Private Energiespeicher Deutsche Energiefirma Sonnen schnappt Tesla Großauftrag in den USA weg

Die Heimspeicher sollen zusammengeschlossen auch als virtuelles Kraftwerk fungieren, um lokale Schwankungen im Netz auszugleichen.
Düsseldorf Zwischen dem Solarspeicherpionier Sonnen und dem Elektroautobauer Tesla herrscht seit jeher ein brancheninternes Wettrennen. Nun hat sich das Unternehmen aus dem Allgäu schon zum zweiten Mal gegen den Rivalen aus dem Silicon Valley durchgesetzt.
Über 600 Speicher hat Sonnen in einer Wohnsiedlung in Herriman im US-Bundesstaat Utah installiert. Die Batterien sollen zusammengeschlossen auch als virtuelles Kraftwerk fungieren, um lokale Schwankungen im Netz auszugleichen.
„In jeder der Mietwohnungen steht eine Sonnen-Batterie, und die Dächer der Mehrfamilienhäuser sind mit PV-Anlagen bestückt. Wir liefern dabei nicht nur die Batterien, sondern auch die gesamte Technologie für den Einsatz als virtuelles Kraftwerk“, sagt Sonnen-Chef Christoph Ostermann zu der Kooperation mit dem US-Energieversorger Rocky Mountain Power. Dieser gehört einer Tochtergesellschaft von Warren Buffetts Unternehmen Berkshire Hathaway.
600 Speicher mögen auf den ersten Blick nicht besonders viel erscheinen, aber für die USA ist es eine ordentliche Zahl. Immerhin belief sich das Gesamtvolumen des amerikanischen Marktes im vergangenen Jahr gerade mal auf 18.000 Heimspeicher. Zum Vergleich: In Deutschland, dem weltweit zweitgrößten Markt nach Japan, sind mittlerweile über 45.000 Speicher in Eigenheimen verbaut.
Sonnen-Chef Ostermann verspricht sich deswegen weitere Großaufträge aus Nordamerika. „Noch sind die USA in einem frühen Stadium. Aber allein durch die schiere Größe ist der Markt für uns heute schon relevant und wird in den kommenden Jahren noch deutlich zulegen“, ist er überzeugt.
Rückendeckung von Shell
Das Unternehmen aus Bayern ist seit fast vier Jahren auf dem US-Markt unterwegs. Der große Durchbruch ist bislang allerdings ausgeblieben. „Erneuerbare Energien spielen in den USA außerhalb von Kalifornien noch nicht so eine große Rolle wie in Europa“, gibt Ostermann zu. Das Geschäft entwickele sich aber trotzdem gut.
Im vergangenen Jahr konnte Sonnen seinen Umsatz in den USA fast verdoppeln, und auch 2019 wolle man wieder zweistellig wachsen. Genaue Zahlen nennt Ostermann jedoch nicht. Aktuell ist Sonnen in 20 Ländern aktiv, mit eigenen Niederlassungen in fünf davon. Weitere sollen folgen.
Finanzstarke Rückendeckung für die aggressive Expansionsstrategie haben die Allgäuer sich schon gesichert: Anfang des Jahres kaufte der Ölkonzern Shell den Solarspeicherhersteller. Der Ölmulti unterstützt die Deutschen und ihre ambitionierten Wachstumspläne.
Als Nächstes steht wahrscheinlich eine Expansion nach Japan an. Ausländische Hersteller haben es hier zwar bekanntermaßen schwer, aber mit einem Milliardenkonzern im Rücken dürfte Sonnen zumindest eine Chance haben. Ohne die Unterstützung von Shell könnte Sonnen aber wohl kaum in dem Tempo weitermachen. Schwarze Zahlen hat das Unternehmen aus Wildpoldsried bislang nicht geschrieben.
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