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Energie

Schnellladestationen Stromtanken beim Einkaufen: EnBW gewinnt Rewe als Kunden

EnBW plant den Aufbau mehrerer hundert Schnellladestationen auf öffentlichen Flächen, darunter Rewe-Parkplätzen. Konzern-Chef Mastiaux fordert mehr Rückendeckung durch die Politik.
08.11.2021 - 09:59 Uhr 1 Kommentar
Der Energiekonzern will sein Ladenetzwerk auch auf Supermarkt-Parkplätze von Rewe erweitern.
EnBW-Chef Frank Mastiaux

Der Energiekonzern will sein Ladenetzwerk auch auf Supermarkt-Parkplätze von Rewe erweitern.

Stuttgart Der Supermarktriese Rewe will deutschlandweit eine Ladeinfrastruktur aufbauen, damit die Kunden ihr Elektroauto beim Einkaufen schnell aufladen können. Dafür soll der Energiekonzern EnBW in einem ersten Schritt über 100 Schnellladestandorte auf den Parkplätzen des Handelsunternehmen errichten, teilten die Unternehmen am Montag mit. Pro Standort sollen sechs Ladepunkte entstehen.

Dazu gehören Ladesäulen der höchsten Leistungsklasse mit bis zu 300 Kilowatt Leistung – sogenannte High-Power-Charger (HPC). Je nach Ausstattung kann ein Fahrzeug so innerhalb von fünf Minuten Strom für 100 Kilometer laden. Das Laden ist von Anfang an kostenpflichtig.

In nächsten Schritten sollen dann laut Unternehmensangaben weitere rund 500 Schnellladestationen gebaut werden. Auch der Shell-Konzern erhält von Rewe einen Auftrag über 500 Ladesäulen. Deutschland wird zwischen den beiden Auftragnehmern aufgeteilt. Wie genau, steht wohl noch nicht fest.

„Elektromobilität kommt spürbar in Gang, und das gilt sicher auch für den Ausbau der Ladeinfrastruktur“, sagt EnBW-Chef Frank Mastiaux dem Handelsblatt. Den Rewe-Deal bezeichnete der frühere BP-Manager als Riesenschritt für das Schnellladenetz. Die Rewe-Gruppe, einschließlich Penny und Nahkauf, hat über 6000 Supermärkte in Deutschland.

Der Energiekonzern treibt den Aufbau der Ladeinfrastruktur voran. „EnBW ist mit großem Ressourceneinsatz entschlossen unterwegs. Wir nehmen täglich eine Ladestation in Betrieb“, betont Mastiaux. Über 100 Millionen Euro pro Jahr investiert der Konzern seit 2019, bis heute rund 250 Millionen Euro. Insgesamt wird wohl eine Milliarde Euro in die Ladestationen fließen.

Bis 2025 will EnBW mit dem Investment die Gewinnschwelle erreichen. Doch bis das Kapital wieder verdient ist, wird es Jahre dauern. „Derartige Infrastrukturprojekte werden über den Lebenszyklus von 15 Jahren gerechnet“, heißt es bei der EnBW. Da kommen Kooperationen mit Handelsketten wie Rewe, die schnell eine sehr hohe Kundenfrequenz versprechen, gerade recht.

Größtes Schnellladenetz in Deutschland

Der süddeutsche Energiekonzern betreibt bereits heute das größte Schnellladenetz in Deutschland. Noch in diesem Jahr wird die EnBW den größten europäischen Ladepark für ultraschnelles Laden am Kamener Kreuz mit 52 HPC-Ladepunkten in Betrieb nehmen. Im September dieses Jahres hat sie in Unterhaching bei München an einem der am stärksten frequentierten Einkaufszentren Deutschlands einen Schnellladepark mit 20 Ladepunkten errichtet. Weitere solcher großen Standorte sollen folgen.

Die EnBW betreibt insgesamt bereits 650 Schnellladestandorte mit über 1600 Schnellladepunkten. Geplant ist der Ausbau des Netzes auf 2.500 Standorte bis zum Jahr 2025. Wird das umgesetzt, verfügt allein die EnBW dann über mehr Ladestandorte, als es heute Tankstellen der großen Mineralölfirmen gibt.

Der Konzern baut damit im Inland auch mehr Schnellladestandorte als beispielsweise Ionity. Zu dem Joint Venture für Schnellladestationen hatten sich Porsche mit Mutterkonzern VW, Mercedes, BMW, Ford und Hyundai zusammengeschlossen. Das Ziel, 400 Schnellladestandorte in Europa zu bauen, ist inzwischen fast schon erreicht.

