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Adidas Gefährliche Geschäfte mit Kambodschas Herrscher?

Die Familie von Kambodschas Machthaber Hun Sen hat mithilfe internationaler Konzerne ein großes Firmenimperium aufgebaut. Adidas soll auch verwickelt sein. Der Sportausrüster hält die Vorwürfe für „sehr weit hergeholt“.
07.07.2016 - 17:30 Uhr Kommentieren
Kambodschas autoritärer Machthaber Hun Sen und seine Ehefrau Bun Rany stehen unter Korruptionsverdacht. Quelle: AP
Illegale Machenschaften

Kambodschas autoritärer Machthaber Hun Sen und seine Ehefrau Bun Rany stehen unter Korruptionsverdacht.

(Foto: AP)

Bangkok Kambodschas autoritärer Machthaber Hun Sen gibt sich gerne als bescheidener Mann. Sein Einkommen umfasse lediglich sein Gehalt als Premierminister – etwas mehr als 1.100 Dollar im Monat. Bei der Altersvorsorge vertraut der Mann, der das südostasiatische Land seit mehr als drei Jahrzehnten beherrscht und laut Menschenrechtsorganisationen für Repressionen und Korruption verantwortlich ist, eigenen Angaben zufolge auf seine Familie: „Meine Kinder werden mich nicht verhungern lassen.“ 

Hun Sens Kinder gehören laut einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Antikorruptionsorganisation Global Witness zu den wohlhabendsten Industriellen des Landes. Sie kontrollieren demnach mehr als 100 Firmen in dem Entwicklungsland und haben „signifikanten Einfluss auf Kambodschas einträglichste Wirtschaftszweige“. „Die Herrscherfamilie zieht die Fäden in Kambodschas Wirtschaft und häuft dabei ein riesiges Privatvermögen an“, stellen die Aktivisten von Global Witness fest. Insgesamt schätzen die Autoren des Berichts das Vermögen des umstrittenen Familienclans auf 500 Millionen bis eine Milliarde Dollar.

Der Organisation zufolge profitieren Hun Sens Angehörige von Geschäften mit internationalen Konzernen wie Adidas, Apple, Nestlé und Procter & Gamble. Global Witness fordert die Unternehmen auf, ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu fragwürdigen Partnern einzustellen: „Ausländische Investoren sollten damit aufhören, ein Regime zu finanzieren, das seine Kritiker einschüchtert, einsperrt und tötet“, sagte Patrick Alley, einer der Mitgründer der Organisation.

Adidas steht laut Global Witness in Verbindung mit Hun Sens jüngster Tochter, Hun Maly. Diese leite den Einkaufszentrumsbetreiber TK Avenue, der in seiner noblen Shopping-Mall in Phnom Penh unter anderem den deutschen Sportartikelhersteller beheimatet. „Es ist korrekt, dass Adidas Mieter in einer Mall von TK Avenue ist“, sagte ein Unternehmenssprecher dem Handelsblatt. „Daraus eine aktive oder gar intensive Geschäftsbeziehung mit der Tochter des Premierministers abzuleiten, wie von Global Witness suggeriert, ist unseres Erachtens dann doch sehr weit hergeholt.“ Als Mieter habe das Unternehmen mit der Tochter keinen Kontakt.

Hun Maly ist eine von vielen unternehmerisch aktiven Verwandten des Premiers. Seine jüngere Schwester vertreibt laut Global Witness Waren von Nestlé in ihrem Großhandelsbetrieb. Eine etwas entferntere Verwandte fungiere als Chefin von Apples größtem Vertriebspartner in Kambodscha.

Eine weitere Tochter des 63 Jahre alten Premierministers, Hun Mana, gehört offenbar zu den am besten vernetzten Industriellen des Landes. Sie hat laut dem Global-Witness-Report Verbindungen zu 22 kambodschanischen Konzernen und ist davon in 18 Fällen als Vorsitzende oder Direktorin gelistet. Involviert ist sie im Energie-, Tourismus- und Finanzsektor. Außerdem sind ihre Firmen im Baugewerbe und der Glücksspielindustrie aktiv.

Sie ist zudem als 100-prozentige Eigentümerin eines Medienkonzerns mit drei Fernseh- und einem Radiosender und kontrolliert in der Hauptstadt Phnom Penh einen Werbedienstleister. Als Kunden listet das Unternehmen internationale Konzerne wie den Konsumgüterhersteller Procter & Gamble (P&G) und das Kreditkartenunternehmen Visa auf. Visa teilte mit, aktuell keine Geschäftsbeziehung zu der kambodschanischen Firma zu unterhalten. P&G ließ ebenso wie Nestlé und Apple Fragen des Handelsblatts zunächst unbeantwortet.

Global Witness sieht die Geschäfte kritisch. „Diese Verbindungen werfen nicht nur ethische Fragen für die Unternehmen auf“, kommentiert die Organisation. „Sie stellen auch signifikante rechtliche Risiken dar, sowie die Gefahr, der eigenen Reputation zu schaden.“ So könnten die ausländischen Geschäftspartner von Hun Sens Familie gegen Antikorruptionsgesetze verstoßen, sollten sie von den politischen Kontakten unrechtmäßig profitieren, warnt die Organisation.

Korruption ist in Kambodscha ein weitverbreitetes Problem. Auf der Rangliste von Transparency International liegt das Land lediglich auf Platz 150 von 168 untersuchten Volkswirtschaften. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezichtigt Hun Sen, Korruption als Mittel zu nutzen, um an der Macht zu bleiben.

Global Witness wirft dem Regime zudem vor, Firmen mit Verbindung zur Herrscherfamilie zu begünstigen. „Sie waren in der Lage, mit Rechtsverstößen inklusive Verstößen gegen Antikorruptionsvorschriften davonzukommen“, heißt es in dem Bericht. „Die Hun-Sen-Familie ist Kambodschas Paradebeispiel für eine Kultur der Vetternwirtschaft, in der politische Gefolgschaft das Tor zu großem Reichtum öffnet.“

In Stellungnahmen auf Facebook wiesen mehrere Mitglieder der Familie die Vorwürfe zurück und bezeichneten den Global-Witness-Bericht als Versuch politischer Einflussnahme. Die Regierung wollte den Report nicht kommentieren.

Global-Witness-Vorstandsmitglied Stephen Peel rät ausländischen Firmen, ihre Geschäftskontakte mit dem Familienimperium äußerst kritisch zu hinterfragen. „Genaue Kontrollen sind im Interesse der Investoren, um sicherzustellen, dass ihr Geld nicht in Hun Sens Unterdrückerkampagne fließt.“

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