Felix Staeritz Gründen für den Klimaschutz: Founderslane bringt Start-ups und Konzerne zusammen

Die Start-up-Schmiede Founderslane forciert Produkte, die Unternehmen beim Kampf gegen den Klimawandel helfen sollen. Ein Konzept: Solaranlagen besser steuern.
Düsseldorf Wenn es nach Felix Staeritz geht, schreitet die Energiewende viel zu langsam voran. Eine der wichtigsten erneuerbaren Energien, die Solarenergie, deckte im Jahr 2020 etwa gerade mal neun Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Mit seinem Unternehmen Founderslane will Staeritz das ändern. Er sieht die Zukunft in neuen, innovativen Start-ups, die bei der Energiewende helfen sollen.
Dabei geht er einen besonderen Weg: Founderslane bringt schon bei der Gründung junge Unternehmen mit etablierten Konzernen zusammen.
Bislang gehen Start-ups meist zwei Wege. Entweder starten sie komplett unabhängig und suchen sich später passende Kunden. Oder sie gründen im Rahmen von Förderprogrammen von Großkonzernen. Staeritz geht einen Mittelweg. Er holt schon bei der Gründung von Unternehmen große Industriekonzerne dazu. Die Start-ups haben dadurch eine direkte Verbindung zu Unternehmen, genießen aber größere Unabhängigkeit, als wenn sie Teil eines Accelerators eines Großkonzerns wären.
Dieser Weg nennt sich Corporate Venture Building. Founderslane ist nicht das einzige Unternehmen, das dieses Konzept verfolgt. Was die Firma auszeichnet, ist ihr Fokus auf Klimathemen. Wie das funktioniert, zeigt sich beim Start-up Solytic.
Die Firma wertet Sensordaten von 120.000 Solaranlagen aus und kann deren Steuerung effizienter machen. Von Anfang an war der schwedische Energiekonzern Vattenfall am Aufbau von Solytic beteiligt, er gab Kapital und bot sich als erster Kunde an.

Der Gründer steht hinter der Start-up-Schmiede Founderslane.
Das Photovoltaik-Start-up Solytic agiert unabhängig, hat aber direkten Zugang zu den Solaranlagen von Vattenfall. Es wertet deren Daten aus, visualisiert sie und sieht, wann etwa welche Wartungen oder Reparaturen an den Anlagen notwendig sind. „Die Software sorgt dafür, dass die Technologie der Photovoltaik wirtschaftlicher wird“, erklärt der Solytic-Geschäftsführer Johannes Burgard.
Founderslane hatte Burgard zum Start von Solytic als operativen Chef ins Unternehmen geholt. Insgesamt hat Solytic bislang sechs Millionen Euro unter anderem von Vattenfall, EWE und Founderslane eingesammelt.
Mehr als zehn Start-ups hat Founderslane auf den Weg gebracht. Zum konkreten Umsatz und Gewinn macht Staeritz keine Angaben. Er spricht davon, dass der Umsatz seiner Firma jedes Jahr im zweistelligen Prozentbereich gestiegen sei.
Laut den im Bundesanzeiger veröffentlichten Daten für die Founderslane GmbH wies das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2018 einen Gewinn von 1,4 Millionen Euro aus, für das Jahr 2019 hingegen einen Verlust von rund 67.000 Euro. „Das war für uns ein Investitionsjahr“, sagte Staeritz. Für 2020 hat die Firma noch keine Zahlen veröffentlicht.
Klima-Start-ups haben hohe Investitionskosten
Staeritz hat selbst Gründererfahrung: 2013 verkaufte er sein Start-up Kochabo an den inzwischen börsennotierten Kochboxversender Marley Spoon. Anschließend arbeitete er für mehrere Risikokapitalgeber und engagiert sich beim Weltwirtschaftsforum. Zu Founderslane holte er weitere erfahrene Köpfe – etwa Peter Borchers, der zuvor die Start-up-Arme von Deutscher Telekom und Allianz geleitet hat. Anfang des Jahres kam Lionel Paillet hinzu, der zuvor für Apple den Vertrieb in Europa ausgebaut hatte.
