US-Ölriese 50-Milliarden-Dollar-Deal: Chevron übernimmt Ölförderer Anadarko

Der US-Ölriese kauft Anadarko Petroleum.
Düsseldorf Es ist die größte Übernahme auf dem Ölmarkt seit vier Jahren: US-Riese Chevron kauft das texanische Förderunternehmen Anadarko für insgesamt rund 50 Milliarden Dollar. Das teilte der Konzern am Freitag mit.
Dafür will Chevron 65 US-Dollar je Anadarko-Aktie auf den Tisch legen. Der Deal soll aus einer Bar- und einer Aktienkomponente bestehen. Die bisherigen Aktionäre des US-Unternehmens sollen 0,3869 Chevron-Anteile plus 16,25 Dollar in bar erhalten. Anadarko gilt nicht zuletzt wegen seiner LNG-Sparte (Flüssiggas) schon seit längerem als begehrtes Übernahmeziel von Big Oil.
Es ist bereits der zweite Mega-Deal innerhalb kurzer Zeit. Erst im Sommer vergangenen Jahres gab der britische Ölriese BP bekannt, die Schieferölsparte des Bergbaugiganten BHP für 10,5 Milliarden US-Dollar zu übernehmen.
Die Ölkonzerne bereiten sich mit den Zukäufen auf die sich stark verändernde Zukunft ihrer Branche vor. Zwar steigt die weltweite Ölnachfrage Schätzungen zufolge noch bis Mitte der 30er-Jahre.
Aber auf lange Sicht gesehen verändert sich das Kerngeschäft der fossilen Giganten. Vor allem das Geschäft mit Gas wird in Zeiten der aktiven Klimapolitik für die Milliardenkonzerne immer wichtiger. Dazu kommt, dass sich die Multis seit der Ölpreiskrise 2016 neu aufstellen. Neben der Förderung und dem Verkauf von Öl, bauen sie jetzt auch andere, neue Geschäftsfelder aus.
Die Anadarko-Übernahme ist für Chevron deswegen aus mehreren Gründen sinnvoll: Erstens bekommt der US-Konzern damit auch dessen LNG-Anlage in Mosambik, vor dessen Küste soviel Flüssigerdgas gefunden wurde, dass es Europa ganze zehn Jahre lang versorgen könnte.
Zweitens besitzt Anadarko ein nicht unerhebliches Portfolio im Bereich der Tiefsee-Ölförderung im Golf von Mexiko. Die Preise für Tiefseebohrinseln haben sich seit 2014 halbiert. Heute sind die einst überteuerten Projekte tief draußen im Meer billiger, einfacher, kleiner – und damit auch lukrativer.
Laut der Beratungsagentur Wood Mackenzie wird die Produktion von Öl und Gas aus Tiefseefeldern allein im Golf von Mexiko im Jahr 2018 mit im Schnitt mehr als 1,9 Millionen Barrel Ölproduktion pro Tag ein neues Rekordhoch erreichen. Drittens baut Chevron mit der Transaktion seine Schieferölvorräte aus.
Chevron ist nach Exxon Mobil der zweitgrößte Ölkonzern der USA. Seit der Krise vor fünf Jahren hat das kalifornische Unternehmen fast 18.000 seiner knapp 65.000 Arbeitsplätze weltweit abgebaut. Ganz erholt hat sich Chevron aber auch heute noch nicht. Lag der Umsatz des Konzerns vor der Krise 2014 noch bei 211 Milliarden Dollar, waren es im vergangenen Jahr gerade mal 166 Milliarden Dollar.
Dafür ist Chevron deutlich profitabler geworden und konnte 2018 fast 15 Milliarden Dollar Gewinn verbuchen. 2014 waren es bei einem deutlich höheren Umsatz nur drei Milliarden mehr gewesen.
Von der Übernahme erhofft man sich nun noch zusätzliche Synergien von bis zu zwei Milliarden Dollar. Winken die Behörden den Deal durch, könnte das Geschäft schon Ende 2019 vollzogen sein.
Neben Chevron hatte dem US-Börsensender CNBC zufolge auch ein anderer Öl- und Gaskonzern ein Angebot für Anadarko abgegeben: Occidental Petroleum habe sogar mehr als 70 US-Dollar je Anadarko-Aktie geboten, zitiert CNBC nicht näher genannte Quellen. Zudem hätte Occidental Petroleum den Aktionären mehr Geld in bar geboten als Chevron. Das Angebot habe auch eine Abstimmung der Anteilseigner vorgesehen. Occidental prüfe nun seine rechtlichen Optionen, den Deal zwischen Chevron und Anadarko anzufechten.
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