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Energie

Weltklimakonferenz Umweltschützer stellen Kohle-Konzerne an den Pranger

Passend zur Weltklimakonferenz haben Umweltschützer eine Datenbank freigeschaltet, die Kohle-Unternehmen auflistet. Auch deutsche Konzerne wie RWE sind dabei. Adressat des Prangers sind vor allem die Finanziers.
09.11.2017 - 12:29 Uhr 7 Kommentare
Der Konzern ist in Europa der größte Betreiber von Kohlekraftwerken und fördert zudem so viel Braunkohle wie kein anderes Unternehmen auf der Welt. Quelle: AP
RWE-Braunkohletagebau Garzweiler

Der Konzern ist in Europa der größte Betreiber von Kohlekraftwerken und fördert zudem so viel Braunkohle wie kein anderes Unternehmen auf der Welt.

(Foto: AP)

Düsseldorf Es ist eine Fleißarbeit, aber sie wurde rechtzeitig fertig: Rund 770 Unternehmen hat die Umweltschutzorganisation Urgewald mit Partnern zusammengetragen – und alle haben eine gemeinsame Aktivität: Kohle. Die einen fördern Kohle, die anderen handeln mit Kohle, transportieren Kohle, bauen Kohlekraftwerke oder produzieren selbst Strom mit Kohle. Damit, so die Botschaft, tragen die Unternehmen zum Ausstoß des klimaschädlichen CO2 bei.

Die „Global Coal Exit List“ ist als digitaler Pranger gedacht. Und entsprechend passend wurde die Datenbank am Donnerstagvormittag in Bonn präsentiert, wo die Vereinten Nationen die Regierungen zur Weltklimakonferenz zusammengerufen hat. Im Sommer hatte Urgewald schon einen Teil der Datenbank freigeschaltet, in der die Betreiber von Kohlekraftwerken mit ihren aktuellen und geplanten Anlagen gelistet waren.

Jetzt sind auch die Bergbaukonzerne und andere Unternehmen dabei. Dabei sind beispielsweise Daten zur Kohleproduktion enthalten, die installierte Kohlekraftwerkskapazität und der Kohle-Anteil gemessen an Umsatz und Stromproduktion. Sie stammen aus Geschäftsberichten, Investorenpräsentationen und den Websites der Unternehmen.

Die meisten Kohlefirmen gibt es demnach in China mit 143, Indien mit 95, den USA mit 92 und Australien mit 71 Unternehmen. Aber auch Deutschland ist prominent vertreten, unter anderem mit RWE. Der Konzern ist in Europa der größte Betreiber von Kohlekraftwerken und fördert zudem so viel Braunkohle wie kein anderes Unternehmen auf der Welt. Die meisten neuen Kraftwerke werden in China, Indien, der Türkei, Indonesien, Vietnam und Japan geplant.

Wenn der Pazifik nach Bonn kommt
Fidschi muss Dörfer ins Landesinnere verlegen
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Am 6. November beginnt in Bonn die UNO-Klimakonferenz. Gastgeber ist der pazifische Inselstaat Fidschi. Weil das Land keine 25.000 Delegierten, Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen und Journalisten beherbergen kann, wird die Konferenz in der Stadt abgehalten, in der das UN-Klimasekretariat UNFCCC sitzt: Bonn. Trotzdem werden die Vertreter der pazifischen Inselnationen eine wesentliche Rolle spielen in den Verhandlungen. Tiefliegende Länder wie Kiribati haben langfristig kaum eine Chance, die Folgen des Klimawandels zu überstehen: Der steigende Meeresspiegel dürfte das Leben auf den Inseln und Atollen verunmöglichen.

