Kleinkraftwerk in Bamberg Bosch forciert den Eintritt in den Markt für stationäre Brennstoffzellen

Die zwei Meter hohe, kühlschrankgroße Anlage am zentralen Busbahnhof in Bamberg ist das erste Projekt im Realbetrieb außerhalb der Werkstore von Bosch.
Stuttgart Bosch nimmt in Bamberg gemeinsam mit den dortigen Stadtwerken erstmals ein Kleinkraftwerk auf Basis einer Festoxid-Brennstoffzelle (Solid Oxide Fuel Cell, kurz: SOFC) in Betrieb. Die zwei Meter hohe, kühlschrankgroße Anlage am zentralen Busbahnhof erzeugt rund zehn Kilowatt Strom, mit dem der Bedarf von mehr als 20 Vier-Personen-Haushalten in der direkten Umgebung gedeckt werden kann.
Es ist das erste Projekt im Realbetrieb außerhalb der Werkstore, nachdem Bosch entschieden hat, bis 2024 mehr als 100 Millionen Euro in die Technologie zu investieren. Die verbaute Brennstoffzelle hat einen Wirkungsgrad von 60 Prozent für die Stromerzeugung und von mehr als 85 Prozent bei zusätzlicher Wärmenutzung. Eine Bäckerei am Busbahnhof nutzt die Wärme zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung.
„Der dezentralen Energieversorgung in Stadtquartieren kommt mit der Energiewende eine große Bedeutung zu“, sagt der verantwortliche Bosch-Manager Wilfried Kölscheid. „Wir wollen die neue Technik für alle Bürger erlebbar machen. Deshalb stellen wir sie nicht in irgendeinen Keller, sondern mitten auf den ZOB als Verkehrsdrehscheibe für über 20.000 Menschen am Tag“, betont Michael Fiedeldey, der Chef der Stadtwerke Bamberg.
Für Bosch soll Bamberg aber erst der Anfang sein: Der Konzern erwartet, dass bereits bis 2030 ein weltweiter Markt für stationäre Brennstoffzellen für industrielle und kommerzielle Anwendungen in der Größenordnung von jährlich 20 Milliarden Euro entsteht. Bosch will sich aber zunächst auf die Kleinkraftwerke konzentrieren.
Die Schwaben streben bei SOFC-Anlagen eine Fertigungskapazität von rund 200 Megawatt Leistung pro Jahr an. Damit könnten rund 400.000 Menschen mit Strom in ihren Haushalten versorgt werden. Bosch sieht sich als erstes Großunternehmen in Europa, das die Industrialisierung von stationären Anlagen in diesem Leistungsbereich für den Dauerbetrieb angekündigt hat und massiv investiert. Spätestens 2024 soll die Serienfertigung erfolgen.
Langfristig soll die Brennstoffzelle komplett mit Wasserstoff betrieben werden
Noch wird die Brennstoffzelle in Bamberg mit Erdgas betrieben, sie ist aber jetzt schon wasserstofffähig. Nach Unternehmensangaben spart sie im Erdgasbetrieb im Vergleich zum deutschen Strommix fast bis zu 40 Prozent an klimaschädlichen CO2-Emissionen ein. Ziel ist es, die Brennstoffzelle komplett mit Wasserstoff zu betreiben – dann fallen keine direkten CO2-Emissionen mehr an.
Komplett CO2-neutral wird das Ganze aber erst, wenn der Wasserstoff auch nachhaltig erzeugt wird. Die Bundesregierung fördert Brennstoffzellen-Technologien mit einem Neun-Milliarden-Euro-Programm. Bosch-Chef Volkmar Denner fordert immer wieder, dass Wasserstoff möglichst bald in großem Stil industriell hergestellt werden soll, damit der Literpreis unter sechs Euro sinkt. Grüner Wasserstoff ist noch deutlich teurer.
Für Bosch hat die Anlage in Bamberg aber auch noch eine andere Bedeutung: „Diese innovative Energieversorgung ist ein wichtiger Baustein im Transformationsprozess des Wirtschaftsstandorts Bamberg, um für die Zukunft Arbeitsplätze zu sichern“, betont Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke.
Der Politiker ist besorgt, weil Bamberg einer der drei großen Standorte von Bosch für die Dieseltechnologie ist und tendenziell in der Transformation zur Elektromobilität an Bedeutung zu verlieren droht. Bosch will hier werbewirksam ein Zeichen setzen. Allerdings wird die Brennstoffzelle allein nicht die Beschäftigung am Standort sichern.
Die Schwaben betreiben bereits mehr als 20 SOFC-Pilotanlagen an ihren Standorten in Bamberg, Homburg, Renningen, Schwieberdingen, Feuerbach und Wernau. In diesem wachsenden Zukunftsfeld arbeiten bei Bosch bereits 250 Mitarbeiter, davon 100 in Bamberg, wo die besonders wichtigen Stacks für die Brennstoffzellen-Anlagen gefertigt werden.
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