Preiskrise Weltbank rechnet für 2021 mit 80 Prozent höheren Energiepreisen

Die Inflation sei aktuell vor allem durch die hohen Energiepreise getrieben, sagen Weltbank und IWF.
Düsseldorf Die Energiepreise werden in diesem Jahr im Durchschnitt um mehr als 80 Prozent steigen und könnten zu einem Wachstumsrisiko für jene Länder werden, die auf Energieimporte angewiesen sind. Das prognostiziert die Weltbank in ihrem heute veröffentlichten Rohstoffmarktausblick.
Die Ereignisse dieses Jahres hätten deutlich gemacht, dass die durch den Klimawandel bedingten veränderten Wettermuster ein wachsendes Risiko für die Energiemärkte darstellten und sowohl die Nachfrage als auch das Angebot beeinträchtigten, heißt es in dem Bericht.
„Der sprunghafte Anstieg der Energiepreise birgt kurzfristig erhebliche Risiken für die weltweite Inflation und könnte, wenn er anhält, auch das Wachstum in energieimportierenden Ländern belasten“, sagte Ayhan Kose, Chefökonom und Direktor der Prospects Group der Weltbank.
Der drastische Anstieg der Rohstoffpreise erweise sich als ausgeprägter als zuvor angenommen. Die jüngsten Preisschwankungen könnten zudem wirtschaftspolitische Entscheidungen erschweren, während sich die Länder von der weltweiten Rezession des letzten Jahres erholten.
Nach der Prognose der Weltbank werden die Energiepreise bis ins nächste Jahr hinein auf hohem Niveau verharren. Mit einer Entspannung rechnen die Ökonomen der in Washington ansässigen Organisation erst in der zweiten Jahreshälfte 2022. Dann sollten sich die Engpässe auf der Angebotsseite auflösen. Das gelte auch für Rohstoffe wie Nahrungsmittel und Metalle, deren Preise in diesem Jahr ebenfalls enorm gestiegen sind.
Die Prognose der Weltbank deckt sich mit den Vorhersagen anderer internationaler Organisationen wie des Internationalen Währungsfonds (IWF). „Wir erwarten zum jetzigen Zeitpunkt keine Inflationsspirale in Europa“, sagte Alfred Kammer, Direktor der Europa-Abteilung des IWF, diese Woche in Washington. Die hohe Inflation sei auf den Anstieg der Energiepreise zurückzuführen und werde voraussichtlich im Laufe des Jahres 2022 abklingen.
Rohöl bleibt teuer
„Da sich das globale Wachstum abschwächt und Versorgungsengpässe sich auflösen, werden die Metallpreise 2022 voraussichtlich um fünf Prozent sinken, nachdem sie 2021 um schätzungsweise 48 Prozent gestiegen waren“, heißt es in dem Bericht der Weltbank. Nach einem voraussichtlichen Anstieg von 22 Prozent im laufenden Jahr würden auch die Agrarpreise im nächsten Jahr voraussichtlich leicht sinken, wenn sich die Versorgungslage verbessere und die Energiepreise stabilisierten.
Die Rohstoffpreise sind nach Angaben der Weltbank in diesem Jahr so stark gestiegen wie seit zehn Jahren nicht mehr. So erreichten beispielsweise die Erdgas- und Kohlepreise Rekordhöhen. Angesichts sehr niedriger Lagerbestände und anhaltender Versorgungsengpässe könne es in nächster Zeit noch zu weiteren Preisspitzen kommen.
Die Rohölpreise (ein Durchschnitt der Sorten Brent, WTI und Dubai) werden nach der Prognose der Weltbank 2021 bei durchschnittlich 70 Dollar pro Barrel liegen, was einem Anstieg von 70 Prozent entspricht. Für 2022 wird gar ein Preis von 74 Dollar pro Barrel vorhergesagt, da die Ölnachfrage zunehme und wieder das Niveau von vor der Pandemie erreiche.
Die Ökonomen in Washington warnen vor Zweitrundeneffekten der Preisdynamik. „Die hohen Erdgas- und Kohlepreise wirken sich auf die Produktion anderer Rohstoffe aus und stellen ein Aufwärtsrisiko für die Preisprognosen dar“, sagte John Baffes, Senior Economist bei der Weltbank. Die Produktion von Düngemitteln sei durch die höheren Erdgas- und Kohlepreise gedrosselt worden. Die höheren Düngemittelpreise hätten wiederum die Inputkosten für wichtige Nahrungsmittelpflanzen in die Höhe getrieben.
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