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Energie

Sonnenenergie Israelisches Solar-Start-up verdrängt deutschen Konkurrenten SMA

Bei Wechselrichtern zieht die Firma aus Herzlia auf dem Weltmarkt an SMA Solar vorbei. Doch der Deutschlandchef von Solaredge beklagt auch die bürokratischen Hürden hierzulande.
26.09.2021 - 08:42 Uhr Kommentieren
Auf einer Statistik des Datenanbieters IHS Markit ist das Unternehmen auf Platz eins unter den Wechselrichteranbietern vorgerückt.Bildrechte: SolarEdge
2,06 MW SolarEdge System bei einem Holzverarbeitungswerk in Bayern

Auf einer Statistik des Datenanbieters IHS Markit ist das Unternehmen auf Platz eins unter den Wechselrichteranbietern vorgerückt.

Bildrechte: SolarEdge

Tel Aviv Um in die Zukunft zu sehen, reicht Ronen Faier ein Blick aus dem Fenster seines Büros auf die sonnigen Straßen von Herzlia, einer Tel Aviver Hightech-Vorstadt. Auf dem Weg zur Klimaneutralität werde die Sonne als Energiequelle eine Schlüsselrolle spielen, sagt der Finanzchef des israelischen Start-ups Solaredge. Mit seinem Unternehmen will er zu den Gewinnern dieser neuen Energiewelt zählen.

Die Technologie von Solaredge ermögliche es, mehr Solarstrom aus jeder PV-Anlage zu ernten, betont er. Dafür habe man Systembeschränkungen der photovoltaischen Energie effektiv beseitigt.

Solaredge hat damit begonnen, Wechselrichter herzustellen, die von PV-Anlagen generierten Strom umwandeln können. Inzwischen bietet das Unternehmen das komplette Programm rund um Solarstromgewinnung an. Neben Energiespeichern gehören auch intelligente Anlagen für die Überwachung und das Energiemanagement dazu. Treten Probleme auf, können die Produkte von Solaredge in Echtzeit eingreifen.

Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien sei riesig, sagt Faier. Die Weltbevölkerung wachse, der Lebensstandard auch. In den Industrieländern fahren mehr Elektroautos, Menschen drängen in die Metropolen. „Zudem werden Kraftwerke von Gas oder Öl auf Solar umsteigen“, sagt er. Und mit günstigeren Batterien seien PV-Anlagen noch günstiger zu betreiben.

Der Chipmangel ist dabei eine Herausforderung für die Solarbranche. Zwar sei Solaredge in der Lage, „diese Engpässe durch eine Kombination von Maßnahmen zu überbrücken“, sagt Faier und nennt als Beispiele die doppelte Beschaffung von Komponenten oder das Halten von Sicherheitsbeständen. Doch es zeige sich, dass sich die Verknappung von Elektronik-Bauteilen auf die gesamte Branche auswirke und „das Wachstum in diesem Sektor verlangsamt“.

Solaredge habe seit 2017 die Zahl der Installationen in Deutschland verdreifacht, sagt Karlstetter, der von München aus den europäischen Markt betreut.
Alfred Karlstetter

Solaredge habe seit 2017 die Zahl der Installationen in Deutschland verdreifacht, sagt Karlstetter, der von München aus den europäischen Markt betreut.

Und doch sei Solaredge auf Wachstumskurs. „Wir sind die größte Firma im Bereich Wechselrichter“, meint Faier. Den Konkurrenten SMA aus dem hessischen Niestetal hat die israelische Firma von Platz eins der Wechselrichteranbieter verdrängt. Stolz verweist Faier auf die Statistik des Datenanbieters IHS Markit, auf der Solaredge von Platz zehn (2014) auf den ersten Platz vorgerückt ist und Anbieter wie ABB oder Huawei überholt hat. In den USA bringt es die israelische Firma bei den Wohnimmobilien auf einen Marktanteil von 50 Prozent, im kommerziellen Sektor auf 18 Prozent.

Die Solarbranche hat derzeit auch ein politisches Problem

Deutschland ist für Solaredge ein Wachstumsmarkt. „Wir liefern einen hohen Anteil sowohl für kleinere Installationen als auch für größere Anlagen“, sagt Alfred Karlstetter, der von München aus den europäischen Markt betreut. Solaredge habe seit 2017 die Zahl der Installationen in Deutschland verdreifacht. In Europa sei die Firma die Nummer eins unter den PV-Wechselrichterherstellern.

Der Münchener hat selbst in seinem Haus Photovoltaikanlagen mit 20 kWp installiert, sowie 20 kWh Speicherleistung, und kann so während eines guten Sonnentags knapp 100 kWh Strom produzieren. In München, wo er wohnt, kann er mit seiner Anlage während acht Monaten „sehr gut“ seinen Eigenbedarf inklusive Elektroauto decken und im Mai und Juni sogar ins Netz einspeisen.

