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Grüne Geldanlage Bis zu 32 Prozent Rendite: Globale Aktienfonds im großen Nachhaltigkeits-Check

Anleger wollen bei der Investition in Fonds finanzielle Ergebnisse mit gutem Gewissen verbinden. Drei Strategien, mit denen diese Kombination gelingt.
04.11.2021 - 05:00 Uhr Kommentieren
Unternehmen, die Strom aus erneuerbaren Energiequellen einsetzen, erhalten bei der Auswahl Pluspunkte. Quelle: dpa
Windkraftanlage

Unternehmen, die Strom aus erneuerbaren Energiequellen einsetzen, erhalten bei der Auswahl Pluspunkte.

(Foto: dpa)

Frankfurt Erst kommt der Erfolg, dann die Nachhaltigkeit: Nach diesem Konzept hat das Handelsblatt mehr als 900 Fonds untersucht, die keine ausdrückliche Nachhaltigkeitskennzeichnung im Namen tragen. Ernüchterndes Ergebnis aus reiner Investmentsicht: Kurz- und mittelfristig liefern nur 18 Strategien überdurchschnittliche Erträge.

Diese in der Übersicht gelisteten Strategien unterzog die auf Fonds und Nachhaltigkeit spezialisierte Onlineplattform Cleanvest für das Handelsblatt einem zusätzlichen Nachhaltigkeitscheck. Am Ende blieben nur sechs Angebote mit überdurchschnittlichen Erträgen und gleichzeitig guter grüner Note übrig: Produkte der Verwalter Acatis, Seilern, Columbia Threadneedle, Nordea, Schroder und Blackrock.

Die Analyse zeigt dort Gewinne von mindestens 23 Prozent in diesem Jahr und Renditen von jeweils mehr als 15 Prozent über die vergangenen fünf Jahre. Den Spitzenplatz unter den ertragreichen und grünen Produkten belegt der „Acatis Aktien Global“ mit knapp 32 Prozent Rendite im laufenden Jahr.

Viele dieser Strategien setzen auf gezielte Aktienauswahl und favorisieren die Branchen Technologie, Gesundheit und teilweise auch Finanzen. Sie verlassen sich häufig auf nur wenige Unternehmen. „Wir konzentrieren uns auf 30 Aktien“, sagt Andrew Wheatley-Hubbard vom Verwalter Blackrock. Er ist Co-Manager des „BGF Global Long-Horizon Equity“, eines der sechs erfolgreichen Fonds.

Zehn Kriterien für Nachhaltigkeit

Die Nachhaltigkeitsprüfung ist eine hohe Hürde für die rentablen Strategien. „Die hohen Bewertungen der sechs Strategien sind schwer zu erreichen, die Qualitätsunterschiede im Gesamtfeld sind sehr groß“, sagt Cleanvest-Chef Armand Colard. Er und sein Team untersuchten die 18 Fonds mit überdurchschnittlichen Erträgen anhand von deren Firmeninvestments und bündelten diese Einzelbewertungen in einer Gesamtnote.

Es gab zehn Kriterien, je fünf auf der ökologischen und auf der sozialen Seite. In der ersten Gruppe zählten etwa grüne Technologien als positiv, Engagements in fossilen Energien und Artenschutzvergehen als negativ. In der zweiten wirkten Gesundheitsverbesserungen und die Gleichstellung von Frauen positiv, Kinderarbeit in der Lieferkette oder die Verletzung indigener Rechte negativ. Die beste Nachhaltigkeitsnote bekam der Fonds „Seilern World Growth“.

Colard begründet den zweistufigen Analyseprozess: „Auch viele unserer Nutzer gehen so vor, schauen zuerst auf die Renditen der Vergangenheit, dann auf Nachhaltigkeit – das ist legitim und verständlich.“ Der Anleger denke so: „Ich verdiene Geld und habe gleichzeitig ein gutes Gewissen.“ Er könne Engagements in negative Geschäftsmodelle wie fossile Energien begrenzen und gleichzeitig positive Aktivitäten wie in den Bereichen Bildung oder Gesundheit unterstützen.

Plattformen bieten Orientierung

Manche Nutzer wollen laut Colard auch nur ganz spezifische Kriterien eingehalten wissen, etwa Artenschutz, Schutz indigener Rechte oder Gleichstellung von Frauen. „Vor einigen Jahren war das mit Datenbanken nur umständlich zu machen, heute ist das anders“, sagt Colard.

