Norwegen Windkraft in Norwegen: Deutscher Botschafter interveniert im Streit um Investoren

Prime Capital und Siemens Gamesa hatten die Planung für das Projekt Andmyran bereits abgeschlossen.
Düsseldorf Tony Tiller war erst wenige Stunden im Amt, als ihn Ende März eine Mail des deutschen Botschafters Alfred Grannas erreichte. Er wolle ihm zu seiner Ernennung zum Staatssekretär im Ministerium für Erdöl und Energie gratulieren, schrieb Grannas. Und hoffe, dass sie bald häufiger Kontakt haben – so wie es der „engen Partnerschaft“ zwischen ihren Ländern entspreche.
Doch heute müsse der Botschafter ein Problem ansprechen, das „wir leider nicht zum ersten Mal auf der Tagesordnung haben“: Die Sicherheit für deutsche Investoren im norwegischen Energiesektor.
Konkret ging es Grannas um das Windkraft-Projekt Andmyran, das auf der norwegischen Insel Andøya entstehen sollte. Der Frankfurter Assetmanager Prime Capital hatte die Projektrechte im Oktober 2019 übernommen. Der Deal beinhaltete eine Genehmigung, Anlagen mit einer Leistung von bis zu 160 Megawatt zu bauen. Doch Tillers Ministerium lehnte jüngst eine vom Investor sicher geglaubte Verlängerung der Frist für die Inbetriebnahme ab.
Der Grund: Man wolle nun doch keine Windränder inmitten der Sumpflandschaft. Für Prime Capital wird es somit schwierig, das Projekt zu realisieren.
Es sind deutliche Worte, mit denen Grannas die Entscheidung kommentiert: Weil parallel zwei andere Windkraft-Projekte grünes Licht bekamen, könne es so aussehen, als würde die Regierung ausländische Investoren anders behandeln als heimische Player. Darüber hinaus habe Prime Capital nicht die Gelegenheit erhalten, sich zu den Argumenten zu äußern.
Der Botschafter würde nun gerne einen Dialog mit dem Staatssekretär zu dieser Angelegenheit führen. Grannas: „Ich glaube nicht, dass ein langer Rechtsstreit in der derzeitigen Krise einer der beteiligten Seiten zugutekommen würde.“
Windkraftgegner rufen zu Protesten auf
Während in der Bundesrepublik immer weniger Geld in neue Windkraftprojekte fließt, will die norwegische Regierung die erzeugte Leistung von derzeit etwa zehn Terrawattstunden im Jahr bis 2030 auf 25 Terrawattstunden ausbauen. Das zieht auch ausländische Geldgeber an, darunter deutsche Versorger und Investoren. Doch vor Ort gibt es Widerstand, norwegische Windkraftgegner fürchten einen Ausverkauf ihrer Natur. Nun sieht es so aus, als könnten sie im Fall Andmyran einen Sieg feiern– zum Leidwesen des deutschen Investors Prime Capital.
Die Frankfurter verwalten etwa 15 Milliarden Euro für überwiegend aus Deutschland stammende Großinvestoren. Zu den Kapitalgebern zählen unter anderem berufsständische Versorgungswerke wie die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe. „Großinvestoren suchen bei uns langfristige ,grüne' Investments, die sichere Cashflows abwerfen“, sagte Prime-Capital-Vorstand Andreas Kalusche der „Börsen-Zeitung“ im vergangenen Jahr.
Der Frankfurter Assetmanager steigt in Windkraft-Projekte ein, wenn alle Genehmigungen und Landrechte beisammen sind – so auch im Fall Andmyran. Die ursprüngliche Genehmigung des Projekts stammte aus 2006. Norwegens Ministerium für Erdöl und Energie bestätigte sie 2010. Die Frist zur Inbetriebnahme ist derzeit der 31. Dezember 2020.
Das Windkraftunternehmen Andmyran Vind AS beantragte im März 2019 eine Verlängerung der Frist um ein Jahr. Die Norwegische Direktion für Wasserressourcen und Energie NVE gab diesem Antrag im September statt. Im Oktober stieg Prime Capital in das Projekt ein. Dann kassierte das übergeordnete Ministerium für Erdöl und Energie die Entscheidung der NVE.
Der Grund: Es gebe inzwischen neue Erkenntnisse im Bereich des Umweltschutzes, insbesondere über Moore und ihre Bedeutung für das Klima. „Diese Umstände waren bei der Beurteilung einer möglichen Fristverlängerung in dieser speziellen Windkraft-Angelegenheit entscheidend“, sagte Öl- und Energieministerin Tina Bru.
Immer wieder Probleme in Norwegen
Prime Capital hat Beschwerde gegen die Entscheidung des Ministeriums eingelegt, wollte sich auf Anfrage aber nicht zu dem Thema äußern. Auch Botschafter Grannas teilte mit, dass er sich aufgrund des laufenden Verfahrens nicht äußern könne.
Sollte Prime Capital sich nicht durchsetzen, dürfte nicht nur der Frankfurter Assetmanager vor einem Problem stehen: Auch Turbinenlieferant Siemens Gamesa bräche ein Auftrag weg. Prime Capital und die Windkrafttochter des Dax-Konzerns hatten die Planung für das Projekt Andmyran bereits abgeschlossen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein deutsches Windkraft-Investment in Norwegen für Ärger sorgt. Die Stadtwerke München wollen bis 2025 den Münchner Strombedarf mit Ökostrom decken – und einen Teil der dafür notwendigen Leistung auf der norwegischen Insel Frøya produzieren.
Die Windräder wollten die Bayern gemeinsam mit einer kommunalen Firma vor Ort bauen, doch Demonstranten blockierten wochenlang die Baustelle. Dann untersagte die Gemeinde, die 2016 eine Genehmigung für die Pläne erteilt hatte, die Arbeiten überraschend mit einem Baustopp.
Auch damals gab es eine Mail im Namen des deutschen Botschafter Grannas. Seine Sekretärin bat für ihn um ein Treffen mit Monica Mæland, damals Ministerin für Kommunen und Modernisierung. „Das Thema, das er ansprechen möchte, ist der Windpark auf Frøya (Investitionssicherheit)“, schrieb sie an die Behörde.
Eineinhalb Wochen später teilte Mæland Ministerium mit, dass die Bauarbeiten auf der Insel fortgesetzt werden dürfen.
Mehr: Wie Windkraftgegner in Norwegen gegen deutsche Investoren kämpfen.
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Es ist wohl der Gipfel der Frechheit wenn bayrische Stadtwerke nichtsnutzige Windräder in anderen Ländern installieren wollen, die in der eigenen Umgebung aufgrund der bestehenden Abstandsregelungen nicht gebaut werden dürfen. Abgesehen davon sind die Dinger für nichts gut und eine Riesenschande für Umwelt und Natur.
Ohne EEG Umlagen und die Abzocke des deutschen Stromverbrauchers hätten wir noch nicht einmal 10% der ca. 30.000 WEA die in Deutschland die Gegend verschandeln. Eine Folge der absolut kranken Umweltpolitik von Merkel und Co.