Exxon, Shell, BP und Co. Wie sich Big Oil in zwei Welten spaltet

Die Zahlen der ersten drei Monate verpassen den Ölmultis zunächst einen Dämpfer.
Düsseldorf Nach einem Rekordjahr haben die Ölmultis im ersten Quartal 2019 erst einmal einen Dämpfer einstecken müssen. Ob die US-Konzerne Exxon Mobil und Chevron, die britische BP, der britisch-niederländische Multi Shell oder die französische Total – in den ersten drei Monaten schrumpfte der Gewinn bei manchen Branchenriesen um mehrere Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahr.
Grund für den verhaltenen Start von „Big Oil“ ins neue Jahr waren die gesunkenen Ölpreise. Hatte der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl der Sorte Brent Anfang 2018 noch bei 66 Dollar gelegen, war er bis zum Januar 2019 auf 52 Dollar gesackt.
Während sich die Einbußen bei Shell, BP und Total noch in Grenzen hielten, verdiente der kalifornische Chevron-Konzern von Januar bis März noch 2,6 Milliarden Dollar, rund eine Milliarde Dollar weniger als noch im Vorjahreszeitraum.
Beim Branchenprimus Exxon Mobil waren es sogar gut zwei Milliarden weniger. Der Gewinn sank von 4,6 Milliarden Dollar auf 2,3 Milliarden Dollar im ersten Quartal. Bei dem texanischen Unternehmen sorgten allerdings zusätzlich zu den niedrigen Margen auch noch Wartungsarbeiten für größere Einbußen als bei der Konkurrenz.
Doch auch wenn die größten Konzerne der milliardenschweren Ölindustrie allesamt unter dem Ölpreis leiden: Bei „Big Oil“ driftet mehr auseinander als nur die Gewinnspannen. Immer deutlicher trennt sich auch die strategische Ausrichtung der fünf größten unabhängigen Ölkonzerne. Diese Grenze zieht sich mitten durch den atlantischen Ozean.
Während der Druck von Politik, Umweltaktivisten und klimabewussten Investoren die europäischen Ölmultis Shell, BP und Total dazu zwingt, ihren Fokus für die Zukunft nicht mehr einzig auf das ertragreiche Ölgeschäft zu richten, ist bei den US-Granden Exxon Mobil und Chevron von „grünen“ Ambitionen keine Rede.
„Die europäischen Ölkonzerne sind schon auf einem umweltbewussteren Weg als die US-Multis. Aber hier stehen Shell, Total und BP auch gesellschaftlich und politisch unter hohem Druck. Den haben die Amerikaner unter Trump natürlich nicht“, erklärt Ölexpertin Cornelia Meyer aus London.
Unter US-Präsident Donald Trump floriert die amerikanische Ölindustrie wie schon lange nicht mehr. Der Republikaner ist der wohl prominenteste Leugner des Klimawandels. Und seit der Erklärung zum Austritt aus dem Pariser Klimavertrag zur weltweiten Reduktion von Treibhausgasen hat seine Regierung mehrere Klimaschutzregeln der Vorgängerregierung abgeschwächt oder gleich abgeschafft.
Direkt nach seinem Amtsantritt hatte Trump den Weiterbau der umstrittenen Öl-Pipeline Keystone XL genehmigt, die von Kanada aus bis an den Golf von Mexiko verläuft, ein Jahr später gab er die Küstenregionen des Landes für die Öl- und Gasgewinnung frei, und selbst in der Antarktis und entlang der Atlantikküste will Trump Bohrtürme sehen. Auch die Umwelt- und Sicherheitsstandards bei der Erdöl-Förderung hat der US-Präsident entschärft.
Unterdessen steigt der britische BP-Konzern nach Jahren der Abstinenz wieder in das Geschäft mit Solarenergie ein. 200 Millionen Dollar investiert der Ölriese in die Übernahme des Solarpark-Betreibers Lightsource. Total hat über die letzten Jahre ebenfalls Milliarden in erneuerbare Energien gesteckt.