Es bleibe aber mühsam genug: „Wer will schon Hunderte von Fondsprospekten durcharbeiten, das macht keinen Sinn.“ Die Cleanvest-Plattform ist eine von mehreren Anlaufstellen, die bei der Auswahl helfen. Andere Beispiele sind Meinfairvermoegen, das Forum Nachhaltige Geldanlagen, das CDP mit seiner Klimaausrichtung oder Ratingagenturen wie Morningstar mit ihren grünen Einstufungen von Fonds.

Vorsichtig bis kritisch beurteilt Tassilo Seilern-Aspang die Folgen der neuen Sensibilität von Anlegern bei den Unternehmen für ökologische und soziale Fragen sowie gute Unternehmensführung, kurz ESG. „Früher haben Investoren diese Einflüsse unterschätzt, jetzt wird ihnen die Bedeutung klar“, sagt der Chef von Seilern Investment Management in London.

Daher seien die Bewertungen der hier positiv beurteilten Aktien und damit deren Kurse gestiegen. Aber er warnt: „So eine Aufholbewegung stoppt irgendwann.“

Grafik

Die hauseigenen Strategien hätten zwar gute ESG-Noten bekommen, aber das sei kein Thema für die Eigenwerbung, sagt Seilern-Aspang. Auch Wettbewerber sollten bei der Außendarstellung vorsichtiger mit dem Begriff Nachhaltigkeit umgehen.

Er glaubt: „Da tun sich einige Verwalter schwer, denn sie haben manchmal ihre eigene Marketingabteilung gegen sich.“ Bei dem Thema sorgten die Vorgänge bei der DWS für Aufmerksamkeit. Die US-Börsenaufsicht und die deutsche Aufsicht Bafin prüfen, ob das Fondshaus bei der Angabe seines nachhaltig investierten Kapitals übertrieben hat.

Die Anlagebranche muss sich auf einige Regularien aus Brüssel einstellen, die von Experten als interpretationsbedürftig und komplex eingestuft werden. „Jeder macht es bei seinen ESG-Ansätzen anders, es ist eine Kakofonie, und dazu kommt oft ein Moralgetue, auf das wir verzichten sollten“, meint ein Manager. Hoffnung hat Colard, der die Branche heute da sieht, wo die Lebensmittelindustrie vor vielen Jahren war. Inhaltshinweise seien bei Lebensmitteln inzwischen obligatorisch. Er glaubt: „Entsprechende Etikette werden wir auch bei den Anlageprodukten sehen, aber es wird wegen des gesellschaftlichen und politischen Drucks schneller gehen als bei den Nahrungsmitteln.“

Die drei erfolgreichsten Fonds im Check

Die drei erfolgreichsten Strategien lieferten nicht nur kurz- und mittelfristig mehr Rendite ab als der MSCI-Weltaktienindex. Sie bieten darüber hinaus nach Analyse von Cleanvest auch hohe grüne Bewertungen. Zur Orientierung stehen nach dem Fondsnamen in Klammern die prozentualen Wertgewinne im laufenden Jahr, gefolgt von den durchschnittlichen jährlichen Erträgen über fünf Jahre. Beim MSCI Welt-Aktienindex ergeben sich daraus die Prozente 22,7 /14,0.

Acatis Aktien Global Fonds (31,6 /15,1)

Für Hendrik Leber ist Superinvestor Warren Buffett ein Vorbild. Dennoch sagt der Chef des Vermögensverwalters Acatis: „Wir werden die Fondsanteile an seiner Holding Berkshire Hathaway weiter senken.“ Buffett tendiere bei seinen Anlagen zu alten Branchen. „Aber damit verpassen wir Zukunftsmärkte“, sagt Leber. Während Buffett vielleicht in Hotels investieren würde, ziehe er Booking Holdings vor. „Denn die wahre Marktmacht liegt nicht im Gebäude, sondern im Verbuchungsgeschäft“, erläutert der Acatis-Mann, der eine Schwäche für technologiegetriebene Geschäfte hat.

Rund ein Drittel der Gelder entfällt auf den Technologiesektor, etwa ebenso viel auf Gesundheitstitel. „Die Menschen werden wohlhabender, immer mehr Geld fließt in die Gesundheit, vor allem in die Bekämpfung der teuren Krankheiten“, erklärt Leber. Ihm erscheinen deshalb Investments in dem Bereich als eine „einfache Logik“.

