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Energie
Fördermittel für erneuerbare Energien

In fünf Jahren soll die Erneuerbaren-Branche ohne staatliche Unterstützung auskommen, so Altmaier. Industrie und Ökonomen sind nicht ganz so optimistisch.

(Foto: dpa)

Erneuerbare Energien Das Ende der Öko-Subventionen naht

Die Energiewende kostet die Verbraucher Milliarden. Wirtschaftsminister Altmaier verspricht, dass damit bald Schluss ist. Experten sind anderer Meinung.
18.04.2018 - 10:30 Uhr 5 Kommentare

Düsseldorf Zwei bis drei Billionen Euro soll die Energiewende bis 2050 kosten. Das meiste davon zahlt über Umlagen seit Jahren der Verbraucher. Geregelt ist das im Erneuerbare-Energien-Gesetz – das Kürzel EEG können deshalb viele schon lange nicht mehr hören.

Der neue Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) stieß aus diesem Grund auf offene Ohren, als er am Dienstag verkündete, dass er bereits in vier bis fünf Jahren ein Ende der staatlichen Unterstützungen sehe.

Das macht Sinn, sagen Industrie und Ökonomen. Warnen aber gleichzeitig: Sollte die Politik einen solchen Schritt ohne die nötigen Rahmenbedingungen gehen, riskiere sie einen Kollaps der gesamten Branche. Und das an einem Punkt, an dem die Industrie gerade auf dem Weg zur vollen Wettbewerbsfähigkeit ist.

Die Förderung der erneuerbaren Energien in Deutschland ist beides: Erfolgsmodell und Streitpunkt. Inzwischen kommt aber immerhin mehr als ein Drittel des deutschen Stroms aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind. Dafür bezahlten die Verbraucher allein im vergangenen Jahr nach Angaben der vier großen Übertragungsnetzbetreiber auch mehr als 25 Milliarden Euro.

Um die Kosten zu senken, hat die Bundesregierung Ausschreibungen für die Förderung von Wind- und Solarstrom eingeführt. Statt staatlich garantierter Vergütungen pro Kilowattstunde bekommt jetzt derjenige den Zuschlag, der die niedrigste Subvention fordert. Die Folge: Die Vergütungen für grünen Strom stürzen ins Bodenlose. Der Druck auf die Industrie ist immens.

Bei einer Ausschreibung für Windenergie auf See hat mit EnBW erstmals ein Betreiber den Zuschlag für einen Windpark erhalten, der sogar ganz ohne Subventionen auskommen will. EnBW will den Strom dann zum aktuell gehandelten Börsenpreis verkaufen – ganz ohne einen Zuschuss vom Staat.

„Die Branche geht also schon heute in eine Richtung, in der Fördergelder weniger wichtig werden“, sagt Energieökonom Ulf Moslener von der Frankfurt School of Finance. „Das heißt aber nicht, dass die Märkte alles von alleine schaffen“, so Moslener.

Der harte Wettbewerb hat zwar die Ausbaukosten für erneuerbare Energien massiv gesenkt – neu errichtete Anlagen produzieren bereits heute günstiger Strom als beispielsweise ein neu errichtetes Kohlekraftwerk. Vergleicht man aber die Investitionen für Wind- und Solarparks mit älteren konventionellen Kraftwerken, seien die Erneuerbaren in den Gestehungskosten immer noch teurer, erklärt Moslener.

Wegen der hohen Finanzierungssummen dienen die Subventionen den Unternehmen deswegen als Absicherung, etwa um einen Kredit bei der Bank zu bekommen. Der Optimismus von Peter Altmaier sei deswegen nur dann berechtigt, „wenn die Bundesregierung den Kohleausstieg zügig und ernsthaft einleitet sowie mit nachhaltiger CO2-Bepreisung für einen fairen Markt sorgt“, sagt Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie.