US-Konzerne drohen den Anschluss zu verpassen
Europas Nummer eins, Shell, hat erst vor wenigen Wochen erklärt, man wolle in den nächsten zehn Jahren zum größten Energiekonzern aufsteigen und dabei auch jede Menge klimafreundlich hergestellten Strom anbieten.
Seit 2016 investiert Shell mit New Energy gezielt in alternative Kraftstoffe und grüne Energien. Pro Jahr will der Ölkonzern so eine bis zwei Milliarden Dollar in Ökounternehmen stecken. Im Februar gab Shell den Kauf des deutschen Solarstrompioniers Sonnen bekannt.
Auch in einem anderen Bereich zahlen sich die breit gefächerten Investitionen für den britisch-niederländischen Konzern schon jetzt aus: bei den Aktivitäten rund um Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas, kurz LNG). So konnte im ersten Quartal 2019 die Schwäche im Ölgeschäft teilweise schon durch höhere Preise für Flüssigerdgas und Gas - verglichen mit dem ersten Quartal 2018 - ausgeglichen werden.
Bei den nordamerikanischen Konzernen ist das Thema Dekarbonisierung vor dem Hintergrund ihres Schieferöl-Booms hingegen noch viel weiter weg. Schieferöl, das mit Hilfe der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen wird, lässt sich schneller und billiger produzieren als herkömmlich gewonnenes Öl und hat die USA im vergangenen Jahr zum größten Öl-Produzenten der Welt gemacht hat – sogar vor Saudi-Arabien.
„Trotzdem laufen die Amerikaner nicht Gefahr, irgendwo den Anschluss zu verpassen. Im Gegenteil, zukünftig werden die USA einer der größten LNG-Exporteure der Welt“, erklärt Meyer.
Auch wenn die Europäer jetzt beim Thema LNG noch ganz klar vorne seien, „haben auch Exxon und Chevron das Thema auf dem Schirm“. So sei Exxon erst vor Kurzem im großen Maßstab in das LNG-Geschäft in Katar eingestiegen. Und Rivale Chevron versucht sich aktuell an der Übernahme des texanischen Ölkonzerns Anadarko, der an einem LNG-Terminal in Mosambik arbeitet, wo eines der bislang größten Erdgasvorkommen liegt.
Die Förderung, Produktion und Verkauf von Öl und Gas ist und bleibt jedoch auch in diesem Jahr der größte Gewinnbringer der Multis und macht bei manchen sogar noch zwei Drittel des Umsatzes aus. Im Gegensatz zu früher wägt die Industrie jetzt jedoch zumindest eine Zukunft ab, in der die Ölnachfrage mit dem Trend hin zu saubereren Kraftstoffen aufhört – zumindest die europäische.
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Es wird jedes Jahr eine neue "Wunderwaffen" einer umweltfreundlichen Energiegewinnung angepriesen. Bis man es dann mit der Realitaet zu tun bekommt und eine warme Wohnung ploetzlich unbezahlbar wird. Der Klimawandel ist durch und durch politisiert - einige fordern mittlerweile sogar Umerziehungslager fuer Unglaeubige. Enige bunte Politiker fordern die Rueckkehr ins Mittelalter.
Realitaet ist, es gibt keine einfachen Loesungen, es gibt keine Enegiegewinnung, die sich mit Oel und Gas messen kann - ausser vielleicht Atomstrom - Solarzellen werden mit Kohleenergie in China hergestellt, und Eletro-Autos sind NICHT umweltfreundlich. Aber das will niemand hoeren. Das kann man nicht in einem Wahlkampf brauchen.
Es ist halt die Frage, welche Seite zum Schluss Recht behaelt - eine auf Ideologie beruhende "Wahrheit" oder eine auf Fakten. BP war nach eigener Aussage die total 'gruene' Oelfirma - bis ihnen Deep Water Horizon im Golf von Mexiko um die Ohren flog. Die groesste menschen-gemachte Umweltkatastrophe aller Zeiten!
Aber jetzt meinen es BP, Total und Shell auf einmal wirklich ernst mit der Umwelt! Klar doch! Da lobe ich mir EXXON und Chevron, die das Geheuchle einfach nicht mitmachen.