(Foto: dpa)
Erderwärmung
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In Bonn soll die technische Realisierung des 2015 in Paris vereinbarten Klimaschutzabkommens begonnen werden. Es geht darum, vor der UN-Klimakonferenz Ende 2018 im polnischen Kattowitz ein sogenanntes Regelbuch für die Umsetzung auszuhandeln. Ziel ist, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

(Foto: dpa)
Emissionen
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Dass dies gelingen wird, ist laut Experten wenig wahrscheinlich. Viele Klimatologen glauben, dass sich die Erde um etwa drei Grad erwärmen wird, selbst wenn alle Nationen ihre bisherigen Zusagen zur Reduktion von Klimaemissionen einhalten würden. 197 Staaten haben das Klimaabkommen unterzeichnet, rund 170 haben es ratifiziert.

(Foto: dpa)
Spielende auf überflutetem Platz in Tuvalu
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Die Inselnationen werden die Industrieländer nicht nur auf eine striktere Einhaltung der Klimaziele verpflichten wollen, sondern zur Hilfe bei der Bewältigung von Klimaschäden. Dass der amerikanische Präsident Donald Trump den Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen bekannt gegeben hatte, dürfte in Bonn zu Spannungen führen. Offen ist, ob die klimaskeptische US-Administration den Verhandlungsprozess nur beobachten wird, oder versuchen, ihn aktiv zu blockieren.

(Foto: dpa)
Schwere Dürren in Afrika
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Prominente Vertreter der Inselstaaten fordern seit Langem, Industrienationen müssten das Verbrennen fossiler Energieträger – allem voran Kohle - drastisch einschränken. Gerade der pazifische Nachbar Australien –  wie die USA ein weltführender CO2-Emittent - dürfte in Bonn aber effektiven Maßnahmen zur Reduktion des Verbrauchs und Exports des Klimakillers ausweichen, um seine Rohstoffindustrie zu schützen.

(Foto: dpa)
Grönland-Gletscher schmelzen im warmen Meerwasser
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Dabei warnt eine eben veröffentlichte Studie der Universität Melbourne vor einem Anstieg der Meere um 1,32 Meter bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Das ist deutlich mehr als die 85 Zentimeter, die der jüngste Weltklimabericht für den Fall eines ungebremsten CO2-Ausstosses prognostiziert.

(Foto: dpa)
Die Pole - Schlüsselregionen für das Weltklima
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Gelinge es der Weltgemeinschaft jedoch, die Erderwärmung auf unter 1,9 Grad zu beschränken, könne das sonst ungebremste Abtauen der Antarktis möglicherweise verhindert werden, so die Forscher. Dann würde auch der Meeresspiegelanstieg nicht so hoch ausfallen.

(Foto: dpa)

Der Pranger hat vor allem einen Adressaten: die Finanziers der Unternehmen – Banken, Fonds, Anleger. „Wir haben diese Datenbank entwickelt, um der Finanzindustrie eine übersichtliche Liste der größten Kohlefirmen zur Verfügung zu stellen, die sie nicht mehr finanzieren sollten“, sagte Heffa Schücking von Urgewald. Die Klimaschutzziele seien nur zu erreichen, wenn sich Banken und Investoren zügig von ihren Investments trennen.

Die Strategie ist dabei erfolgsversprechend. Internationale Investoren nehmen das Thema Klimaschutz inzwischen ernst. Versicherer wie Allianz oder Axa haben schon vor längerem angekündigt, ihr Engagement zu verringern. Sylvain Vanston von der Nachhaltigkeitsabteilung bei Axa lobte die Datenbank: „Die Global Coal Exit List gehört zu den umfangreichsten Kohledatenbanken, die wir bisher gesehen haben. Sie ist ein großartiges Instrument für Investoren, die ihre Portfolios von Kohle befreien wollen.“

In Kohle wird weiter kräftig investiert
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7 Kommentare zu "Weltklimakonferenz: Umweltschützer stellen Kohle-Konzerne an den Pranger"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • @Herr Holger Narrog, 09.11.2017, 16:18 Uhr:

    Von wegen „der Klimawandel ist eine (öko)religiöse/politische Angelegenheit“:

    http://www.handelsblatt.com/politik/international/weltrisikobericht-das-sind-die-risikoreichsten-laender-der-welt/20532240.html


    Das hier interessiert Sie wahrscheinlich gar nicht erst:

    http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/jamaika-sondierungen-klimaforscher-fordern-zuegigen-beginn-des-kohleausstiegs/20562110.html

  • Hallo Herr Metz,

    Sie schreiben "Ihnen den REALEN WERT DER KLIMASENSITIVITÄT DES CO2 mitzuteilen - bzw. wie man ihn genau berechnet:"

    Die Berechnung eines solchen Wertes, bzw. eine Näherung desselben, wäre wissenschaftlich sehr, sehr komplex und aufwendig.

    Da der "Klimawandel" in erster Linie eine (öko)religiöse/politische Angelegenheit ist, würden Sie auch nur eine politische Antwort erhalten...vermutlich irgendeinen Prospekt mit einem ökologischem Text.

  • @Herr Helmut Metz, 09.11.2017, 15:08 Uhr

    "Wenn Sie gerne Anfragen stellen, dan tun Sie das doch auch einmal beim IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), und bitten die darum, Ihnen den REALEN WERT DER KLIMASENSITIVITÄT DES CO2 mitzuteilen - bzw. wie man ihn genau berechnet:"

    Warum machen Sie das nicht selbst? Sie sind doch schließlich derjenige, der das ganz genau wissen will.

  • @ Annette Bollmohr

    Wenn Sie gerne Anfragen stellen, dan tun Sie das doch auch einmal beim IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), und bitten die darum, Ihnen den REALEN WERT DER KLIMASENSITIVITÄT DES CO2 mitzuteilen - bzw. wie man ihn genau berechnet:
    "Die zentrale Größe aller Klimawarnungen ist die sog. Klimasensitivität des CO2 (...), die in vereinfachter Form als die zusätzliche globale Erwärmung definiert ist, die durch eine hypothetische Verdoppelung des CO2-Gehaltes der Erdatmosphäre erzeugt wird. Da die Abhängigkeit "Temperatur von CO2-Konzentration" in einer weithin akzeptierten Theorie logarithmisch ist, ist die KS von der CO2-Anfangskonzentration unabhängig. Man muss sich nun vergegenwärtigen, dass ALLE Klimaschutzmaßnahmen und auch das deutsche Großprojekt "Energiewende" auf einem einzigen Zahlenwert, nämlich dem der KS gründen. (...) Das IPCC schätzt - ohne einen Beleg dafür angeben zu können, die KS salopp so zwischen 1,5 und 4,5°C ein. Nun ist jedem Fachmann längst bekannt, dass der reale Wert der KS unbekannt ist. Dieses "Geheimnis" ist nun auch offiziell im jüngsten IPCC-Bericht für Politiker gelüftet (...):
    "No best estimate for equilibrum climate sensitivy can now be given because of a lack of agreement across assessed lines of evidence and studies."" (Philipp A. Mende: Geschosse wider den Einheitsbrei, Tönisvorst: Juwelen-Verlag, 2016, S. 290f.)
    Wenn sich dieser Wert jedoch nicht berechnen lässt, warum sagt man das dann nicht klar und deutlich? Viellecht bekommen Sie ja eine erhellende Antwort vom IPCC...

  • „Es ist eine Fleißarbeit, aber sie wurde rechtzeitig fertig: (…)
    Die „Global Coal Exit List“ ist als digitaler Pranger gedacht.“

    Naja, „Pranger“ ist schon ein (viel zu) hartes Wort für „Transparenz“.

    Ohne die geht es aber nun mal nicht, wenn wir alle – also die ganze Welt - endlich wirklich weiterkommen wollen. Schließlich muss jeder nicht nur wissen, wo sein (eventuell) Erspartes landet, sondern auch eine valide Entscheidungsgrundlage für alle seine Konsumentscheidungen (u n d alle anderen Entscheidungen politischer Art auch) haben.