Einen Preis pro ausgestoßener Tonne CO2 festzusetzen würde etwa die Stromgewinnung aus Kohle teurer machen. Deswegen sehen auch viele Ökonomen darin ein effektives Mittel, den Markt der erneuerbaren Energien wettbewerbsfähig zu machen. Derzeit gibt es in der EU zwar schon einen Emissionshandel, der entfaltet aber kaum eine Lenkungswirkung.

„Die Energiewende wird nicht gelingen können, wenn kein einheitlicher CO2-Preis, beispielsweise durch eine Revitalisierung des europäischen Emissionshandelssystems oder durch CO2-Besteuerung, etabliert werden kann“, sagt Christoph Schmidt, Präsident des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung dem Handelsblatt. Das sei auch volkswirtschaftlich deutlich günstiger als technologiespezifische Subventionen.

Im Koalitionsvertrag bleiben Union und SPD bei dem umstrittenen Thema vage. Der EU-Emissionshandel solle als Leitinstrument gestärkt werden, heißt es. Altmaier sprach am Dienstag zwar davon, den Netzausbau zu beschleunigen, das Thema CO2-Bepreisung ließ er allerdings außen vor. Ohne den geht es aber auch aus Sicht der Solarunternehmen nicht.

Wenn die Rahmenbedingungen allerdings stimmen, ist sich Pierre-Pascal Urbon, Chef des letzten großen Photovoltaik-Konzerns in Deutschland, SMA, aber sicher, sei auch der von Altmaier skizzierte Zeitrahmen machbar. Auch Carsten Körnig, Vorsitzender des Bundesverbandes Solarwirtschaft, sieht seine Branche auf der „Schwelle zur Wirtschaftlichkeit“.

„Wir wollen so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen. Noch brauchen wir aber eine Absicherung gegen schwankende Börsenpreise. Das sollte weiterhin durch das EEG erfolgen, zumindest solange eine angemessene CO2-Bepreisung auf sich warten lässt“, sagt er dem Handelsblatt.

Zehn Jahre würde das aber mindestens noch dauern. Solange, da sind sich Industrie und Ökonomen einig, kann die Erneuerbaren-Branche aus eigener Kraft nicht auf dem freien Markt bestehen.

Das sind die größten Windkraft-Konzerne der Welt
Platz 14: XEMC (China)
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Nirgendwo auf der Welt werden jährlich mehr Windräder ans Stromnetz angeschlossen als in China. XEMC profitiert zwar von diesem Boom, hat aber durch einen etwas schwächeren Windmarkt an Bedeutung verloren. Der chinesische Elektrokonzern hat im Jahr 2009 die niederländische Energiefirma Darwind gekauft und sich so wertvolles Know-how für die Herstellung von Windturbinen und Rotorblättern gesichert, den wichtigsten Komponenten von Windenergieanlagen. Nach Berechnungen der Marktforschungsfirma FTI Intelligence brachte es XEMC 2017 auf fast tausend verkaufte Turbinen und einen Marktanteil von 1,8 Prozent.

Marktanteil 1,8 Prozent.  

(Foto: Reuters)
Platz 13: Sewind (China)
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Im vergangenen Jahr fand sich auf diesem Platz noch der chinesische Staatskonzern Dongfang, im Ranking 2017 wird er von seinem ebenfalls chinesischen Konkurrenten Sewind zwei Plätze nach hinten verwiesen. Die Windkraftsparte des chinesischen Staatskonzerns Shanghai Electric produziert in zwei Fabriken jährlich mehr als 3.000 Windräder. Besonders erfolgreich ist das Unternehmen mit seinen Anlagen auf hoher See. Im Segment Offshore-Wind zählt Sewind zu den drei größten Herstellern weltweit. In Deutschland sind die Chinesen zudem am Maschinenbauer Manz AG beteiligt.

Marktanteil: 2,1 Prozent.  

