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Energie

Senvion Windradbauer gerät ins Trudeln

Prognose verfehlt, Aussichten mau: Der Windradbauer Senvion steigerte 2016 zwar seinen Umsatz, aber Gewinne gibt es wohl erst 2019. Damit die Konkurrenz nicht völlig enteilt, streichen die Hamburger nun Hunderte Stellen.
16.03.2017 - 12:38 Uhr 4 Kommentare
Der Hamburger Windkraftkonzern Senvion baut 660 Stellen weltweit ab und schließt drei Werke in Deutschland. Quelle: dpa
Windkraftanlagen von Senvion

Der Hamburger Windkraftkonzern Senvion baut 660 Stellen weltweit ab und schließt drei Werke in Deutschland.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Jürgen Geißinger kämpft weiter mit Gegenwind. Jetzt stellt der Chef des Hamburger Windanlagenherstellers Senvion seine Aktionäre sogar auf eine mehrjährige Flaute ein. Denn erst nach einer „Konsolidierungsphase“ werde Senvion im Jahr 2019 „wieder zu einem profitablen, kaptaleffizienten und internationalen Wachstum zurückkehren“, teilte Geißinger am Donnerstag mit. Im Klartext heißt das: Senvion wird voraussichtlich auch dieses und nächstes Jahr Verluste schreiben. Dabei lief schon das Geschäftsjahr 2016 alles andere als glatt.

Senvion verbrannte im Vorjahr im Tagesgeschäft gut 25 Millionen Euro, unter dem Strich steht ein Minus von 65 Millionen Euro. Die selbst gesteckten Jahresziele verfehlten die Hamburger knapp. Statt eines Umsatzes von zumindest 2,25 Milliarden Euro erwirtschaftete Senvion nur Erlöse im Umfang von 2,21 Milliarden Euro. Die Marge vor Zinsen, Steuer und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 9,3 Prozent ebenfalls unter der avisierten Zielmarke von 9,5 Prozent. „Senvion konnte vom Wachstum im Windenergiemarkt kaum profitieren“, sagte Arash Roshan Zamir, Analyst bei Warburg Research, dem Handelsblatt.

Das sind die größten Windkraft-Konzerne der Welt
Platz 14: XEMC (China)
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Nirgendwo auf der Welt werden jährlich mehr Windräder ans Stromnetz angeschlossen als in China. XEMC profitiert zwar von diesem Boom, hat aber durch einen etwas schwächeren Windmarkt an Bedeutung verloren. Der chinesische Elektrokonzern hat im Jahr 2009 die niederländische Energiefirma Darwind gekauft und sich so wertvolles Know-how für die Herstellung von Windturbinen und Rotorblättern gesichert, den wichtigsten Komponenten von Windenergieanlagen. Nach Berechnungen der Marktforschungsfirma FTI Intelligence brachte es XEMC 2017 auf fast tausend verkaufte Turbinen und einen Marktanteil von 1,8 Prozent.

Marktanteil 1,8 Prozent.  

(Foto: Reuters)
Platz 13: Sewind (China)
2 von 14

Im vergangenen Jahr fand sich auf diesem Platz noch der chinesische Staatskonzern Dongfang, im Ranking 2017 wird er von seinem ebenfalls chinesischen Konkurrenten Sewind zwei Plätze nach hinten verwiesen. Die Windkraftsparte des chinesischen Staatskonzerns Shanghai Electric produziert in zwei Fabriken jährlich mehr als 3.000 Windräder. Besonders erfolgreich ist das Unternehmen mit seinen Anlagen auf hoher See. Im Segment Offshore-Wind zählt Sewind zu den drei größten Herstellern weltweit. In Deutschland sind die Chinesen zudem am Maschinenbauer Manz AG beteiligt.

Marktanteil: 2,1 Prozent.  

(Foto: dpa)
Platz 12: CSIC Haizhuang (China)
3 von 14

Unter den 15 führenden Windkraftkonzernen der Welt befinden sich gleich acht Unternehmen aus China. Der Grund ist simpel: Im Reich der Mitte wurden alleine 2017 mehr als 45 Prozent der weltweit neu installierten Windräder ans Stromnetz angeschlossen. Ausländische Firmen kommen in China kaum zum Zug, der Markt ist weitgehend abgeschottet. Dieser Heimatbonus beflügelt Konzerne wie CSIC Haizhuang – sie prägen verstärkt den Weltmarkt.

