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Energie

SMA-Zahlen So will der letzte deutsche Solarkonzern überleben

SMA-Solar hat es als einziger deutscher Konzern durch die Krise geschafft. Aber dem Unternehmen geht es nicht so gut, wie es auf den ersten Blick scheint.
28.03.2018 - 15:23 Uhr 1 Kommentar
Der Solarkonzern verdient mit seinem wichtigsten Produkt kaum noch Geld. Quelle: dpa
SMA-Zentrale in Niestetal bei Kassel

Der Solarkonzern verdient mit seinem wichtigsten Produkt kaum noch Geld.

(Foto: dpa)

Frankfurt Verkaufen kann Pierre-Pascal Urbon gut. So gut, dass man dem SMA-Chef fast glauben könnte, dass man in der Solarbranche sehr wohl noch Geld als Hersteller von Wechselrichtern verdienen könne. Nach der am Mittwoch vorgelegten Bilanz des Kasseler Unternehmens wird allerdings deutlich: Der Schein trügt.

Anders als Solarworld, das wie am Dienstag bekannt wurde, nun abermals pleite gegangen ist, hat SMA die Krise bislang überlebt. Das Unternehmen schreibt seit 2015 sogar wieder Gewinne. Der Jahresumsatz liegt bei 891 Millionen Euro. Aber das wesentliche Segment, die Herstellung von Wechselrichtern, bringt wegen immer weiter sinkenden Preisen kein Geld mehr ein. SMA bricht das Kerngeschäft weg.

Zwar wächst der weltweite Markt mit der Photovoltaik, „aber Geld verdienen ist weiterhin schwierig“, sagt Götz Fischbeck, Geschäftsführer von Smart Solar Consulting. Das Problem für die Branche: Der Markt ist politisch gedeckelt.

Sonnenland ist abgebrannt
Solarboom durch das EEG
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Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hatte in Deutschland einen Solarboom ausgelöst. Jede produzierte Kilowattstunde Sonnenstrom wurde anfänglich mit mehr als 50 Cent vom Staat vergoldet. Doch spätestens ab 2009 wurde es schwierig. Die üppigen Subventionen riefen asiatische Firmen auf den Plan. Chinesische Hersteller bauten Fabrik um Fabrik. Eine Pleitewelle erfasste die heimische Photovoltaikbranche. Ein Überblick.

(Foto: obs)
Solarworld
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„Das ist der größte denkbare Massenmarkt der Zukunft, denn das einzige Produkt, das alle Menschen zu allen Zeiten immer brauchen, ist Energie“, schrieb Frank Asbeck 2009 in seinem Buch „Eine solare Welt“. Damit hatte er vielleicht Recht – doch sein Konzern Solarworld ging im Mai 2017 trotzdem pleite. Die Konkurrenz aus China warf spottbillige Solarmodule auf den Markt, Solarworld konnte damit nicht mithalten. Solarworld war mit einer jährlichen Fertigungskapazität von 1,5 Gigawatt gegenüber chinesischen Konkurrenten mit der vierfachen Produktionskapazität schlichtweg zu klein, um dauerhaft überleben zu können.

(Foto: Reuters)
CSG Solar
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Auch CSG Solar war einfach zu klein, um zu überleben. Im März 2006 wurde die 9000 Quadratmeter große Produktionsanlage in Thalheim eingeweiht. Nur zwei Jahre später musste das Unternehmen die Produktion einstellen, sich von 124 der 164 Beschäftigten trennen. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit setzte CSG Solar aber fort.

(Foto: ZB)
Sontor
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Sachsen-Anhalt galt lange als Solar Valley in Deutschland. Doch seit mehreren Jahren müssen immer mehr Solarfirmen aufgeben. Einst lieferte die Branche dort über 3000 Arbeitsplätze – die meisten davon sind mittlerweile weggefallen. Um sich vor der Pleite zu retten, hatte sich Sontor aus Bitterfeld 2009 mit Sunfilm zusammengeschlossen – und konnte so überleben.

(Foto: dpa)
Solon
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Solon war einst einer der größten Solaranlagenhersteller Europas. 2011 ging das Unternehmen das erste Mal pleite, das indisch-arabische Unternehmen Microsol rettete Solon vor dem Aus und nannte es Solon International. Doch 2014 musste Solon zum zweiten Mal Insolvenz beantragen.

(Foto: dpa)
Odersun
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Odersun sollte ein strahlendes Aushängeschild der Brandenburger Wirtschaft werden und seinen Solarmodulen den Markt verändern. Doch es kam anders als erhofft. Odersun lieferte kein marktfähiges Produkt. 2010 meldete Odersun Insolvenz an. 2013 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen das Unternehmen eingeleitet. Der Vorwurf: Insolvenzverschleppung.

