Erneuerbare Energien Windenergie kommt nicht voran – Neuer Negativrekord bei Ausschreibungen

Selbst mit vorliegender Genehmigung werden immer weniger Windräder in Deutschland aufgestellt.
Düsseldorf In Deutschland werden nicht nur immer weniger Windräder gebaut, kaum jemand will überhaupt noch welche bauen. Bei der zweiten Ausschreibungsrunde für Windenergie an Land haben sich gerade einmal 20 Prozent der teilnahmeberechtigten Projekte beworben. Das ergab eine Analyse der Fachagentur Windenergie an Land.
Von den ausgeschriebenen 650 Megawatt (MW) konnten so gerade mal 270 MW für den Bau neuer Windräder vergeben werden. Die Auswertung liegt dem Handelsblatt exklusiv vor. Nach der Abschaffung von festen staatlichen Vergütungen muss sich die Windbranche in freien Ausschreibungen um die Höhe der Zuschüsse streiten.
„Die Lage spitzt sich langsam zu. Von Runde zu Runde wird die Beteiligung immer schlechter“, warnt Windexperte Jürgen Quentin von Windenergie an Land. Immer mehr Bürger wehren sich gegen Windrädern in ihrer Nachbarschaft – auch vor Gericht. Die Klagen gegen die mittlerweile über 200 Meter hohen Anlagen häufen sich, der Ausbau droht ins Stocken zu geraten.
Das größte Problem sehen Experten in den sich häufenden Klagen. Kaum mehr ein Windpark wird gebaut, ohne vor Gericht zu landen. Mehr als 1000 Bürgerinitiativen in ganz Deutschland engagieren sich mittlerweile gegen den Bau neuer Anlagen.
Die Verfahrensdauer kann sich bei solchen Klagen schon mal über mehrere Jahre hinziehen. Das Problem: bekommt ein Projekt den Zuschlag für eine Ausschreibung, bleibt nur ein Zeitfenster von zwei, bis maximal zweieinhalb Jahren um den Windpark auch tatsächlich zu realisieren. Sonst drohen Strafzahlungen von 150.000 bis 200.000 Euro – pro Anlage.
Darin sieht auch Quentin den Grund für die maue Beteiligung an den Ausschreibungsrunden. Zwar gebe es darüber keine Statistik, doch hätten stichpunktartige Recherchen ergeben, dass der Ausbau von mindestens 750 Megawatt Leistung brachliege, weil dagegen Klagen anhängig seien.
Ausbau im Süden kommt zum Erliegen
„An der Wirtschaftlichkeit kann es zumindest nicht liegen. Der Preis ist in den letzten Auktionen wieder gestiegen.“ Lag der Durchschnittspreis pro Zuschlag im Mai vergangenen Jahres noch bei 4,73 Cent pro Kilowattstunde (kWh), stieg er bei der aktuellen Runde auf die zulässige Gebotsobergrenze von 6,20 pro kWh. „Obwohl die Genehmigungen in den Schubladen liegen, gehen die Teilnehmer nicht in die Ausschreibungen“, sagt Quentin.
Durch die geringe Beteiligung verschärfe sich außerdem auch die ungleiche regionale Verteilung weiter. „Seit Einführung der Ausschreibungen sind fast 90 Prozent aller Windräder für Projekte nördlich der Mainlinie bezuschlagt worden“, während der Ausbau im Süden nahezu zum Erliegen gekommen sei. Dabei brauche es gerade hier mit Blick auf die vom Netz gehende Atomenergie mehr Windkraft.
Mit einer Entspannung des Abwärtstrends rechnet Jürgen Quentin bei der nächsten Auktionsrunde im August nicht. „Wenn das so weiter geht, können wir unsere Klimaziele nicht erreichen.“
Bis 2030 will die Bundesregierung den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix von derzeit 38 Prozent auf 65 Prozent erhöhen. Den Großteil davon soll Windenergie schultern. Aktuell sind über 55 Gigawatt (GW) installierter Leistung in Deutschland verbaut. Der Bundesverband für Windenergie geht davon aus, dass es einen Zubau von mindestens 4,5 GW pro Jahr braucht, um dieses Ziel in elf Jahren zu erreichen.
Mehr: Immer mehr Deutsche wehren sich gegen Windräder in ihrer Nachbarschaft – auch vor Gericht. Dabei soll Windenergie einen immer größeren Anteil am Strommix haben.
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Gut so! Windräder vernichten Insekten in einem riesigen Umfang mit der Folge, dass z.B. Bienen immer weniger werden. Und es verringern sich spürbar die Singvögelpopulationen in unserem Landkreis Havelland.
Im dichtbesiedelten Deutschland ist die Anzahl der geeigneten Standorte für eine kommerziell sinnvolle Aufstellung von Windenergieanlagen ohnehin schon begrenzt. Ich würde mich ja freuen, wenn die Medien die von der Politik vorgesehenen Standorte der noch aufzustellenden Windkraftanlagen aber auch Biogasanlagen mit Leistungsmerkmalen veröffentlichen würden. Es kann ja nicht sein, dass die Politik bis 2030 den Anteil der regenerativen Energien auf 65 Prozent steigern will, ohne auch die konkret vorgesehenen Standorte von Windkraftanlagen festzulegen. Bis 2030 in Deutschland wird sich alleine wegen der Verbreitung der Elektromobilität der Stromverbrauch signifikant erhöhen. Es ist mir als Bürger und Wähler ein Rätsel, wie die Bundesregierung und Politik den Mehrbedarf durch alternative Energiequellen decken will. Eine Lösung könnte die Förderung von Mini- und Mikrowindanlagen auf Bauern- und Schulhöfen sowie auf den hundertrausenden Parkplätzen in Gewerbe und Industriegebieten sein. Außerdem wäre eine stärkere Förderung von Fotovoltaikanlagen auf den Millionen Flachdächern von öffentlichen und gewerblich genutzten Gebäuden der Finanzierung von Abwrackprämien für Dieselautos zu favorisieren. Die bisherige politisch gewollte Energiewende empfinde nicht nur ich als teurer als nötig und schlichtweg dilettantisch.
Witzig. Erst führt die geistesgestörte sozialistische Klausel dazu, dass die in Ausschreibungen absurd übervorteilten Bürgerwindparks praktisch jede Ausschreibung in 2018 gewinnen, ohne dass sie bauen müssen. Was fast alle WEA-OEMs in Deutschland in oder an der Rand der Insolvenz brachte, weil man politisch fehlmotiviert die Nachfrage eliminierte. Und jetzt klagen Bürgerinitiativen gegen Bürgerwindparks.
Wenn wir in diesem Tempo so weiter machen, dann schaffen wir die Energiewende...irgendwann! Ich kann nicht nachvollziehen, wie die Politik große Ziele in Sonntagsreden verkündet und bei der Umsetzung so kläglich scheitert. Sich dann noch über die Politikverdrossenheit und dem Erstarken der Rechtspopulisten wie der AfD wundert.
Ich vermute, dass unsere Braunkohlekraftwerke noch sehr lange im Betrieb sein werden.