SMA-Zahlen So will der letzte deutsche Solarkonzern überleben

Der Solarkonzern verdient mit seinem wichtigsten Produkt kaum noch Geld.
Frankfurt Verkaufen kann Pierre-Pascal Urbon gut. So gut, dass man dem SMA-Chef fast glauben könnte, dass man in der Solarbranche sehr wohl noch Geld als Hersteller von Wechselrichtern verdienen könne. Nach der am Mittwoch vorgelegten Bilanz des Kasseler Unternehmens wird allerdings deutlich: Der Schein trügt.
Anders als Solarworld, das wie am Dienstag bekannt wurde, nun abermals pleite gegangen ist, hat SMA die Krise bislang überlebt. Das Unternehmen schreibt seit 2015 sogar wieder Gewinne. Der Jahresumsatz liegt bei 891 Millionen Euro. Aber das wesentliche Segment, die Herstellung von Wechselrichtern, bringt wegen immer weiter sinkenden Preisen kein Geld mehr ein. SMA bricht das Kerngeschäft weg.
Zwar wächst der weltweite Markt mit der Photovoltaik, „aber Geld verdienen ist weiterhin schwierig“, sagt Götz Fischbeck, Geschäftsführer von Smart Solar Consulting. Das Problem für die Branche: Der Markt ist politisch gedeckelt.
Bei ebenerdig errichteten Photovoltaikparks darf jährlich beispielsweise nur ein Volumen von 600 Megawatt hinzugebaut werden. Und seitdem die üppigen Subventionen massiv gekürzt wurden, herrscht auf dem Solarmarkt ein harter Preiskampf. Infolgedessen sind die Kosten zuletzt dramatisch gefallen. Schon heute ist die Sonne in manchen Regionen der Welt günstigste Stromquelle, laut einer aktuellen Studie des ISE-Fraunhofer Instituts, auch in Deutschland.
Und jetzt ist ein deutsches Unternehmen aus Niesteltal bei Kassel der einzig verbliebene Solarkonzern im TecDax. Urbon hat es geschafft, sein Unternehmen in den vergangenen Jahren zu stabilisieren und die Bilanz zu bereinigen.
Gleichzeitig leidet SMA aber unter einem Umsatzschwund. Den Rückgang erklärt der studierte Betriebswirt im Wesentlichen mit einer stark eingebrochenen Nachfrage auf dem US-Markt, nachdem Donald Trump angekündigt hatte, Strafzölle auf Solarmodule einzuführen.
Auch die Steuerreform des US-Präsidenten wirkte sich laut Urbon negativ auf das Geschäft aus. Um 50 Prozent ist der Umsatz in den Vereinigten Staaten eingebrochen. Trotzdem verbucht SMA einen Absatzrekord von 8,5 Gigawatt verkaufter Wechselrichter-Leistung. Aber auch das konnte den Umsatzrückgang nicht aufhalten.
Wirft man einen Blick auf die Zahlen im Bereich Hardware, wird schnell klar, woher der Rückgang rührt: „Wenn sie die einzelnen Segmente zusammenzählen, kommt SMA gerade mal knapp über null raus“, erklärt Solarexperte Fischbeck. „Mit Hardware lässt sich nicht mehr ausreichend Geld verdienen. Davon lassen sich die Kapitalkosten nicht decken.“
Auch Urbon muss zugeben, dass es mittelfristig keine Rückkehr zu den hohen Margen von vor fünf Jahren geben wird. Offiziell ist man mit den Zahlen zwar „zufrieden“, trotzdem hat die Solarfirma das Problem längst erkannt.
Wechselrichter will SMA nämlich auch künftig weiter produzieren, aber zum Wachstumsbringer sollen die datengetriebenen Geschäftsmodelle werden. „Damit sind dann auch wieder höhere Margen möglich“, sagt Urbon dem Handelsblatt.
Konkret will SMA künftig Energieflüsse automatisch steuern und den Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor intelligent miteinander verknüpfen. Der Konzern will zum Beispiel Supermärkte, Hotels oder Krankenhäuser mit Solaranlagen, Wechselrichtern und einem Energiemanagementsystem ausstatten und den günstig erzeugten Ökostrom nutzen, um damit Heizungen, Klimaanlagen und Kühlschränke zu betreiben und Elektroautos zu betanken.
Statt vielen einzelnen Komponenten will SMA den Unternehmen eine Komplettlösung aus einer Hand anbieten. Zwei Modellprojekte in Norddeutschland laufen bereits.
Den Ansatz halten Experten für durchaus richtig, „aber die neue Strategie muss sich auch erst einmal bewähren“, mahnt Fischbeck. Bis die sich auszahle, dauere es ja noch ein paar Jahre. Wenn es nach Urbon geht, rechnet sich das Ganze ab 2020. Immerhin bringt der Bereich „Service“ aber heute ordentlich Geld in die Kasse.
Das Argument, dass große IT-Konzerne sowie Energieversorger wie Eon oder Innogy ebenfalls daran arbeiten, volatile Energieflüsse zu managen, kann Urbon zwar nicht verneinen. Aber mit seinem Verständnis des Solarmarktes hätte SMA doch eine besondere Kompetenz. „Und es kommt ja nicht immer nur auf die Größe an“, zeigt sich Urbon zuversichtlich.
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