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Energie

Solarworld-Chef Frank Asbeck „Die Summe, die im Raum steht, ist völlig absurd“

Ein verlorener Prozess in den USA bedroht Solarworld in seiner Existenz. Im Interview spricht Firmenchef Frank Asbeck über die Bedeutung des Urteils, die Probleme des Konzerns – und die Frage, ob er sich verzockt hat.
27.07.2016 - 17:19 Uhr Kommentieren
„Wir sind absolut zuversichtlich, uns mit Hemlock zu einigen.“ Quelle: Christoph Papsch
Solarworld-Chef Frank Asbeck

„Wir sind absolut zuversichtlich, uns mit Hemlock zu einigen.“

(Foto: Christoph Papsch)

Herr Asbeck, eine Tochterfirma Ihres Konzerns wurde erstinstanzlich zur Zahlung von fast 800 Millionen Dollar verurteilt, weil Solarworld langfristige Verträge nicht eingehalten haben soll. Haben Sie sich verzockt?
Nein. Das Urteil ist eines in erster Instanz und wird im Übrigen in Deutschland nicht vollstreckbar sein. Es ist eher andersherum. Würde ich als CEO eines börsennotierten Unternehmens die Durchsetzung eines kartellrechtlich nicht zulässigen Altvertrages akzeptieren, müsste ich mich fragen lassen, ob ich meinen Job mache.

Ihre Aktionäre sind in großer Sorge, dass Solarworld in die Insolvenz schlittern könnte. Wie wollen Sie eine Pleite ihrer Firma abwenden?
Die Kursentwicklung von heute spricht eine andere Sprache. Solarworld produziert unter Vollauslastung. Wir haben unseren Absatz drastisch gesteigert. Wir liefern das Premium-Produkt, das Hauseigentümer und Großanlagenbetreiber gleichermaßen für eine sichere Stromversorgung brauchen. Was wir hier auf dem Tisch haben, ist ein Verfahren in den USA, das jetzt in die zweite Instanz geht. Die Summe, die im Raum steht, ist völlig absurd. Alleine die 100 Millionen Anzahlung, die Hemlock schon vor Jahren uns erhalten hat, übertreffen den realen Ausfall der Firma. Unsere Risikoeinstufung, die durch externe Rechtsgutachten bestätigt ist, ändert sich nicht.

Sie haben stets betont, eine außergerichtliche Einigung mit Hemlock anzustreben. Woran scheitert ein Vergleich?
Die Verhandlungen stehen nicht unter Zeitdruck. Wir sind absolut zuversichtlich, uns mit Hemlock zu einigen, ebenso wie wir uns mit allen unseren anderen Siliziumlieferanten geeinigt haben.

Offenbar ist Hemlock nur dann zu einer Einigung bereit, wenn Sie sich dafür einsetzen, den Handelskrieg mit China in puncto Solarzölle beizulegen. Das klingt wie eine Erpressung und wäre eine 180-Grad-Wende ihrerseits. Werden Sie sich darauf einlassen und plötzlich zu einem Vorkämpfer für die Aufhebung von Handelsbeschränkungen?
Eine Verknüpfung der beiden Sachen ist völlig unzulässig. Tatsächlich wurde der aber Prozess gestartet, nachdem Hemlock selbst von China zu Unrecht in die Mangel genommen wurde. Wir werden weiterhin entschlossen gegen unfairen Wettbewerb und Dumping vorgehen. Es geht um die Basis für industrielle Produktion und Jobs in Europa und Amerika.

Sollten die Anti-Dumping-Zölle auf Module und Zellen fallen, ginge dann damit die wirtschaftliche Existenzgrundlage von Solarworld verloren?
In Brüssel läuft gerade ein Verlängerungsverfahren für die Zollmaßnahmen. In den USA sind sie vor kurzem bestätigt worden. Solange China Dumping unter Herstellkosten staatlich finanziert, wird man sich dagegen schützen müssen, und das nicht nur in unserer Branche.

So groß sind die Solar-Marktführer
Platz 15: Solarworld (Deutschland)
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Solarworld-Chef Frank Asbeck ist der letzte Überlebende aus der Glanzzeit der deutschen Solarindustrie. Während beinahe alle anderen heimischen Photovoltaikkonzerne in den vergangenen Jahren im Kampf gegen die asiatische Billigkonkurrenz pleitegingen, existiert die Firma des Bonner Ökopioniers immer noch. Dennoch ist die Zukunft von Solarworld ungewiss. Ein 770-Millionen-Dollar schwerer Rechtsstreit mit dem Siliziumhersteller Hemlock Semiconductor bedroht den Fortbestand des Unternehmens. Die drei Fabriken von Solarworld liefen 2015 ungeachtet der Klage aber auf Hochtouren. Nach Berechnungen des Analysehauses IHS produzierte Solarworld Paneele mit einer Kapazität von mehr als tausend Megawatt.

