Telekommunikation Vodafone treibt Abspaltung von Funkturmsparte voran – Sitz in Düsseldorf

Bei der Abspaltung geht es nur um die Masten und Grundstücke, nicht um aktive Sendeanlagen des Netzes.
London Angesichts klammer Kassen und der Kritik von Investoren hatte Vodafone vergangenes Jahr angekündigt, seine europäischen Funktürme abzuspalten. Nun unternimmt der britische Telekomkonzern die nächsten Schritte: „Wir bereiten uns auf einen möglichen Börsengang Anfang 2021 vor“, erklärte Firmenchef Nick Read am Mittwoch in London.
Der Hauptsitz der Tochter soll in Düsseldorf sein. Das habe aber nichts mit dem Brexit zu tun, beteuerte der Brite, lediglich daran, dass die meisten Türme in Deutschland stünden. Ob das Unternehmen dann künftig an der Börse in Frankfurt oder in London notiert sein werde – wenn es denn tatsächlich zu einem IPO komme – sei noch nicht geklärt.
Pläne, das Hauptquartier des britischen Konzerns auf den europäischen Kontinent zu verlagern, gebe es nicht, betonte Read. Die Funkturm-Sparte umfasst 61.700 Funktürme in zehn Ländern. Bei der Abspaltung geht es nur um die Masten und Grundstücke, nicht um aktive Sendeanlagen des Netzes. Der spanische Telefónica-Konzern hatte seine Funkturmsparte bereits vor einigen Jahren an die Börse gebracht.
Am Mittwoch veröffentlichte der britische Konzern ferner seine aktuellen Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal. Demnach legte der Umsatz um 6,8 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro zu. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde bekräftigt.
Daneben äußerte sich der Vodafone-Chef zu der umstrittenen Entscheidung der britischen Regierung, Huawei-Produkte beim Ausbau des 5G-Netzes nur zum Teil zuzulassen. Er bekräftigte seine Warnung, dass eine Einschränkung von Huawei den Ausbau des 5G-Netzes behindern werde: Europa laufe Gefahr, einen Wettbewerbsvorteil zu verspielen, kritisierte er.
Huawei-Produkte bereits verbaut
Großbritanniens Regierungschef Boris Johnson hatte vergangene Woche verkündet, beim Ausbau des 5G-Netzes die Rolle des chinesischen Telekommunikationsausrüsters Huawei einzuschränken. Es ist ein Kompromiss: Schließlich hätte er auch einen kompletten Bann beschließen könnte, wie es die US-Regierung wünschte.
Aber soweit wollte Premier Johnson nicht gehen. Stattdessen wird Huawei als „Hochrisikoanbieter“ eingestuft, dessen Produkte nicht in sicherheitsrelevanten Bereichen – dem sogenannten Kern des Netzwerks – und in nicht mehr als 35 Prozent des Netzes verwendet werden dürfen. So hofft man in London, weder die USA noch China zu verprellen.
Telekomunternehmen waren gegen eine Einschränkung: Zum einen, weil die Produkte des chinesischen Unternehmens als besonders gut und günstig gelten, zum anderen aber auch, weil in Teilen des Netzwerks bereits Huawei-Produkte verbaut worden waren.
Auf einer Branchenkonferenz in Barcelona vor einem Jahr hatte der Vodafone-Chef Read gewarnt, es könnte „sehr, sehr teuer“ werden, wenn man die Bauteile austauschen müsse. Es könnte die Einführung von 5G in Europa um „wahrscheinlich zwei Jahre“ verzögern. Nun bezifferte er die Kosten für die kommenden fünf Jahre auf 200 Millionen Euro.
Härter trifft es den britischen Konkurrenten BT: Hier rechnet man mit Kosten in Höhe von 500 Millionen Pfund (knapp 600 Millionen Euro) über die nächsten fünf Jahre. Eine Deckelung des Anteils von Huawei-Bauteilen, wie sie in Großbritannien beschlossen wurde, sei „nicht optimal“, sagte Read nun mit Blick auf die bevorstehenden Entscheidungen in anderen europäischen Ländern.
Der Brite appellierte an die europäischen Regierungen, gemeinsam mit der Industrie eine längerfristige Lösung zu suchen.
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