Stahlwerk in Brasilien Thyssen-Krupp verkauft seinen teuren Fehlschlag

Der Essener Konzern beendet endgültig die verlustträchtige Expansion nach Amerika.
Berlin Nach mehr als einem Jahrzehnt beendet Thyssen-Krupp endgültig die verlustträchtige Expansion seines Stahlgeschäfts nach Amerika. Wie der Essener Konzern am frühen Mittwoch mitteilte, wird das brasilianische Stahlwerk CSA für 1,5 Milliarden Euro an den Konkurrenten Ternium verkauft. „Das ist ein wichtiger Meilenstein beim Umbau von Thyssen-Krupp hin zu einem starken Industriekonzern“, erklärte Vorstandschef Heinrich Hiesinger.
Die gescheiterte Expansion in die USA und nach Brasilien kostete laut Thyssen-Krupp unter dem Strich rund acht Milliarden Euro. „Die Auswirkungen sind bis heute in der Bilanz sichtbar“, räumte das Dax-Unternehmen ein. Auf das Werk in Brasilien werde eine Wertberichtigung in Höhe von 900 Millionen Euro fällig.
Der Verkauf wird negative Auswirkungen auf den Jahresüberschuss haben. Thyssen-Krupp werde einen Jahresverlust ausweisen, sagte Finanzchef Guido Kerkhoff am Mittwoch. Zu dessen Höhe äußerte er sich nicht. Die übrigen Jahresziele für das Geschäftsjahr 2016/17 hätten indes Bestand, betonte er. Der Konzern rechnet unter anderem mit einer Steigerung des bereinigten Ebit auf rund 1,7 Milliarden Euro. Zudem werde die Nettofinanzverschuldung des Konzerns um 1,5 Milliarden Euro verringert, betonte Kerkhoff.
Bei den Anlegern kam der Befreiungsschlag in Brasilien gut an. Die Papiere schossen am Mittwoch um bis zu 6,4 Prozent auf 24,65 Euro nach oben und waren mit Abstand größter Gewinner im Leitindex Dax.
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Hiesinger will mehr Geschäfte mit profitableren Industriegütern und Dienstleistungen machen. Thyssen-Krupp erzielt nach eigenen Angaben in diesen Bereich inzwischen einen Umsatz von 75 Prozent. Noch im Jahr 2005 hatte sich das Management entschieden, Stahl billig in Brasilien zu kochen und in den USA und Europa weiterzuverarbeiten und zu verkaufen. Hiesinger stellte das Projekt nach seinem Amtsantritt als Konzernchef 2011 auf den Prüfstand.
Aber auch im europäischen Stahlgeschäft des Konzerns könnte es in Zukunft zu einem Umbruch kommen. Thyssen-Krupp spricht mit dem Konkurrenten Tata Steel über eine Stahlfusion. Der Konzern kämpft mit Gewinnrückgängen in seinem europäischen Stahlgeschäft.
Hiesinger hatte schon einen ersten wichtigen Schritt zur Beendigung des Amerika-Engagements beim Stahl geschafft. Bereits im Jahr 2014 verkaufte Thyssen-Krupp das Stahlverarbeitungswerk in Alabama an Arcelor-Mittal und Nippon Steel. In Brasilien bestanden zunächst Bindungen an den Mitgesellschafter Vale, die im vergangenen Jahr gelöst wurden. Hiesinger erklärte, das Werk sei inzwischen operativ in den schwarzen Zahlen. „Unsere Ausdauer und Beharrlichkeit haben sich gelohnt.“
Der Verkauf von CSA soll laut Thyssen-Krupp bis zum 30. September unter Dach und Fach sein. Die Wettbewerbsbehörden müssen noch zustimmen. Der Käufer Ternium verfügt über Produktionsanlagen unter anderem in Mexiko, Argentinien, Kolumbien, den USA und Guatemala. Mit Abschluss der Transaktion erhalte Thyssen-Krupp einen „deutlichen Mittelzufluss“, hieß es weiter. Damit wird der Konzern seine Netto-Finanzschulden „signifikant reduzieren“.
Insgesamt hatte Thyssen-Krupp rund zwölf Milliarden Euro in sein Stahlgeschäft in Amerika gepumpt. Insbesondere der Bau des Brasilienwerks war von Pleiten, Pech und Pannen begleitet. Die Anlage fuhr Milliardenverluste ein. Auch nach Abzug unter anderem der Verkaufserlöse für die Werke verbleibe unter dem Strich ein Verlust von rund acht Milliarden Euro.
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