(Foto: dpa)
Platz 12: CSIC Haizhuang (China)
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Unter den 15 führenden Windkraftkonzernen der Welt befinden sich gleich acht Unternehmen aus China. Der Grund ist simpel: Im Reich der Mitte wurden alleine 2017 mehr als 45 Prozent der weltweit neu installierten Windräder ans Stromnetz angeschlossen. Ausländische Firmen kommen in China kaum zum Zug, der Markt ist weitgehend abgeschottet. Dieser Heimatbonus beflügelt Konzerne wie CSIC Haizhuang – sie prägen verstärkt den Weltmarkt.

Marktanteil: 2,3 Prozent.

(Foto: dpa)
Platz 11: United Power (China)
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Der chinesische Windkraft-Konzern, United Power, bekommt die gedämpfte Entwicklung auf dem Heimatmarkt stark zu spüren. Vom siebten geht es auf den elften Platz und der Marktanteil schrumpft um ganze 1,2 Prozent. Die Tochtergesellschaft des staatlichen Stromversorgers China Guodian produziert Turbinen für Windräder an Land und auf hoher See in beinahe allen Leistungsklassen.

Marktanteil: 2,6 Prozent.

(Foto: dpa)
Platz 10: Suzion (Indien)
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Dank eines Boom-Jahres auf dem heimischen Markt, hat der indische Windturbinenhersteller Suzion es in die Top 15 geschafft. Das ist allerdings auch der Markt, auf den fast 40 Prozent des Geschäfts von Suzion entfallen. Im laufenden Jahr wird aufgrund von der Umstellung auf offene Ausschreibungen erst einmal mit einem Einbruch des indischen Marktes gerechnet, dann muss auch der Windradbauer zunächst mit einem Auftragseinbruch rechnen.

Marktanteil: 2,6 Prozent.

(Foto: Reuters)
Platz 9: Senvion (Deutschland)
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Deutschlands viertgrößter Windkraftkonzern Senvion hat es auch global wieder unter die Top 10 geschafft. Ganze drei Plätze brachte ihn ein Rekordjahr auf dem deutschen Markt nach vorne. In der Bundesrepublik wurde noch nie soviel Windkraftleistung installiert wie im vergangenen Jahr: Ganze 6,5 Megawatt. Im nächsten Jahr könnte das aber wieder ganz anders aussehen. Die Hamburger kämpfen mit schwindenden Subventionen, massiven Preiskampf und sinkenden Umsätzen.

Marktanteil: 3,7 Prozent.

(Foto: dpa)
Platz 8: Mingyang (China)
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Chinas drittgrößter Windkraftkonzern will sich vom Maschinenbauer zum Service-Unternehmen wandeln. Zwar soll die Produktion von Turbinen, Gondeln und Rotorblättern weiterhin eine wesentliche Säule des Geschäfts bleiben, aber die Wartung und Instandhaltung von Windrädern verspricht höhere Renditen. Im Gegensatz zu den meisten anderen chinesischen Windkonzernen, konnte Mingyang seinen Marktanteil 2017 sogar vergrößern.

Marktanteil: 4,7 Prozent.

(Foto: PR)
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5 Kommentare zu "Erneuerbare Energien: Das Ende der Öko-Subventionen naht"

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  • Ja, es ist an der Zeit zu informieren, es gibt neben Wind- und Solarenergie grossartige News. Die Berliner Neutrino Energy Group und ihr Team an Wissenschaftlern wie PROF.KONSTANTIN MEYL stehen für die Energienutzung von Neutrino-Energy. Diese unendlich strömende Ressource und die Entwicklung einer neuen Technologie zur ENERGIENUTZUNG ist jetzt vorrangig. Anwendbar für die mobile, dezentrale Haushaltsenergie (ein Powercube pro Haushalt 5kw) und für die Elektromobilität mit einem ersten Fahrzeug PI, mit unendlicher Reichweite, quasi &aus der Luft betankt& und angetrieben von Tag und Nacht milliardenfach strömenden Neutrinos welche Energie abgeben. Mit dieser neuen Technologie können weltweit herkömmlichen Material aufwendige Akkus und Batterien abgelöst werden. Und das System der Grosskraftwerke wird nicht allein den Markt bestimmen. Die Herstellung der Hardware wird neue Berufe und Arbeitsplätze schaffen. Auch der kürzlich verstorbene Prof.Hawking, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats, war überzeugt von dieser grossartigen Entdeckung für die Menschheit des 21Jahrhunderts.. Es wird entscheidend für die erfolgreiche Umstrukturierung der Gesellschaft sich dieser Innovation zu öffnen, um die Energiewende und den gesteigerten Bedarf an Energie zu decken.

