Der Strom- und Gasversorger Eon, der einst seine Stärke aus Kohle, Gas und Atomkraft bezog, mutiert nach seinem eigenen Bestreben zu einem lupenreinen „grünen Versorger“. Und verheißen die Pläne zur Abspaltung des konventionellen Kraftwerksgeschäfts in den Eon-Mutanten Uniper einen Ausweg aus der Krise? Oder führt am Ende doch der Weg, den die Essener Konkurrenten RWE einschlagen wollen, indem sie den Konzern radikal vereinfachen und mehr Macht in der Zentrale konzentrieren, am schnellsten raus aus der Krise?
Der Branchenprimus auf dem deutschen Strom- und Gasmarkt war wie alle großen Mitspieler durch die Energiewende in die Bredouille geraten. Zuvor waren Eon & Co durch die Ausweitung des Wettbewerbs auf den Märkten bereits Macht genommen worden. Unter anderem trennten sie sich von den Höchstspannungsnetzen. Mit der Entscheidung zum Ausstieg aus der Atomenergie aber erfolgte der entscheidende Schnitt – das Ende für die herkömmlichen Kohle- und Atomriesen war eingeläutet. Strom aus Wind und Sonne erhielt Vorfahrt.
Jahrelang hatte der Konzern enorme Gewinne aus dem Strom- und Gasgeschäft gescheffelt und Aktionäre mit steigenden Dividenden verwöhnt. Das ist seit ein paar Jahren vorbei. Dabei steht der Konzern unter einem hohen Druck durch die Kapitalmärkte. Durch die Abtrennung erhofft sich die neue Eon, die sich künftig ganz auf Ökostrom, Energienetze und Kundenlösungen konzentriert, Rückenwind: Das Unternehmen ist frei von Altlasten - nur noch der Name erinnert an seine Herkunft.
Bei dem Konkurrenten aus Essen sind die Eigentümerverhältnisse anders gelagert. Während Eon eine börsennotierte Publikumsgesellschaft mit zahlreichen Anlegern ist, haben bei RWE die Kommunen noch ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Auch die waren jahrelang durch üppige Dividenden verwöhnt worden. Eine Zerschlagung des Konzerns in zwei Teile wäre vor dem Hintergrund kaum durchsetzbar gewesen. RWE-Chef Peter Terium bezeichnete einen solchen Schritt auch als nicht „wünschenswert“. Hinzu kommt, dass bei RWE das Geschäft mit regenerativen Energien noch nicht so weit entwickelt ist wie bei Eon.
Darüber ist in den vergangenen Monaten viel berichtet und spekuliert worden. Eon-Chef Johannes Teyssen nannte diese Rückstellungen, die für den Rückbau der Atomanlagen vorgesehen sind und in der Eon-Bilanz 2014 eine Summe von mehr als 16 Milliarden Euro ausmachten, bei der Vorlage der Halbjahreszahlen als „sicher“. Die Summe wird vollständig Uniper zugeschlagen. Und Teyssen beteuert, dass das Unternehmen seinen Verpflichtungen voll und ganz nachkommen werde. Kritik kommt von Tobias Riedl von der Umweltschutzorganisation Greenpeace: „Die geplante Aufspaltung von Eon in eine „Good“ und eine „Bad Bank“ ist der dreiste Versuch des Konzerns, sich der Haftung für den selbst produzierten Atommüll zu entziehen.“ Eon strebe an, dass künftige Milliardenkosten für die Entsorgung des verstrahlten Abfalls möglichst die Bürger tragen sollten, sagt Riedl.
Auf dem deutschen Strom- und Gasmarkt wird es Uniper schwer haben. Auch wenn Eon den Bereich heute als einen für Jahrzehnte wichtigen Baustein beim Umbau des Energiesystems sieht - nämlich durch seine absichernde Funktion für die erneuerbaren Energien - wird das Unternehmen nach Ansicht von Branchenbeobachtern noch lange an seinem Image als Auslaufmodell zu tragen haben.
Mit dem massiven Ausbau der Erzeugung von Windkraft und Solarenergien und dem Anschluss der Parks an die Stromnetze ernten die Unternehmen allmählich die ersten Früchte ihrer Investitionen. Mittlerweile ist Eon an 10 Windparks auf See in Europa beteiligt und kommt weltweit auf eine Kapazität von 4000 Megawatt. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Stromerzeugung liegt derzeit bei rund 14 Prozent, bei RWE sind es mit 5 Prozent deutlich weniger.
Quelle: dpa
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