    So gesehen, ist diese Fleißarbeit mehr als nur "lohnend".


    PS: Zum im Forum zum im HB-Artikel „Aldi, Bahn, Telekom – Konzerne fordern den Kohleausstieg“ tobenden Streit über Sinnhaftigkeit und "Sozialkompatibilität" der (Eigen-)Energieversorgung des Unternehmens ALDI habe ich dortselbst gestern einfach mal - unter Einfügung der entsprechenden Kommentare - per Mail angefragt und um Aufklärung gebeten.

  • Im heute im „HB“ erschienenen Gastbeitrag „Realitäsfremde Politik“ klagt der Energieexperte Stephan Kohler:

    „Die Kluft zwischen Anspruch, Zielen und der Realität: Mit illusorischen Annahmen wird die Energiewende und der Klimaschutz in Deutschland an die Wand gefahren“

    Der wichtigste Satz im ganzen Beitrag lautet m.E. aber:

    „Heute ist klar, dass das von der Politik beschlossene CO²-Reduktionsziel von minus 40 Prozent bis 2020 nicht erreichbar ist. >>> DIES FICHT DIE HEUTE ZUSTÄNDIGEN MINISTERIEN ABER NICHT AN.“

    Wie man auf folgendem Link auf den ersten Blick erkennen kann, rekrutieren sich unsere „politischen Vertreter“ weit überproportional aus der Berufsgruppe der Juristen:
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36615/umfrage/berufe-der-bundestagsabgeordneten-16-wahlperiode/

    Zum Artikel „Nicht zu rechtfertigen“ über die „Paradise Papers“ (heute auf S. 12 im „HB“):

    In der von mir in meinen Kommentaren vom 07.11.2017 um 11:00 und 11:15 Uhr zum HB-Artikel „Aldi, Bahn, Telekom – Konzerne fordern den Kohleausstieg“ (http://www.HB.com/unternehmen/industrie/initiative-von-40-unternehmen-aldi-bahn-telekom-konzerne-fordern-den-kohleausstieg/20549718.html?pageNumber=0&ajaxelementid=%23hcf-add-comment-id) erwähnten „hart aber fair“-Sendung wurde sehr richtig diagnostiziert, dass:

    1.) Legal NICHT dasselbe wie „legitim“ ist.

    2.) Der eigentliche Skandal mit gesellschaftsschädigenden „Anwalt“-Kanzeleien à la Mossack Fonseca und Appleby, deren Geschäftsmodell justament das Ausnutzen der vom Gesetzgeber – also den Politikern – erlassenen Gesetze (respektive derer Lücken) ist, also die Gesetze selbst sind.

    Anmerkung: Menschenrechtsanwälte hingegen finden sich weltweit immer öfter hinter Gittern wieder. Und "überkritische" Journalisten sowie Menschenrechts- bzw. Umweltaktivisten auf dem Friedhof.

    Hier schließt sich wirklich der Kreis.

    Die heutige Weltpolitik als solche ist - auch da noch, wo sie wenigstens ansatzweise demokratisch ist - ein geschlossenes System.

  • Wenn man ernsthaften Umweltschutz betreiben möchte so böte es sich an zunächst die umweltschädlichen Windmühlen und Solaranlagen zu ächten/verbieten.

    Moderne Windmühlen sind gewaltige Monumente ökoreligiösen Glaubens, bestehend aus mehreren 1000 to Beton (Fundament), Stahl (Mast), nicht recyclebarer Kunststoff (Flügel aus Duroplasten) Kupfer und seltenen Erden. Erzeugt wird damit lediglich wertloser Zufallsstrom entsprechend den Launen des Wetters.

    Persönlich habe ich nahezu 30% meiner Ersparnisse in Unternehmen investiert die ein signifikantes Kohlegeschäft haben. Das ist ein gutes Gefühl und dient der Menschheit.

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