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Energie

Innogy-Übernahme Eon im Bilanzcheck: Der Megadeal mit RWE lastet auf dem Energiekonzern

Der Kauf von Innogy bringt Eon neue Schulden, aber stabile Gewinne. Die Folgen der Corona-Pandemie muss der Energiekonzern kaum fürchten.
26.05.2020 - 15:07 Uhr Kommentieren
Mit dem Kauf von Innogy hat sich Eon eine stabile Ertragslage geschaffen. Quelle: dpa
Eon vor dem Neustart

Mit dem Kauf von Innogy hat sich Eon eine stabile Ertragslage geschaffen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Eons Aktionäre mussten im vergangenen Jahrzehnt viele Rückschläge verkraften. Dem Energiekonzern wurde mit der Energiewende nicht weniger als das traditionelle Geschäftsmodell, der Betrieb großer Kraftwerke, entzogen. Das resultierte in gewaltigen Abschreibungen und Rekordverlusten. Der Aktienkurs sackte dramatisch ab.

In diesem Jahr sind die Eon-Aktionäre aber in einer recht privilegierten Situation: Der Konzern hat nicht nur die Übernahme von Innogy abgeschlossen und sich als reinrassiger Versorger mit den Sparten Vertrieb und Netz endgültig auf die neue Energiewelt ausgerichtet. Die Aktionäre können auch die Coronakrise vergleichsweise gelassen sehen.

Sie bekommen nicht nur für das vergangene Jahr eine höhere Dividende – die Ausschüttung steigt um drei Cent auf 46 Cent je Aktie. Die Anteilseigner können sich für das laufende Jahr auf eine erneute Erhöhung freuen. Bis zur Dividende von 2022 strebt Eon ein jährliches Wachstum von „bis zu fünf Prozent“ an.

Die Coronakrise wird zwar nach den Worten von Konzernchef Johannes Teyssen auch bei Eon „sichtbare Spuren in der Bilanz“ hinterlassen. Der Stromverbrauch der Großkunden ist während des Lockdowns um bis zu acht Prozent gesunken. Eon wird das im Vertrieb und vorübergehend auch im Netzgeschäft spüren. Verglichen mit anderen Branchen sind die Effekte aber sehr begrenzt.

Eons Einnahmen sind spätestens seit der Übernahme von Innogy sehr verlässlich und stabil, wie Teyssen und Finanzvorstand Marc Spieker regelmäßig betonen. Rund 80 Prozent des Ergebnisses stammen aus dem regulierten Netzgeschäft – bei dem die Regulierer zwar die Entgelte, die ein Netzbetreiber wie Eon verlangen kann, deckeln, aber auch eine verlässliche Rendite zulassen. Im Vertrieb, der die restlichen 20 Prozent beisteuert, macht das Geschäft mit Großkunden, das die Coronakrise noch am meisten spürt, zehn bis 15 Prozent aus – und damit nur zwei Prozent des Gesamtergebnisses.

Drastisch gestiegene Verschuldung

Eon beschäftigt in diesem Jahr eher die Integration von Innogy. Sie lastet schwer auf der Bilanz und hat die Verschuldung gewaltig nach oben getrieben. Die Nettoschulden kletterten um 22,8 Milliarden auf 39,4 Milliarden Euro. Allein die Finanzverbindlichkeiten erhöhten sich um fast 19 Milliarden Euro. Der Verschuldungsfaktor, der das Verhältnis von Nettoschulden und Ebitda misst, stieg von 3,4 auf 7,1 und lag damit weit über Eons Zielgröße von fünf.

Allerdings sind in der Bilanz zum Jahresende die kompletten Schulden von Innogy enthalten, die Ergebnisse flossen aber nur für ein gutes Quartal ein. Bereinigt um diesen Effekt hätte der Verschuldungsfaktor aber immer noch bei 5,7 gelegen.
Der Konzern hatte im September das milliardenschwere Tauschgeschäft mit RWE abgeschlossen, bei dem die RWE-Tochter Innogy zerschlagen wurde.

Eon erhielt die Sparten Netze und Vertrieb und ist seither rein auf dieses Geschäft fokussiert. Mit rund 50 Millionen Kunden und 1,5 Millionen Kilometern an Strom- und Gasleitungen gehört der Konzern jetzt zur Spitzengruppe der europäischen Energieversorger. RWE erhielt neben einer Beteiligung an Eon unter anderem die erneuerbaren Energien von Innogy und auch die grüne Stromproduktion von Eon.

Eon kaufte sich mit Innogys reguliertem Netzgeschäft einen verlässlichen, stetigen Strom an Gewinnen. Die Ratingagenturen sehen die mit der Übernahme drastisch gestiegene Verschuldung deshalb auch noch gelassen. Moody‘s beließ die Einstufung nach der Bilanzpressekonferenz bei Baa2 und Standard & Poor‘s bei BBB, jeweils mit stabilem Ausblick.

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Auch den gewaltigen Anstieg des Goodwills durch die Übernahme um 15,4 Milliarden auf 17,5 Milliarden Euro halten die Analysten angesichts des regulierten Geschäfts für akzeptabel. Er ist jetzt zwar deutlich höher als das Eigenkapital von 13,1 Milliarden Euro. Größere Abschreibungen sind aber dank der fest planbaren Erträge nicht zu erwarten. Zudem erhofft sich Eon durch die Übernahme ab 2022 einen jährlichen Synergieeffekt von 740 Millionen Euro und ab 2024 von 780 Millionen Euro.