„Solytic ist ein besonderes Konstrukt für uns“, sagt Juliane Schulze von Vattenfall zu Solytic. „Es war nicht nur ein Investment, sondern wir haben gemeinsam mit Founderslane eine Idee entwickelt und dann ein passendes Vehikel dazu.“ Schulze hatte das Monitoring-Start-up seit der Gründung begleitet, selbst leitet sie die Geschäftsentwicklung im Windbereich.
Mittlerweile ist Solytic in 60 Ländern aktiv. Anfang 2020 stieg auch der Energiekonzern EWE mit ein, und seit Kurzem arbeitet das Jungunternehmen auch mit Kostal zusammen, einem internationalen Hersteller von Autoteilen, Industrieelektronik und auch Photovoltaikanlagen.
„Corporate Venture Building kann durchaus einen sinnvollen Beitrag zur Finanzierung von neuen und innovativen Klimaschutzunternehmen liefern“, findet auch Energieökonomie-Professorin Claudia Kemfert. Sie leitet die Abteilung Energie, Verkehr und Nachhaltigkeit am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Um schnelle Lösungen für Umweltfreundlichkeit in Unternehmen zu finden, wie die Studie „Climatetech 2020“ von PwC zeigt, sind Start-ups auf diese Gründungsmethode angewiesen. Meist haben sie hohe Kapitalkosten, wenn sie etablierte Industrien erneuern wollen, und kämpfen oft mit hohen Eintrittsbarrieren wie einem fehlenden Netzwerk oder geringen Ressourcen.
Sich wiederum als Großkonzern digitale Expertise von Start-ups ins Haus zu holen ist kein neues Konzept. „Immer mehr etablierte Konzerne entscheiden sich dafür, mit Start-ups zu arbeiten, denn gerade beim Thema CO2-Kompensation oder der Entwicklung neuer Technologien arbeiten diese oft agiler und dynamischer“, erklärt Björn Kaminski, Leiter des Bereichs „Grüne Start-ups & Sustainability“ beim Bundesverband Deutsche Startups.
Konzerne stehen unter Druck Klimaschutz voranzutreiben
Viele Unternehmen haben es laut Kaminski verschlafen, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auch dem Klima zugutekommen. Die Option, als Konzern ein Start-up zu gründen, sich daran zu beteiligen oder es aufzukaufen, sei für sie sinnvoll, denn viele junge Unternehmen seien schneller in der Umsetzung neuer Technologien.
Ein alleiniger Treiber des Klimaschutzes sei das Corporate Venture Building aber nicht, meint Professorin Kemfert. Es handle sich bislang noch um ein Nischensegment.
Auch Kaminski sieht darin ein noch eher unbekanntes Konzept. „Corporate Ventures im Klimabereich gibt es meines Wissens nicht viele, und auch darauf spezialisierte Investoren gibt es noch zu wenige“, erklärt er. Viele klassische Kapitalgeber würden in grünen Start-ups noch keine lukrative Investition sehen. „Das ist eben für viele noch immer ein Nischenthema, aber diese Auffassung ändert sich glücklicherweise zunehmend.“
Schnelle Lösungen im Klimabereich könnten allerdings zahlreichen Konzernen zugutekommen. Denn dieses Jahr müssen die Mitgliedstaaten des Pariser Klimaabkommens bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November ihre kurzfristigen Klimaziele einreichen. Gerade bei Besonderheiten wie dem Klimawandel oder auch der Covid-Pandemie seien Kollaborationen essenziell, meint Staeritz von Founderslane.
Im vergangenen Jahr haben sich fast 300 globale Unternehmen verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden, darunter auch Adidas und Bosch. Viele versprachen, trotz Coronakrise Innovationen finanzieren zu wollen. Und davon gibt es für das Klima schließlich noch viel mehr als nur in der Photovoltaik.
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