Kampf um Stromproduzenten „Der Uniper-Kurs hat das Ende noch nicht erreicht“
Düsseldorf 0

Der Vorstand der Eon-Abspaltung will nicht, dass Eon die Anteile an Fortum verkauft.
Die Aktionäre des Stromproduzenten Uniper hatten zuletzt viel Freude. Die Aktie gehört zu den erfolgreichsten Werten im MDax. Seit dem Börsengang vor einem Jahr ist der Kurs von 10 Euro auf mehr als 23 Euro geklettert. Jetzt stehen die Investoren aber vor einer schweren Entscheidung. Der finnische Energiekonzern Fortum hat eine Offerte über 22 Euro je Aktie abgegeben. Das ist zwar weniger als der aktuelle Kurs und Uniper-Chef Klaus Schäfer lehnt den Vorstoß als „feindlich“ ab. Die Finnen haben sich aber fast schon die Mehrheit gesichert. Der Eon-Konzern, der Uniper im vergangenen Jahr an die Börse brachte, will sein Paket von 46,65 Prozent verkaufen. Georg Oehm will sich davon aber nicht beeindrucken lassen. Sein Fonds Mellinckrodt German Opportunities, den er initiiert hat und berät, ist einer der größeren Investoren von Uniper.
Herr Oehm, Ihr Fonds hält 130.000 Uniper-Aktien. Werden Sie das Angebot von Fortum über 22 Euro je Aktie annehmen?
Nein.
Warum nicht?
Wir sind im Februar bei 13 Euro eingestiegen und haben schon viel Freude an der Aktie gehabt. Ich glaube aber, dass der Kurs von Uniper noch nicht das Ende erreicht hat.
Naja, er ist innerhalb eines Jahres von zehn auf mehr als 23 Euro gestiegen. Wäre es nicht an der Zeit, die Gewinne mitzunehmen?
Ich glaube, dass der Kurs Ende nächsten Jahres höher steht. 25 bis 30 Euro ist mein aktuelles Kursziel.

Der Fonds-Chef von Mellinckrodt German Opportunities ist Herr von 130.000 Uniper-Aktien – und will nicht verkaufen.
Sie spekulieren also darauf, dass die Finnen nachlegen.
Nein, wir spekulieren auf gar nichts. Wir haben Uniper einfach als tolles Investment identifiziert und wollen dabei bleiben.
Dann müssen Sie sich aber mit Fortum als Großaktionär arrangieren. Der Eon-Konzern hat schon per Option vereinbart, den Finnen sein Paket von 46,67 Prozent zu verkaufen. Sollte Eon davon zurücktreten, ist eine hohe Ausgleichszahlung fällig. Der Deal ist damit doch schon durch, oder?
Ja, das sehe ich auch so.
Und das ist kein Problem für Sie? Die Wahrscheinlichkeit, dass die Finnen sich die Mehrheit sichern, ist doch groß.
Und wenn? Ob sie jetzt 47 Prozent erlangen, 55 Prozent oder 65 Prozent, das ist mir egal. Auch dann haben die Minderheitsaktionäre Rechte. Wir sind ja nicht in einem rechtsfreien Raum. Und auch die Finnen haben doch ein Interesse daran, den Wert von Uniper zu steigern. Ihr Engagement dürfte jedenfalls längerfristiger und stabiler sein als das von Eon. Wenn man ein Problem mit Großaktionären hat, darf man auch keine Aktien von BMW, Henkel oder VW kaufen. Ich sehe das also sehr entspannt.
Uniper-Chef Klaus Schäfer nicht. Er wehrt sich vehement gegen Fortum. Haben Sie dafür Verständnis?
Das ist doch menschlich. Natürlich will ein Vorstand am liebsten die Unabhängigkeit seines Unternehmens bewahren. Und wenn es stimmt, was man liest, ist der Vorstoß ja alles andere als freundlich abgelaufen.
Bei einem Anteil von 75 Prozent wird es aber doch auch für die Minderheitsaktionäre heikel, oder nicht?
Warum? Wenn die Finnen einen Beherrschungsvertrag anstreben, müssen sie die außenstehenden Aktionäre abfinden. Ich glaube aber auch nicht, dass Fortum diese Schwelle so schnell überschreiten wird.
Müssen Sie nicht befürchten, dass der Aktienkurs nach Fortums Deal mit Eon wieder einbricht? Der Kurs ist doch seit Monaten stark von Übernahmespekulationen getrieben.
Das sehe ich nicht so. Uniper ist meiner Meinung nach nicht überbewertet. Die Finnen legen auch nicht 22 Euro auf den Tisch, wenn sie damit rechnen, dass der Kurs schnell wieder auf 18 Euro einbricht und sie die Differenz abschreiben müssen. Im Gegenteil, die wollen doch auch Geld verdienen und bieten ein Sicherheitsnetz, weil sie bei Kursschwäche zukaufen werden.
Warum haben Sie sich überhaupt bei Uniper engagiert?
Wir orientieren uns bei den Investments an Makrothemen, von denen wir dann mit attraktiven Firmen profitieren möchten. Beispielsweise glauben wir an das Internet der Dinge und haben Aktien von Unternehmen gekauft, die als Zulieferer daran verdienen. Ein wichtiges Makrothema ist nach unserer Überzeugung auch der Bereich Energie & Rohstoffe. Deshalb haben wir beispielsweise Aktien von Glencore gekauft – und Anfang des Jahres von Uniper.