  • "Deswegen sehen auch viele Ökonomen darin ein effektives Mittel, den Markt der erneuerbaren Energien wettbewerbsfähig zu machen. Derzeit gibt es in der EU zwar schon einen Emissionshandel, der entfaltet aber kaum eine Lenkungswirkung."

    Können Sie mir bitte erklären, ab wann Ihrer Meinung nach ein Emissionspreis eine Lenkungswirkung entfaltet? Der EUA Preis hat sich im letzten Jahr verdreifacht, in den letzten sechs Monaten auf nun fast 14 €/t verdoppelt. Leider werden solche Entwicklungen häufig gerne missachtet bzw. absichtlich nicht kommuniziert.

  • Das ist Teil der üblichen Ökokommunikation losgelöst von den Realitäten von Ökonomie und Technik.

    Technisch gesehen folgt die Einspeisung des umweltschädlichen Stroms von Wind und Sonne den Launen des Wetters, der Tages- und Jahreszeit. In einem Netz in dem Einspeisung und Verbrauch in jedem Augenblick gleich sein müssen ist solcher Strom nahezu wertlos.

    Bei unveränderter Situation hätte eine Einstellung der Subventionen zur Konsequenz, dass die Hausbesitzer ihren Sondermüll von den Dächern holen müssten und je nach Bundesland die Windmühlenbetreiber die Windmühlen verschrotten und die Fundamente teilweise abtragen müssten.

    Allerdings kann man die "Wettbewerbsfähigkeit" auch dahingehend erreichen, dass man die umweltfreundlichen Kernkraftwerke stilllegt (ist im Gange), die modernen Kohlekraftwerke mit Auflagen, Schikanen und CO2 Emissionszertifikaten soweit verteuert, dass Windmühlen und Solaranlagen wirtschaftlich bestehen können.

    Dies hat dann extrem hohe Strompreise und wahrscheinlich auch Abschaltverträge (Industriebetriebe werden bei zu geringem Windstromaufkommen stillgelegt) zur Konsequenz. Damit werden Bevölkerung, Industrie und Gewerbe schwer belastet. Es stellt sich dann die Frage inwieweit die deutsche Gesellschaft dann noch die Belastungen aus dem ökosozialistischem Komplex, Umvolkung, Kampf gegen Auto und Autoindustrie tragen kann, oder sehr wahrscheinlich kollabiert.

  • "„Die Energiewende wird nicht gelingen können, wenn kein einheitlicher CO2-Preis, beispielsweise durch eine Revitalisierung des europäischen Emissionshandelssystems oder durch CO2-Besteuerung, etabliert werden kann“, sagt Christoph Schmidt, Präsident des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung dem Handelsblatt. Das sei auch volkswirtschaftlich deutlich günstiger als technologiespezifische Subventionen."

    Das ist der Dreh- und Angelpunkt.

  • Wenn der Staat Subventionen verteilt (grundsätzlich bin ich auch dagegen), sollte er das über den Bundeshaushalt tun und nicht Geringverdiener und Rentner damit belasten. Es gibt auch nicht wirklich einen Markt, da einerseits subventioniert wird, die umweltfreundlichen AKW's aber abgeschaltet werden. Würden die bis zur technisch sinnvollen Nutzungsdauer laufen, könnten wir auf Kohlekraftwerke verzichten. Mit "Öko" hat das ganze auch nichts zu tun. Warten wir mal ab, bis die ersten Sonnenkollektoren entsorgt werden müssen. Vielleicht nimmt China sie ja zurück. Genug Arbeitsplätze haben wir dort ja damit geschaffen.

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