Die Innogy-Geschäfte wurden 2019 schon mit einem Quartal einbezogen. Der Umsatz kletterte vor allem deshalb um 38 Prozent auf 42,4 Milliarden Euro. Der Konzernüberschuss sackte dagegen um 51 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro ab. Unter anderem verlor Eon eine Milliarde Euro Ergebnis aus nicht fortgeführten Aktivitäten. Die Aktivitäten bei den erneuerbaren Energien wurden bereits zum 18. September, als der Deal mit RWE vollzogen wurde, endkonsolidiert. Auch das Ergebnis des tschechischen Gasgeschäfts von Innogy ist in diesem Posten enthalten, das Eon gemäß einer Auflage der EU-Kommission wieder abstoßen muss.

Der Erwerb von Innogy trieb auch die Aufwendungen für Restrukturierungen auf 819 Millionen Euro deutlich nach oben. Als Bemessungsgrundlage für die Dividende zieht Eon einen um wesentliche Einmaleffekte bereinigten Überschuss heran. Er legte leicht um zwei Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zu.

Stabile Erträge im Netz

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg im vergangenen Jahr leicht um acht Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Die Neuerwerbung Innogy steuerte dabei schon 421 Millionen Euro bei. Das Unternehmen wird bislang noch als Tochter geführt, weil knapp zehn Prozent der Anteile noch Minderheitsaktionären gehören. Eon will die Neuerwerbung aber noch im Laufe des Jahres integrieren. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung von Innogy ließ Großaktionär Eon Anfang März einen Squeeze-out beschließen.

Eons eigenes Netzgeschäft bestätigte im vergangenen Jahr wieder seine hohe Stabilität. Das Ebit verbesserte sich leicht um zwei Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. In diesem Jahr könnten die Einnahmen wegen der Coronakrise zwar auch in diesem Bereich etwas sinken. Da die Regulierungsbehörden den Netzbetreibern aber in der Regel für eine längerfristige Periode feste Einnahmen zubilligen, wird der Effekt nur vorübergehend sein. Eon wird die Einbußen in den Folgejahren wieder wett machen können.

Die Vertriebserlöse, die der Konzern im Segment Kundenlösungen ausweist, sind dagegen deutlich kleiner und sogar um 24 Prozent auf 313 Millionen Euro gesunken. Den Rückgang hat vor allem die britische Tochter zu verantworten. In Großbritannien sind die Marktbedingungen seit Jahren schwierig. Der Wettbewerb ist hart und die Regulierung scharf. Im vorigen Jahr führte die Aufsichtsbehörde eine Preisobergrenze ein.

Bei Innogy waren und sind die Probleme in Großbritannien noch größer. Die britische Tochter der Neuerwerbung verbuchte 2019 ein negatives Ebit von 206 Millionen Euro. Eon hat schon gegengesteuert und im November - kurz nach der Übernahme - ein Restrukturierungsprogramm verkündet. Die meisten Standorte von Innogys Tochter N-Power werden geschlossen.

Die erneuerbaren Energien flossen noch mit 347 Millionen Euro ins Ergebnis ein. Das war zwar ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Das lag aber vor allem daran, dass das Geschäft im September auf Eon übertragen wurde. Mit diesen Einnahmen kann Eon künftig aber ja gar nicht mehr rechnen.

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Bald werden auch die Ergebnisbeiträge des „Nicht-Kerngeschäfts“ wegfallen. Darin weist Eon schon länger die Ergebnisse der Atomtochter Preussen-Elektra aus, die Eon im Zuge des Atomausstiegs abwickeln muss. Im vergangenen Jahr wies Eon hier immerhin noch einen Gewinn von 366 Millionen Euro aus, nur vier Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die letzten Kernkraftwerke gehen aber im kommenden Jahr vom Netz. Dann wird Preussen-Elektra keine Gewinne mehr beisteuern.

Der operative Cashflow lag 2019 vor Zinsen und Steuern mit 4,4 Milliarden Euro um rund 300 Millionen Euro höher als ein Jahr zuvor. Auch hier machte sich die Einbeziehung von Innogy bemerkbar. Der Cashflow aus der Investitionstätigkeit war dagegen mit 5,8 Milliarden Euro deutlich negativ. Das lag vor allem an der im Veräußerung der restlichen Uniper-Anteile im Vorjahr, was mit minus 3,8 Milliarden Euro zu Buche schlug.

Auch der Zwischenbericht für das erste Quartal 2020 war von der Innogy-Übernahme geprägt. Der Umsatz verdoppelte sich fast auf 17,7 Milliarden Euro. Das Ebit stieg um 24 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.

Für das Gesamtjahr 2020 erwartet Eon das Ebit in einer Bandbreite von 3,9 bis 4,1 Milliarden Euro und den bereinigten Konzernüberschuss zwischen 1,7 und 1,9 Milliarden Euro. Auch Eon schließt zwar eine Anpassung wegen der Pandemie nicht aus – drastische Korrekturen wie bei vielen anderen Dax-Konzernen müssen die Eon-Aktionäre aber nicht befürchten.

Mehr: Eon-Chef warnt vor rapide steigenden Stromkosten

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