Größte Einzelposition ist Biontech. Envista Holdings reizt ihn ebenso: „Die stellen die teuren Zahnimplantate her, liefern auch die dafür nötige Software.“ Aktien des US-Betreibers von Altenheimen, Ensign, habe er erst kürzlich gekauft. Ideengeber sei hier die im eigenen Haus entwickelte Künstliche Intelligenz gewesen. Bei Novo Nordisk setzt der Experte auf ein neues Medikament zur Gewichtsabnahme.

Beim ESG-Thema ist Acatis einen eigenen Weg gegangen. „Wir haben unsere Kunden befragt, was ihnen wichtig ist“, sagt Leber. Daraus seien 20 Kriterien herausgefiltert worden. Das habe man intern umgesetzt, wobei auch eine auf Nachhaltigkeit spezialisierte Firma mitarbeite. Die auftretenden Fragen seien teilweise kompliziert. Man müsse die Intensität eines Verstoßes gegen Kriterien bewerten, die Häufigkeit und die Reaktion des Unternehmens darauf.

Seilern World Growth (28,1 / 19,8)

Konzentrierter geht es kaum: Dieser Fonds besitzt immer nur 20 bis 25 Aktien. „Es geht um wachsende Firmen, die deswegen auch mehr verdienen und deren Aktienkurse daher auch stärker steigen“, sagt Tassilo Seilern-Aspang, der Chef von Seilern Investment Management. Er halte die Aktien sehr lange, im Schnitt zehn Jahre.

Drei Branchen stechen hervor: Technologie, Gesundheit und Kommunikation. Deren Aktien machen zwei Drittel des Fondsvermögens aus. Unter den Favoriten sind Alphabet, Accenture, Adobe, West Pharmaceuticals und Novo Nordisk. Seilern-Aspang hält allerdings auch viel von bestimmten Konsumgüterherstellern. Er nennt etwa Nike, Adidas, L’Oreal und Estée Lauder. Der Mann in London meidet dagegen konjunkturanfällige Bereiche wie Autos, Banken und Schwerindustrie.

Der Firmenchef sieht Nachhaltigkeitsprüfungen als ganz natürlichen Teil seines Geschäfts an: „Wenn wir versuchen herauszufinden, ob eine Firma ihr Geschäft sehr lange Zeit betreiben kann, dann muss sie nachhaltig arbeiten, das ist dann einfach Teil der Risikoanalyse.“ Genau deshalb meide er die Sektoren Energie und Grundstoffe.

Threadneedle (Lux) – Global Focus (25,6 / 18,2)

„Wir suchen qualitativ hochwertige Unternehmen mit hohem Wachstum für langfristige Anlagen“, sagt Andrew Harvie von Columbia Threadneedle Investments. Im Fonds sind drei Viertel des Geldes auf die Bereiche Technologie und Gesundheit konzentriert.

Harvie erkennt große Chancen in den Bereichen Software mit Werten wie Adobe und Microsoft, bei Zahlungsdienstleistern wie Mastercard und Paypal, bei Halbleitern mit Titeln wie TSMC und Nvidia. Im Sektor Gesundheit setzt der Aktienexperte auf Firmen wie Thermo Fisher und Abbott Laboratories. Die Sektoren Energie und Immobilien meidet der Fonds, Rohstofftitel sind kaum enthalten.

„Ein ausgesprochenes CO2-Ziel verfolgt der Fonds nicht, aber das fangen wir über den Qualitätsanspruch in der Firmenanalyse ein“, erklärt Harvie. Nachhaltigkeitsdefizite belasten aus seiner Sicht die Zukunftsperspektiven, andererseits biete das Thema auch Anlagechancen.

So halte der Fonds Aktien des größten Chipherstellers TSMC aus Taiwan: „Durch den Deal mit dem dänischen Windparkbetreiber Orsted zur Energiezulieferung für die Produktion zeigen die sich verantwortungsbewusst.“ Ein anderes Beispiel aus dem Fonds sei Trane Technologies, eine Firma, die beispielsweise Zentralheizungen, Luftreiniger und Elektrofahrzeuge baue und dabei verstärkt auf Recycling setze.

Mehr: Bisher haben Verwalter nach den EU-Vorschriften nur wenige ihrer Fonds als ausdrücklich nachhaltig eingestuft.

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