
Vor allem wegen der schwachen Auftragslage in Deutschland schnitt Nordex im Auftaktquartal schlechter ab als von Experten erwartet.
DüsseldorfKaum ins Jahr gestartet, macht sich die Krise für die Windturbinenbauer Nordex und Senvion schon bemerkbar. Am Dienstag legten zwei der großen deutschen Windturbinenbauer ihre Zahlen für das erste Quartal 2018 vor – und die waren alles andere als gut. Beide Hersteller leiden massiv unter dem vorherrschenden Preisdruck in der Branche.
Sowohl Nordex, als auch Senvion verbuchten in den ersten Monaten einen starken Umsatzrückgang und schwache Auftragseingänge. Aber während das deutsch-spanische Unternehmen Nordex zumindest auf Wachstumspfad ist, sieht es für Senvion düster aus.
Weil die Vergütungen für Ökostrom weltweit gekappt werden, stehen die Hersteller von Turbinen und Rotorblättern stark unter Druck. Fördergelder werden nicht mehr gesetzlich garantiert. Die Konzerne müssen sich im Wettbewerb untereinander um die Höhe der Vergütungen streiten. Bei der Windkraft auf See gab es jüngst sogar Gebote von Windparkbetreibern unter den Ausschreibungsgewinnern, die es zukünftig ganz ohne Förderung versuchen wollen.
Analysten warnen die Hersteller deswegen, 2018 werde ein „dramatisches Jahr“. Zwar werden trotzdem immer mehr Windräder installiert, doch die bringen weniger ein als früher. Die Windanlagenbauer leiden unter einem harten Konkurrenzkampf. „Es war zu erwarten, dass die kleinen Turbinenhersteller im laufenden Jahr unter dem vorherrschenden Preisdruck in der Branche leiden werden“, sagt Warburg Research-Analyst Arash Roshan Zamir.
Besonders hart trifft das erste Quartal den Hamburger Konzern Senvion. Der Umsatz bricht im Vergleich zum Vorjahr um satte 35 Prozent auf 256 Millionen Euro ein. Das Unternehmen startet somit äußerst schwach ins neue Jahr.
Die Profitabilität ist mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebitda) mit gerade einmal einer Million Euro „alles andere als zufriedenstellend“, sagt Roshan Zamir. Das sehen die Anleger ähnlich: Senvion startet am Dienstag mit einem Minus von fast zwei Prozent.
Konkurrent Nordex muss zwar ebenfalls mit einem starken Umsatzrückgang von 648 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verkraften und verbucht 487 Millionen Euro. Auch der operative Gewinn brach (Ebitda) im ersten Quartal auf 20,0 (51,2) Millionen Euro ein.
Gestiegene Bestellungen stimmen den Windturbinenbauer für den weiteren Jahresverlauf allerdings zuversichtlich. „In der zweiten Jahreshälfte werden Installationen und Umsätze höher als in den ersten beiden Quartalen ausfallen“, kündigte Firmenchef José Luis Blanco am Dienstag an. Insgesamt rechnet er weiterhin mit einem Rückgang der Erlöse auf 2,4 bis 2,6 (Vorjahr: 3,08) Milliarden Euro.
Auch Analyst Roshan Zamir sieht das Unternehmen auf dem richtigen Weg. Als wichtigsten Indikator dafür wertet er den rasant gestiegenen Auftragseingang: der hat sich im ersten Quartal mehr als verdoppelt und zwar von 333 Millionen Euro 2017 auf nunmehr 820 Millionen Euro. Auch die Anleger sind zuversichtlich: Die Aktie legte um über fünf Prozent auf 9,33 Euro zu.
Anfang Mai hatte schon der deutsch-spanische Gemeinschaftskonzern Siemens Gamesa Zahlen vorgelegt. Der Wandel des Windmarktes hat auch hier starke Spuren hinterlassen. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres, das bei Siemens Gamesa im Oktober beginnt, sackte der Gewinn vor Zinsen und Steuern im Vergleich zum Vorjahr um 82 Prozent in den Keller und landete bei 54 Millionen Euro.
Selbst bereinigt um die Kosten des Zusammenschlusses und für Restrukturierung und Konsolidierung hätte das Minus immer noch 40 Prozent betragen. Auch der Umsatz gab um 29 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro nach.
Dagegen erzielte der Konzern immerhin einen Nettogewinn von 35 Millionen Euro, nachdem im Vorquartal noch ein Verlust in gleicher Höhe angefallen war. Positiv waren wie schon im vergangenen Quartal die Auftragseingänge: Sie stiegen um drei Milliarden Euro und liegen nun insgesamt auf dem Vorjahresniveau, das laut CEO Markus Tacke einen Rekord darstellte.
Genau da sieht auch Roshan Zamir etwas optimistischer in die Zukunft. Vor den Windradherstellern liege zwar ein turbulentes Jahr, „aber die bei allen Dreien gestiegenen Auftragseingänge im ersten Quartal deuten auf eine positive Trendumkehr hin“, da ist sich der Experte sicher.

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