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), hatte kürzlich kritisiert, dass die Ladeinfrastruktur in Deutschland zu langsam ausgebaut werde. Von dem Ziel von einer Million Ladepunkten bis 2030 sei das Land noch weit entfernt. Um das zu erreichen, müssten laut Müller wöchentlich 2000 Ladesäulen errichtet werden. Derzeit seien es weniger als 300 pro Woche.

Die deutsche Aufholjagd ist auch dringend geboten. Denn der Elektropionier Tesla hat Europa bereits mit mehr als 20.000 sogenannten Superchargern überzogen. Für Tesla-Chef Elon Musk war das Laden von Anfang an originärer Bestandteil der Strategie.

EnBW-Chef Mastiaux fühlt sich mitunter bei seinem Engagement durch zunehmende Regulierung und Bürokratisierung vonseiten des Staates ausgebremst. „Die regulatorischen Rahmenbedingungen sind in Teilen gerade nicht hilfreich“, moniert Mastiaux. Ein verpflichtender Einbau von Kreditkartenterminals sei zum Beispiel einfach rückwärtsgewandt, da längst modernere, digitale Bezahlmethoden zur Verfügung stünden.

EnBW-Chef Mastiaux: „Deutschlandnetz wird technisch überreguliert“

Grundsätzlich befürwortet Mastiaux zwar staatliche Anreize für die Ladeinfrastruktur. Kürzlich gab Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Startschuss für die Ausschreibung von 1000 zusätzlichen Schnellladestandorten. „Die nächste Schnellladesäule muss in zehn Minuten erreichbar sein“, gab Scheuer ein ehrgeiziges Ziel vor. Rund zwei Milliarden Euro lässt sich der Bund das Programm „Deutschlandnetz“ kosten.
Doch der EnBW-Chef gibt zu bedenken: „Beim Aufbau der Ladeinfrastruktur dürfen wir nicht die gleichen Fehler wiederholen wie beim Ausbau der erneuerbaren Energien, der durch komplizierte bürokratische Prozesse gebremst wird.“ Im vergangenen Jahr seien zum Beispiel 13.000 Ladepunkte gefördert worden – in Betrieb genommen wurden jedoch nur 3.000.

Aus Sicht von Mastiaux wurde das „Deutschlandnetz“ sogar so verkompliziert, dass mit dem ersten Bescheid für eine Förderung frühestens im vierten Quartal 2023 zu rechnen ist. Das heißt, vor 2025 wird es keinen aus diesem Programm geförderten Standort geben. Bis dahin ist die EnBW mit ihrem Aufbauprogramm fast schon durch.

Zudem sei das „Deutschlandnetz“ technisch überreguliert. Die Anforderung einer Dauerleistung von 200 kW rund um die Uhr könnte nicht einmal Europas größter Ladepark am Kamener Kreuz erfüllen. „Dafür bräuchten wir elf Mittelspannungsanschlüsse, die zum einen nicht verfügbar und zum anderen technisch gar nicht erforderlich sind. Das würde den Standort 90 Prozent teurer machen“.

Zudem sei das Eichrecht der Anlagen so kompliziert, dass es die meisten Hersteller bis heute nicht schaffen, ihre Anlagen zu zertifizieren. Die neue Bundesregierung fordert Mastiaux auf, den regulatorischen Rahmen mit der EU abzustimmen, um flächendeckende, einheitliche und europaweite Schnellladeinfrastruktur zu ermöglichen: „Es darf keine nationalen Sonderlösungen geben“, fordert Mastiaux.

Mehr: Mit dem Porsche zur Luxus-Lounge: Deutsche Hersteller basteln an eigenen Ladekonzepten für Elektroautos.

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1 Kommentar zu "Schnellladestationen: Stromtanken beim Einkaufen: EnBW gewinnt Rewe als Kunden"

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  • Es ist eine gute Initiative Schnell-Ladestrom auch in der Stadt verfügbar zu haben. So können diejenigen, die aufgrund ihre Wohnbedingungen keine eigene Wallbox haben können auch auf e-Mobilität umsteigen. Was in Deutschland aber noch flächendeckend fehlt, ist die Infrastruktur entlang der Autobahnen. So z.B. alle 60 km ein Schnellade-Park. Denn es gilt immer noch die Physik: kalte Akkus geben weniger Leistung ab, haben also eine kürzere Reichweite als im Sommer und schnelles Laden verbraucht sich auch schnell wieder. Die Langstrecke ist derzeit noch von der Planung dominiert dort zu laden, wo eine Ladestation ist und nicht von einer maximal variabel zu nutzenden Verfügbarkeit von Ladepunkten. Außerdem ist es wünschenswert, nicht unüberdacht in der dunkelsten Ecke eines Rastplatzes laden zu müssen, sondern hell, überdacht in der Nähe der Restauration.

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