Der Finanzchef von Solaredge will zu den Gewinnern der neuen Energiewelt zählen.
Ronen Faier

Der Finanzchef von Solaredge will zu den Gewinnern der neuen Energiewelt zählen.

Solarenergie könnte in Deutschland freilich attraktiver sein, meint er. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2021) enthalte zwar positive Anreize, aber auch bürokratische Hindernisse, meint Karlstetter. So schreibe es vor, dass für Aufdachanlagen in der Größe zwischen 301 und 750 kWp die Hälfte der Energie selbst verbraucht werden muss beziehungsweise nicht vergütet wird, was wirtschaftlich schwierig sein könne, so Karlstetter, vor allem für die Betreiber größerer Anlagen. Besser wäre es, wenn mehr vergütet würde.

Auch in den USA wurde der Solarsektor enttäuscht. Weil US-Präsident Joe Biden dem Pariser Klimavertrag wieder beigetreten ist, hatten  Klimaschützer auf der ganzen Welt, auch in Deutschland, große Hoffnungen in ihn gesetzt. So erwarteten Klimaschützer weitere Steuererleichterungen für grüne Energien. Doch Bidens „Investment Tax Credit“ (ITC)-Programm bringt keine Verbesserungen, sondern Verschlechterungen. Für Investitionen in alternative Energieanlagen konnte man bisher mit einer Rückerstattung des Finanzamts von 26 Prozent rechnen. In diesem Jahr sind es laut ITC bloß noch 22 Prozent, und für Anlagen, die 2025 in Betrieb gehen, gerade noch zehn Prozent.

Die Solarbranche hat derzeit auch ein politisches Problem. „Jede Solarzelle besteht statistisch gesehen zur Hälfte aus Silizium aus der Provinz Xinjiang“, sagt Solarexperte Götz Fischbeck von der Beratungsagentur Smart Solar Consulting. Recherchen des Handelsblatts haben die Ergebnisse des Reports auch mit Blick auf die deutsche Solarbranche bestätigt. Zahlreiche Anlagen auf deutschen Dächern, Äckern und Feldern wurden mit in Xinjiang gewonnenen Materialien produziert, die aus der Uiguren-Region Xinjiang stammen.

China ist führend in der Herstellung von Polysilizium, dem Grundstoff für die Herstellung von Solarzellen, der preisgünstiger geworden ist, nachdem die Volksrepublik den Code für die Herstellung geknackt hat. Weil Solaredge aber keine Solarzellen herstellt, sei die Firma davon nicht betroffen, sagt CFO Faier: „Wir verwenden vor allem Aluminium und Kupfer.“

Antriebssysteme für Elektrofahrzeuge

Das Start-up wurde 2006 von fünf ehemaligen Cybersoldaten der militärischen Einheit 8200 gegründet und erwirtschaftet heute mit 3500 Mitarbeitern einen Umsatz von rund zwei Milliarden Dollar. Insgesamt wurden fünf Millionen Leistungsoptimierer und 180.000 Umwandler abgesetzt. In Europa zählen die Niederlande, Deutschland, Italien und Polen zu den bedeutendsten Märkten von Solaredge.

Neben dem Stammgeschäft hat die israelische Solarfirma in den vergangenen Jahren diversifiziert. Sie liefert Antriebssysteme für Elektrofahrzeuge, unter anderem für Stellantis, darunter den Fiat-E-Durato in Europa. Vor drei Jahren hatte das israelische Start-up durch Zukäufe damit begonnen, seine Angebotspalette zu erweitern.

Es kaufte die südkoreanische Firma Kokam, die Lithium-Ion-Zellen herstellt und auf die Herstellung von Energiespeichern spezialisiert ist. Fast gleichzeitig erwarb Solaredge die Jerusalemer Firma Gamatronic mit dem Ziel, die Position im Markt für unterbrechungsfreie Stromversorgung (UPS) auszubauen. Mithilfe von UPS wird ein elektrisches System mit Notstrom versorgt, sobald die Eingangsstromquelle ausfällt.

Trotz der Enttäuschung über Bidens Steuerpläne sieht Faier auch positive Zeichen. Ein Blick auf die Zahlen des US-Energieministeriums zeigt, dass zwischen 2019 und 2020 der Beitrag erneuerbarer Energien, einschließlich kleinerer Solaranlagen, um neun Prozent gestiegen ist. „Die Sonnenenergie“, ist er überzeugt, „wird weiter wachsen.“ Jeder könne zu einem Prosumer werden – einer, der sowohl Strom produziert als auch konsumiert.

Mehr: Die Klimawende wird unser Wirtschaftswachstum nicht gefährden – sondern garantieren

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