Marktanteil: 2,3 Prozent.

(Foto: dpa)
Platz 11: United Power (China)
4 von 14

Der chinesische Windkraft-Konzern, United Power, bekommt die gedämpfte Entwicklung auf dem Heimatmarkt stark zu spüren. Vom siebten geht es auf den elften Platz und der Marktanteil schrumpft um ganze 1,2 Prozent. Die Tochtergesellschaft des staatlichen Stromversorgers China Guodian produziert Turbinen für Windräder an Land und auf hoher See in beinahe allen Leistungsklassen.

Marktanteil: 2,6 Prozent.

(Foto: dpa)
Platz 10: Suzion (Indien)
5 von 14

Dank eines Boom-Jahres auf dem heimischen Markt, hat der indische Windturbinenhersteller Suzion es in die Top 15 geschafft. Das ist allerdings auch der Markt, auf den fast 40 Prozent des Geschäfts von Suzion entfallen. Im laufenden Jahr wird aufgrund von der Umstellung auf offene Ausschreibungen erst einmal mit einem Einbruch des indischen Marktes gerechnet, dann muss auch der Windradbauer zunächst mit einem Auftragseinbruch rechnen.

Marktanteil: 2,6 Prozent.

(Foto: Reuters)
Platz 9: Senvion (Deutschland)
6 von 14

Deutschlands viertgrößter Windkraftkonzern Senvion hat es auch global wieder unter die Top 10 geschafft. Ganze drei Plätze brachte ihn ein Rekordjahr auf dem deutschen Markt nach vorne. In der Bundesrepublik wurde noch nie soviel Windkraftleistung installiert wie im vergangenen Jahr: Ganze 6,5 Megawatt. Im nächsten Jahr könnte das aber wieder ganz anders aussehen. Die Hamburger kämpfen mit schwindenden Subventionen, massiven Preiskampf und sinkenden Umsätzen.

Marktanteil: 3,7 Prozent.

(Foto: dpa)
Platz 8: Mingyang (China)
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Chinas drittgrößter Windkraftkonzern will sich vom Maschinenbauer zum Service-Unternehmen wandeln. Zwar soll die Produktion von Turbinen, Gondeln und Rotorblättern weiterhin eine wesentliche Säule des Geschäfts bleiben, aber die Wartung und Instandhaltung von Windrädern verspricht höhere Renditen. Im Gegensatz zu den meisten anderen chinesischen Windkonzernen, konnte Mingyang seinen Marktanteil 2017 sogar vergrößern.

Marktanteil: 4,7 Prozent.

(Foto: PR)

Schlimmer noch: 2016 war gerade mit Blick auf den Auftragseingang ein „schwaches Jahr“ für Senvion, erklärt Roshan Zamir. Weil der Auftragseingang von heute aber der Umsatz von morgen ist, droht Senvion dieses Jahr ein Erlösschwund. Konkret rechnen die Hamburger 2017 lediglich mit einem Umsatz zwischen 2,0 und 2,1 Milliarden Euro. Parallel dazu dürfte die Ebitda-Marge auf 8,5 Prozent absacken. Dieses Margenziel sei „enttäuschend“, sagt Roshan Zamir. Zum Vergleich: Der dänische Branchenprimus Vestas erzielte 2016 eine Ebitda-Marge von fast 18 Prozent.

Gerade kleinere Hersteller wie Senvion bekommen aber den zunehmenden Preisdruck in der Windenergie-Industrie immer stärker zu spüren. Die einstig üppigen Fördergelder werden weltweit gekappt. Geißinger sieht 2017 nun als Übergangsjahr, indem er die Grundlage für neues Wachstum schaffen will. „Die Expansion in neue Märkte gewinnt an Dynamik und unsere neuesten Turbinen finden bereits großen Anklang auf dem Markt“, zeigt sich der Senvion-Chef hoffnungsfroh.