Jahresproduktion: 1.117 Megawatt

(Foto: dpa)
Platz 14: REC Group (Norwegen)
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Neben Solarworld ist REC die größte verbliebene Photovoltaik-Marke in Europa. Richtig europäisch ist REC freilich nicht. Das Unternehmen hat zwar seinen Hauptsitz in Norwegen, aber produziert wird vorrangig in Singapur. Anfang 2015 wurde REC zudem von der Elkem Group übernommen. Elkem ist eine Tochter des chinesischen Konzerns Bluestar und stellt Silizium her – das Ausgangsmaterial für die Erzeugung von Photovoltaikzellen. REC beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter weltweit und erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von rund 755 Millionen Dollar.

Jahresproduktion: 1.188 Megawatt

(Foto: PR)
Platz 13: Sunpower (USA)
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Amerikas zweitgrößter Photovoltaikkonzern ist 2015 wieder in die roten Zahlen gerutscht. Bei einem Umsatz von rund 1,4 Milliarden Dollar meldet Sunpower Verluste in der Höhe von fast 300 Millionen Dollar. 2016 soll es aber wieder aufwärts gehen. Das kalifornische Unternehmen rechnet mit Erlösen von bis zu drei Milliarden Dollar. Sunpower fertigt nicht nur Module, sondern errichtet und betreibt auch eigene Solarparks. In Deutschland erlangte der Konzern als Haupt- und Trikotsponsor des Fußballvereins Bayer 04 Leverkusen Bekanntheit. Die Partnerschaft endete 2013 aber bereits nach zwei Jahren, weil Sunpower wirtschaftlich in Probleme geriet.
Jahresproduktion: 1.253 Megawatt

(Foto: Imago)
Platz 12: Shanghai Aerospace Automobile (China)
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In keinem anderen Land der Welt werden so viele Solarmodule hergestellt und Photovoltaikanlagen ans Stromnetz angeschlossen wie in China. Das Reich der Mitte hat Deutschland 2015 als größte Solarnation abgelöst. Und kein Land schickt sich derzeit an, China wieder vom Thron zu stoßen. Im Gegenteil. Bis 2020 will die Staatsregierung in Peking die Solarkapazitäten sogar auf 143 Gigawatt ausbauen. Das wäre eine Verdreifachung der bisherigen Kapazitäten. Einer der größten Profiteure der fernöstlichen Ökorevolution ist schon jetzt die chinesische Firma Shanghai Aerospace Automobile.

Jahresproduktion: 1.282 Megawatt

(Foto: Reuters)
Platz 11: Risen Energy (China)
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In der ostchinesischen Provinz Zheijang ist Risen Energy beheimatet. Das Unternehmen wurde 1986 gegründet und beschäftigt aktuell etwa 3000 Mitarbeiter. Seine Solarmodule verkauft Risen überwiegend direkt im Reich der Mitte. Einen Grund daran etwas zu ändern, gibt es ohnehin nicht. Schließlich wächst der chinesische Solarmarkt aktuell um gut 48 Prozent pro Jahr.

Jahresproduktion: 1.292 Megawatt

(Foto: Imago)
Platz 10: EGing PV (China)
6 von 15

Allein 2015 war der chinesische Markt für 32 Prozent der weltweit neu installierten Photovoltaikkapazität verantwortlich. Von diesem gigantischen Wachstum profitiert auch die Firma EGing PV überproportional. Das Unternehmen existiert seit 2003 und ist in Schanghai an der Börse notiert. Das Geschäftsmodell der chinesischen Firma umfasst nach eigenen Angaben die Produktion sämtlicher Solarprodukte – von Ingots, Wafern und Zellen bis hin zu Photovoltaikmodulen und der kompletten Errichtung von Solaranlagen.

Jahresproduktion: 1.324 Megawatt

(Foto: Imago)
Platz 9: GCL (China)
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Von den 15 weltgrößten Solarkonzernen kommen gleich zehn Unternehmen aus China. Die Staatsregierung rief vor mehr als einem Jahrzehnt zum Aufbau einer eigenen Photovoltaikindustrie auf. GCL zählt zu den führenden Modulproduzenten in China und könnte künftig noch größer werden. Der Konzern ist zuletzt bei dem angeschlagenen Konkurrenten Chaori Solar eingestiegen.

Jahresproduktion: 1.722 Megawatt

(Foto: Imago)

Fürchten Sie, dass das Urteil Auswirkungen auf das Tagesgeschäft von Solarworld haben könnte?
Nein. Aber wir suchen gerade händeringend weltweit neue Fachkräfte. Die Schlagzeilen könnten Bewerber verunsichern. Das finde ich bedauerlich.

Vielen Dank für das Interview, Herr Asbeck.

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