(Foto: dpa)
Sovello
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2005 wurde Sovello als Joint-Venture von Q-Cells, Evergreen Solar und Renewable Energy Corporation ASA gegründet. Anfangs startete das Solarunternehmen durch, doch bis 2012 stieg Sovello immer weiter ab und musste Insolvenz beantragen. Im August 2012 wurde bekannt gegeben, dass das Unternehmen die Produktion komplett einstellt und allen Mitarbeitern kündigen muss.

(Foto: dpa)

Bei ebenerdig errichteten Photovoltaikparks darf jährlich beispielsweise nur ein Volumen von 600 Megawatt hinzugebaut werden. Und seitdem die üppigen Subventionen massiv gekürzt wurden, herrscht auf dem Solarmarkt ein harter Preiskampf. Infolgedessen sind die Kosten zuletzt dramatisch gefallen. Schon heute ist die Sonne in manchen Regionen der Welt günstigste Stromquelle, laut einer aktuellen Studie des ISE-Fraunhofer Instituts, auch in Deutschland.

Und jetzt ist ein deutsches Unternehmen aus Niesteltal bei Kassel der einzig verbliebene Solarkonzern im TecDax. Urbon hat es geschafft, sein Unternehmen in den vergangenen Jahren zu stabilisieren und die Bilanz zu bereinigen.

Gleichzeitig leidet SMA aber unter einem Umsatzschwund. Den Rückgang erklärt der studierte Betriebswirt im Wesentlichen mit einer stark eingebrochenen Nachfrage auf dem US-Markt, nachdem Donald Trump angekündigt hatte, Strafzölle auf Solarmodule einzuführen.

Auch die Steuerreform des US-Präsidenten wirkte sich laut Urbon negativ auf das Geschäft aus. Um 50 Prozent ist der Umsatz in den Vereinigten Staaten eingebrochen. Trotzdem verbucht SMA einen Absatzrekord von 8,5 Gigawatt verkaufter Wechselrichter-Leistung. Aber auch das konnte den Umsatzrückgang nicht aufhalten.

Wirft man einen Blick auf die Zahlen im Bereich Hardware, wird schnell klar, woher der Rückgang rührt: „Wenn sie die einzelnen Segmente zusammenzählen, kommt SMA gerade mal knapp über null raus“, erklärt Solarexperte Fischbeck. „Mit Hardware lässt sich nicht mehr ausreichend Geld verdienen. Davon lassen sich die Kapitalkosten nicht decken.“

Auch Urbon muss zugeben, dass es mittelfristig keine Rückkehr zu den hohen Margen von vor fünf Jahren geben wird. Offiziell ist man mit den Zahlen zwar „zufrieden“, trotzdem hat die Solarfirma das Problem längst erkannt.

Wechselrichter will SMA nämlich auch künftig weiter produzieren, aber zum Wachstumsbringer sollen die datengetriebenen Geschäftsmodelle werden. „Damit sind dann auch wieder höhere Margen möglich“, sagt Urbon dem Handelsblatt.

Konkret will SMA künftig Energieflüsse automatisch steuern und den Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor intelligent miteinander verknüpfen. Der Konzern will zum Beispiel Supermärkte, Hotels oder Krankenhäuser mit Solaranlagen, Wechselrichtern und einem Energiemanagementsystem ausstatten und den günstig erzeugten Ökostrom nutzen, um damit Heizungen, Klimaanlagen und Kühlschränke zu betreiben und Elektroautos zu betanken.

Statt vielen einzelnen Komponenten will SMA den Unternehmen eine Komplettlösung aus einer Hand anbieten. Zwei Modellprojekte in Norddeutschland laufen bereits.

Den Ansatz halten Experten für durchaus richtig, „aber die neue Strategie muss sich auch erst einmal bewähren“, mahnt Fischbeck. Bis die sich auszahle, dauere es ja noch ein paar Jahre. Wenn es nach Urbon geht, rechnet sich das Ganze ab 2020. Immerhin bringt der Bereich „Service“ aber heute ordentlich Geld in die Kasse.

Das Argument, dass große IT-Konzerne sowie Energieversorger wie Eon oder Innogy ebenfalls daran arbeiten, volatile Energieflüsse zu managen, kann Urbon zwar nicht verneinen. Aber mit seinem Verständnis des Solarmarktes hätte SMA doch eine besondere Kompetenz. „Und es kommt ja nicht immer nur auf die Größe an“, zeigt sich Urbon zuversichtlich.

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  • Warum sieht unsere Regierung tatenlos zu wie China mit Lohn- und Sozialdumping deutsche Firmen
    ruiniert.

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