Sein Ziel: Er will die Stromgestehungskosten – also all jene Kosten, die bei der Umwandlung von Windenergie in Elektrizität entstehen – um jährlich vier bis sechs Prozent senken. „Gleichzeitig werden wir daran arbeiten, unsere Effizienz in der Organisation zu verbessern“, sagt Geißinger.

Konkret streicht Senvion 660 der weltweit etwa 4.660 Stellen. Zudem werden drei Betriebsstätten in Norddeutschland geschlossen. Das Rotorblattwerk in Bremerhaven sowie die beiden Fabriken in Husum (Schleswig-Holstein) und  Trampe (Brandenburg) werden dichtgemacht.

Geißinger will die Produktion von Turbinen, Gondeln und Rotorblättern für Windräder an drei Standorten bündeln: in Deutschland (Bremerhaven), Portugal und in Indien. Unter dem Namen „Move Forward“ treibt der ehemalige Chef des Autozulieferers Schaeffler ein Effizienzprogramm voran. In den nächsten 18 Monaten will Senvion vier neue Anlagen auf den Markt bringen.

Nicht zuletzt durch diese neuen Produkte will Geißinger den Umsatz von Senvion im Jahr 2019 auf mehr als 2,6 Milliarden Euro in die Höhe treiben. Analyst Roshan Zamir ist allerdings skeptisch, ob dem gebürtigen Schwaben dieses Vorhaben tatsächlich gelingen wird. „Das ist größtenteils noch Zukunftsmusik, da die Prognose kaum mit festen Aufträgen unterfüttert ist“, erklärt Roshan Zamir. Das Beispiel des Senvion-Konkurrenten Nordex habe gezeigt, dass die Ziele wegen des starken Preisdrucks im Markt schwer einzuhalten sind.

Nordex hatte kürzlich seine Mittelfristprognose drastisch angepasst. Statt bis zu 4,5 Milliarden Euro dürfte das Unternehmen, das Windturbinen und Rotorblätter fertigt, 2018 wohl maximal 3,6 Milliarden Euro erwirtschaften.

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4 Kommentare zu "Senvion: Windradbauer gerät ins Trudeln"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • @ Herr Hofmann 14.28h

    Und achtens gerät das Klima in Schieflage, denn der CO2-Ausstoss ist in Deutschland trotz EEG-Ausbau wieder gestiegen:

    http://www.huffingtonpost.de/2017/03/16/co2-ausstoss-deutschland-steigt_n_15399254.html?utm_hp_ref=germany

    Grund: die Zunahme des Verkehrs (wahrscheinlich der auf der Straße?!) und die -Achtung jetzt kommts- die Zunahme der Anzahl der in Deutschland lebenden Menschen. Ich hab´s doch gewusst: die Massenmigration ist hierzulande für die Klimaverschlechterung verantwortlich.

    ha,ha,ha.

  • @Rainer von Horn
    3 Stück bringen wir noch locker zusammen...da wären die Kommunen und Städte, die keine Dividende mehr erhalten werden, mit der diese ihre Haushalte immer saniert haben, dann wäre da noch der Wirtschaftsstandort Deutschland zu nennen, und als drittes dann noch der Verlust an Wissen und Bildung in der Kraftwerkstechnologie (Kohle, Gas und vor allen Kernkraft).
    7 auf einen Streich...dass schafft die asoziale Energiewende mit ihren marktfeindlichen EEG ganz locker.

  • Die geniale deutsche Energiewende ist so gut gemanagt, daßß sowohl die Windradbauer, die Solarbarone, die Energiekonzerne (gestern Eon) und zuletzt die Stromkunden in Schieflage geraten, nur das tapfere Schneiderlein war gründlicher, das erwischte sieben auf einen Streich.

  • Die sog. Energiewende mit ihren marktfeinldichen EEG...so schaut die Zukunft für Deutschland aus...Verluste statt Gewinne, Stellenabbau, Zerstörung der Landschaften, Vernichtung der Vogelwelt, steigende Strompreise und mangelhafte Stromerzeugung/Versorgung....und all dies zahlt der Arbeitnehmer und Bürger mit seinen Zwangs-EEG-Abgaben und Arbeitsplatzabbau, steigenden Stromkosten und mangelhafte Stromversorgung.
    EEG abschaffen und Energiewende beenden...wie es die AfD schon lange fordert! Danke!

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