Konzernumbau RWE braucht neue Kraft

Braunkohle ist für RWE wichtig.
Düsseldorf Eigentlich sollte sich der Aufsichtsrat von RWE erst wieder im September treffen – zu seiner alljährlichen Klausurtagung. Zwei Tage lang werden die Aufsichtsräte dann wieder über die vielen, zu vielen Probleme und die wenigen, zu wenigen Handlungsoptionen des angeschlagenen Essener Energiekonzerns beraten.
Jetzt werden einige Aufseher ihren Sommerurlaub wohl unterbrechen oder verschieben müssen. Das Projekt, für das Vorstandschef Peter Terium die Kontrolleure zu einer Sondersitzung in die Zentrale in Essen beordert, ist ebenso wichtig wie brisant: RWE muss dringend schlanker und schneller werden, um in der neuen – grünen und dezentralen – Energiewelt bestehen zu können.
Mit dem geplanten Kahlschlag bei Konzerngesellschaften werden aber Vorstände ihre Zuständigkeiten verlieren und Standortinteressen der mächtigsten Aktionärsgruppe, der kommunalen Aktionäre, berührt. Sie halten noch immer fast ein Viertel der Aktien und vier Sitze im Aufsichtsrat. Ohne ihre Zustimmung wird Terium die Pläne nicht durchsetzen können.
Der Vorstandschef weiß um die Unruhe im Unternehmen: „Meinen Vorstandskollegen und mir ist bewusst, dass bereits vielfältige Spekulationen über mögliche Modelle im Umlauf sind und dass Sie Ihren Mitarbeitern darauf zurzeit nur unzureichend antworten können“, räumt er in seiner Mail an die Manager der beiden obersten Ebenen L1 und L2, rund 150 Führungskräfte, ein. „Dies ist für alle Beteiligten eine schwierige Situation“, heißt es weiter in dem Schreiben, das dem Handelsblatt und der in Mainz erscheinenden „Allgemeinen Zeitung“ vorliegt.
Im März hatte der Aufsichtsrat dem Vorstand den Auftrag erteilt, bis September „ein Detailkonzept zur Reduzierung interner Bürokratie“ zu erarbeiten. Anschließend machte sich ein Projektteam unter dem Arbeitstitel „Parent“ an die Arbeit.
Der Name ist Programm: Muttergesellschaften sollen Kompetenzen von überflüssigen Tochtergesellschaften an sich ziehen. Immer wieder ist vom Stammhaus-Prinzip die Rede, auch wenn Terium selbst den Begriff nicht mag.
Im Schreiben an die Top-Führungskräfte gibt der oberste Chef einen Zwischenstand. Die Projektgruppe habe verschiedene Konzepte unter anderem auf die „steuerliche, rechtliche und strategische Machbarkeit“ geprüft. Jetzt befinde man sich „auf der Zielgeraden“.
Details der künftigen Struktur will der Niederländer zwar nicht nennen, er grenzt den Kreis der Betroffenen aber zumindest ein. „Der Fokus liegt auf der Verschlankung der Legalstrukturen in Deutschland“, stellt er klar. Auslands-, Regional- und regulierte Netzgesellschaften sowie Minderheitsbeteiligungen würden im Rahmen dieses Projekts nicht betrachtet.
Auch ein Sprecher des Unternehmens wollte sich nicht zu Details äußern. Wie es in Konzernkreisen heißt, stehen aber unter anderem alle Bereiche, die sich auf übergeordneter Ebene um Vertrieb und die Entwicklung neuer Dienstleistungen und Produkte kümmern, im Mittelpunkt. Unruhe herrscht deshalb vor allem bei der RWE Deutschland AG in Essen sowie der RWE Effizienz GmbH und der RWE Vertrieb AG, beide in Dortmund ansässig.
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