Warum gerade dieser Titel?
Wir haben uns damals die vier Energieaktien Eon, RWE, Innogy und Uniper angeschaut und uns bewusst für Uniper entschieden, weil uns das Unternehmen in vielen Bereichen überzeugt hat. Die Geschäftsentwicklung stimmt, das Management macht einen guten Job. Der Gashandel wird von den steigenden Rohstoffpreisen profitieren, die Verträge mit Gazprom sind lukrativ und auch die Mischung der Energieträger stimmt.
Wirklich? Die Kohle- und Gaskraftwerke des Unternehmens werden doch immer mehr aus dem Markt gedrängt und verdienen kaum noch Geld.
Die Strompreise werden nicht auf Dauer so niedrig bleiben, die Forwards zeigen aufwärts. Und dann wird sich die Rentabilität von Uniper schnell verbessern. Und ich rechne damit, dass europaweit Kapazitätsmärkte organisiert werden, bei denen die Kraftwerksbetreiber rein für das bereithalten von ihren Kraftwerken zur Sicherung des Stromnetzes bezahlt werden. In Großbritannien profitiert Uniper ja schon von dieser Marktstruktur. Dann wird es riskanter sein, Windräder zu betreiben als Kohle- und Gaskraftwerke.
Muss Herr Schäfer sich nicht langsam mit dem Einstieg der Finnen abfinden und das Gespräch suchen.
Das wird sich alles wieder entspannen. Letztlich ist der Vorstand ohnehin zur Neutralität verpflichtet.
Schäfer macht Eon moralische Vorwürfe. Er argumentiert, Eon-Chef Johannes Teyssen habe auch Uniper die Selbstständigkeit versprochen. Wie bewerten Sie das?
Ich kann die Enttäuschung verstehen. Er ging offensichtlich von einer anderen Marschroute aus. Obendrein ist Herr Schäfer ja nicht nur den Aktionären verpflichtet, sondern muss auch an die Interessen der Mitarbeiter denken.
Ist die Furcht berechtigt, dass Fortum Uniper zerschlagen könnte?
Ich glaube nicht, dass die Finnen mehr als vier Milliarden Euro investieren, um das Unternehmen gleich wieder ausbluten zu lassen. Lassen Sie uns einfach abwarten. Ich gehe davon aus, dass das alles erst mal unspektakulär ablaufen wird. Fortum wird größter Aktionär und nach Repräsentanz im Aufsichtsrat verlangen. Alles andere müssen wir sehen.
Stehen Sie denn mit Fortum schon in Kontakt?
Bisher nicht. Aber natürlich würde ich mir gerne anhören, was Fortum mit Uniper vorhat. Und wenn es mich überzeugt, wer weiß, vielleicht investiere ich dann auch in Fortum-Aktien.
Herr Oehm, vielen Dank für das Interview.
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noch einen Vergleich von Energiefirmen: neben UNIPER und Fortum gibt es auch die österreichische VERBUND AG WKN: 877738 - ein Wasserkraft Energieerzeuger:
KGV 22, Umsatz 2,8 Mrd, EUR, Wert 6,9 Mrd; Buchwert je Aktie 15,3 (Kurs 19,85)
Scheinbar hat sich die Klarheit in Europa durchgesetzt, dass nach dem Atomausstieg die Strompreise stark steigen werden - gerade zu den Spitzenzeiten - da ist dann der Kurs von sowohl UNIPER als auch Fortum und Verbund AG stark gestiegen. Die Steigerung des UNIPER Kurses hat also nichts mit dem Übernahmeangebot zu tun - schließlich wusste ja niemand etwas davon.
Ich hoffe, dass Herr Teyssen sein Wort hält und UNIPER NICHT an Fortum gibt!
GUTER ARTIKEL - GUT DASS EINE INVESTORENSICHTWEISE GEZEIT WIRD:
Da möchte ich noch etwas ergänzen:
Sobald die Atomkraftwerke abgeschaltet werden, wird UNIPER davon profitieren, dass ihre Gas-, Wasser- und Kohlekraftwerke zu Spitzenzeiten Strom zu hohen Preisen liefern, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.
DAS IST DIE LANGFRISTIGE PERSPEKTIVE VON UNIPER.
Der These, UNIPER sei Spekulation getrieben, möchte ich widersprechen. UNIPER hat enen KGV von aktuell 11 - Fortum von 22. Da ist UNIPER fundamental günstig und Fortum spekulativ. Ähnlich sieht es beim Unternehmenswert aus - UNIPER 8 Mrd. EUR - Fortum 15; Umsatz UNIPER 66 Mrd - Fortum 4. Buchwert je Aktie UNIPER 35 EUR (Kurs 23) - Fortum 14 (Kurs 17).
WER IST HIER ALSO SPEKULATIONSGETRIEBEN? FORTUM!!!!
Wie sieht es mit der Versorgungssicherheit in Deutschland aus? Nachdem die Stromnetze an Tennet gingen und dieser staatliche Konzern nicht in den Ausbau der Netze investiert, wird der Windstrom aus dem Norden nicht in den Süden geleitet. DAS FUNKTIONIERT NICHT.
DIE VERSORGUNGSSICHERHEIT IST NICHT GEWÄHRLEISTET.