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Energie

Energiewirtschaft Eon-Chef Teyssen will virtuelle Hauptversammlung nach der Krise beibehalten

Auch der Energiekonzern muss sein Aktionärstreffen wegen der Pandemie im Internet abhalten. Im Gegensatz zu anderen CEOs befürwortet Teyssen virtuelle Versammlungen.
28.05.2020 - 13:40 Uhr Kommentieren
CEO Johannes Teyssen befürwortet die virtuelle Versammlung. Quelle: dpa
Online-Hauptversammlung von Eon

CEO Johannes Teyssen befürwortet die virtuelle Versammlung.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Livestream statt Grugahalle – und ganz zu Beginn ein spezieller Wunsch: „Drücken wir die Daumen für eine schnelle Internetverbindung“, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen zum Auftakt der Hauptversammlung in die Kamera. Wie die meisten anderen Konzerne zwang die Corona-Pandemie auch Deutschlands größten Energiekonzern dazu, die Hauptversammlung ins Internet zu verlegen.

Während vieler seiner Amtskollegen aber in ihren Reden die virtuellen Aktionärstreffen bedauerten und im kommenden Jahr wieder zur normalen Präsenzveranstaltung zurückkehren wollen, würde Teyssen das Format – zumindest in Ergänzung – gerne beibehalten.

„Sicher kann und muss das Format noch weiterentwickelt werden und hat noch deutlichen Raum für Verbesserungen. Ich werbe aber ausdrücklich dafür, den Weg für eine modernere und zeitgerechtere Hauptversammlung zu suchen“, sagte Teyssen am Schluss seiner Rede: „Vielleicht hilft dabei ein Motto aus unseren Integrationsarbeiten bei Eon und Innogy: 'Best of both worlds', also das Beste aus der altern Präsenzkultur und das Beste aus der neuen, digital unterstützten Online Kultur anzustreben.“

Die Bundesregierung hatte wegen der Corona-Pandemie kurzfristig entschieden, dass Aktiengesellschaften ihre Hauptversammlungen rein virtuell abhalten dürfen. Die Unternehmen wären sonst in Schwierigkeiten geraten, weil unklar ist, wann größere Präsenzveranstaltungen wieder möglich sind.

Nicht nur die Auszahlung der Dividende hätte sich verzögert, manche Unternehmen mussten auch Fristen einhalten. Eon, beispielsweise, musste die Hauptversammlung bis zum 15. Juni abhalten, weil der Konzern den Wirtschaftsprüfer wechselt und dafür einen Beschluss braucht.

Allerdings ist die Möglichkeit einer virtuellen Hauptversammlung bislang auf ein Jahr begrenzt. Auch wenn sich andere Vorstandschefs bisher in der Frage zurückgehalten haben, in vielen Unternehmen gibt es den Wunsch, die Aktionärstreffen auch künftig zumindest parallel im Internet abhalten zu können.

Konzerne wie Lufthansa, Bayer oder Allianz lobten den strafferen Ablauf. Aktionärsschützer sind dagegen skeptisch. Sie bemängeln das eingeschränkte Rederecht, weil Fragen in diesem Jahr vorab eingereicht werden müssen und es keine Möglichkeit gibt, nachzuhaken. Gut 100 Fragen waren es bei Eon. Einige Rechtsexperten rechnen auch schon mit Anfechtungsklagen.

Kritik von Aktionärsschützern

„Wir hätten es sehr begrüßt, wenn Eon sich auch in diesem Jahr dem öffentlichen Dialog mit den Aktionären auf der Hauptversammlung gestellt hätte, um daraus wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung des Unternehmens zu gewinnen“, erklärte Thomas Deser, Portfoliomanager bei Union Investment. „Wir erwarten, dass wir als Aktionäre bei künftigen Hauptversammlungen von Eon wieder unser volles Frage-, Rede- und Auskunftsrecht bekommen.“

Deser kritisierte, dass Eon die Reden von Vorstand und Aufsichtsrat in diesem Jahr nicht vorab veröffentlicht habe. Dass hätte Aktionären zumindest noch die Möglichkeit gegeben, „Rückfragen zu stellen“. Eon habe damit eine Chance vertan.

Andere Unternehmen hatten die Redemanuskripte schon mehrere Tage im Voraus veröffentlicht. Eon entschied sich bewusst dagegen. Man habe der Veranstaltung die Lebendigkeit bewahren wollen, hieß es.

„Natürlich ist dieses digital unterstützte Online-Format uns allen noch fremd“, räumte Teyssen ein. Er verwies aber auf die hohe Zahl an Anmeldungen. Tatsächlich lag die Präsenz bei fast 70 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es 62 Prozent. Das sei „ein absoluter Rekordwert“ in der rund 55-jährigen Geschichte seit der Börseneinführung Mitte der 60er-Jahre.

Natürlich würden viele der „treuen deutschen Privataktionäre“ bedauern, nicht live in Essen dabei sein zu können. „Ist es aber nicht ein schöner Ausgleich, dass erstmals auch die vielen internationalen Aktionäre von Anfang bis Ende dabei sein können und auch ihre Fragen stellen konnten? Und ist es zu Zeiten der Online-Kultur und des Klimaschutzes nicht vielleicht sogar nachhaltiger, wenn eine Beteiligung ohne anstrengende Reisen ermöglicht wird?“, fragte Teyssen. Schließlich hat Eon – wie die meisten anderen Großkonzerne – inzwischen die meisten Aktionäre im Ausland.

Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley begrüßte Teyssens Plädoyer: „Ich freue mich über Ihren Appell.“ Die Erfahrungen zeigten, dass virtuelle Hauptversammlungen Vorteile hätten.

Finanziell ist die virtuelle Hauptversammlung auch im Vorteil. Zwar hatte Eon die Veranstaltungen schon in den vergangenen Jahren verschlankt und die Kosten von rund drei auf 1,5 Millionen Euro gesenkt. Die virtuelle Variante schlug aber nur mit 300.000 Euro zu Buche. Hinzu kamen wohl Kosten in Höhe von 300.000 Euro, die Eon für die Absage der Präsenzveranstaltung bezahlen musste, beispielsweise die Miete der Grugahalle.

Mehr: Virtuelle Hauptversammlungen – Ausnahme oder Zukunftsmodell?

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