt unter Druck ist und sich das Wasserstoffzeitalter abzeichnet, nicht für sinnvoll gehalten haben.
Das Unternehmen wollte sich nicht zu den Hintergründen des Scheiterns äußern, „solange nicht eine Gesamtvereinbarung getroffen worden ist“.
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Der Vorgang ist für ein Unternehmen der Siemens-Familie ungewöhnlich. In dem Konzern und seinen Ablegern hatte es immer wieder große Stellenabbaurunden gegeben. Doch hatten sich die beiden Seiten am Ende immer auf die Details wie zum Beispiel Abfindungsregelungen geeinigt. Meist fiel der Stellenabbau dann auch etwas glimpflicher aus.
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Arbeitnehmer: "Alternativen nicht ernsthaft geprüft"
Aufsichtsrat Hagen Reimer von der IG Metall sagte dem Handelsblatt: „Wir bedauern das Scheitern der Verhandlungen.“ Gegen die Tradition sei man nicht wie in früheren Fällen zu einer „schmerzhaften Kompromisslösung gekommen“. Die Firmenseite habe sich „unerwartet hart“ gezeigt.
Nach Einschätzung Reimers ging es nicht nur um die reinen Zahlen, sondern auch „um die Absicht, Fertigungstiefe aus Deutschland abzuziehen“. Dies sei aber für das Wohl des Unternehmens insgesamt nicht förderlich.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Robert Kensbock sagte, man sei „bei vielen Themen aufeinander zugegangen“. „Bei einigen Inhalten beharrt die Unternehmensseite jedoch auf ihren Abbauzielen, ohne Alternativkonzepte unsererseits ernsthaft zu prüfen.“
Nun muss eine Einigungsstelle eine Lösung finden. Diese ist unter der Leitung eines unabhängigen Vorsitzenden paritätisch mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern besetzt.
Ex-Siemenschef Joe Kaeser hatte die margenschwache Energietechnik als Siemens Energy abgespalten und an die Börse gebracht. Das neue Unternehmen stieg rasch in den Dax auf.
Im zweiten Quartal 2020/21 fuhr Siemens Energy ein vergleichsweise gutes Ergebnis ein. Der operative Gewinn verdoppelte sich angesichts der guten Geschäfte mit erneuerbaren Energien auf 197 Millionen Euro.
Allerdings ging der Umsatz wegen Währungseffekten und der anhaltenden Schwäche bei konventionellen Kraftwerken um 4,4 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zurück.
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