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Energie

Investitionen des Stahlkonzerns Arcelor wartet auf die EU

Die europäische Stahlindustrie kämpft ums Überleben. Arcelor-Mittal entscheidet über Investitionen in Deutschland daher nur noch von Fall zu Fall. Der weltgrößte Stahlkonzern ermahnt die Politik, endlich zu handeln.
16.03.2016 - 15:47 Uhr
Arcelor-Mittal investiert 40 Millionen Euro in die Modernisierung eines Hochofens. Quelle: dpa
Produktion im Werk Eisenhüttenstadt

Arcelor-Mittal investiert 40 Millionen Euro in die Modernisierung eines Hochofens.

(Foto: dpa)

Berlin Luftig, hell und filigran – auch zehn Jahre nach der Eröffnung begeistert der Berliner Hauptbahnhof Reisende und Besucher. Frank Schulz teilt diesen Enthusiasmus – auch wenn beim Deutschland-Chef von Arcelor-Mittal beruflicher Stolz mitschwingt: „Der Bahnhof stützt sich auf markante Träger aus hochfestem Stahl“, sagte er in Berlin. 85.000 Tonnen Stahl sind hier im Herzen der Stadt verbaut worden – die Stützen lieferte der weltgrößte Stahlproduzent Arcelor-Mittal.

Doch ob in Zukunft solche Pfeiler weiter aus Europa kommen, entscheidet sich laut Schulz in den kommenden Monaten. Dann soll Klarheit darüber herrschen, wie massiv die EU gegen die Importflut chinesischen Billigstahls vorgeht und ob sie zu einer Aufweichung der verschärften Klimaschutzregeln bereit ist. Für die Stahlindustrie eine Existenzfrage. „Wenn die Weichenstellungen nicht richtig erfolgen, sind wir extrem bedroht“, sagte Schulz.

Schon jetzt stellt Deutschlands drittgrößter Stahlproduzent nach Thyssen-Krupp und Salzgitter Entscheidungen über Investitionen in seinen vier Werken unter den Vorbehalt der politischen Beschlüsse. Zwar hat Arcelor-Mittal gerade 40 Millionen Euro für die Modernisierung eines Hochofens in Eisenhüttenstadt lockergemacht – allerdings mit mehrmonatiger Verzögerung.

Das gilt auch für den Hochofen in Bremen. Der ist schon lange reif für eine Komplettsanierung. Doch eine Entscheidung darüber, ob dafür ebenfalls 40 Millionen aufgebracht werden, soll erst Ende des Jahres fallen. „Bei den Risiken werden wir nur von Fall zu Fall entscheiden, ob wir die geplanten Investitionen umsetzen. Alles hängt von den Rahmenbedingungen ab.“

Rund 110 Millionen Euro will Arcelor-Mittal im laufenden Jahr in die Modernisierung seiner deutschen Standorte stecken, knapp 90 Millionen waren es 2015. Ob es letztlich dazu kommt, ist offen. „Die Entscheidung für Investitionen ist schwierig in einer Situation, die so wenig planbar ist“, sagte Schulz.

Er hofft nun, dass die Politiker bis Ende des Jahres Maßnahmen beschließen, die der Stahlindustrie das Überleben ermöglichen. Zwar ist die EU-Kommission nach den Protesten der Stahlkocher durchaus willig zu helfen. Erwogen wird etwa ein Frühwarnsystem für Stahlimporte. Auch bastelt Brüssel an Plänen, Anti-Dumping-Zölle drastisch zu erhöhen und die Verfahren zu beschleunigen. Doch eine solche Reform hängt derzeit im Europäischen Rat fest. Schulz forderte dagegen mehr Tempo von der Politik: „Es reicht nicht, wenn Maßnahmen mittelfristig verschärft werden. Jetzt muss was passieren.“

Der Blick auf die Zahlen von Arcelor-Mittal in Deutschland zeigt die Dringlichkeit des Problems. 2015 produzierten die Hütten mit 7,9 Millionen Tonnen eine halbe Million Tonnen mehr als 2014 – die Umsätze sanken dagegen von 5,5 auf 5,3 Milliarden Euro. Dabei sind die hochmodernen Werke bestens ausgelastet – zwischen 86 und 97 Prozent der Kapazitäten wurden genutzt.

„Die Orderbücher sind relativ stabil“, sagte Schulz. Rund die Hälfte des erzeugten Flachstahls geht in die weiter boomende Autoindustrie. Doch die Preise sind im Keller. So schloss der Mutterkonzern das vergangene Jahr mit einem Rekordverlust von knapp acht Milliarden Dollar ab.

Trotz der schwierigen Gemengelage denke niemand bei Arcelor-Mittal daran, sich aus Deutschland zurückzuziehen, betonte Schulz. „Wir setzen weiter auf den Standort und investieren“, sagte er. „Ich hoffe nur, dass wir nicht irgendwann in eine Situation kommen, in der wir das überdenken müssen.“

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