Adidas ist unter Herbert Hainer weit hinter Weltmarktführer Nike zurückgefallen. Der US-Konzern ist vor allem auf seinem Heimatmarkt übermächtig; bislang hat Adidas keinen Weg gefunden, die Herzen der amerikanischen Konsumenten für sich zu gewinnen. Doch der amerikanische Sportmarkt ist der größte der Welt, dort entscheidet sich, wer in der Branche die Trends setzt.
Adidas hatte die Marke Reebok von der amerikanischen Ostküste 2006 geschluckt. Bis heute aber ist das Label nicht so profitabel wie die Kernmarke Adidas. Reebok wächst zwar inzwischen wieder, aber längst nicht so dynamisch wie aufstrebende Wettbewerber wie Under Armour. Es fragt sich also, ob der neue Chef Kasper Rorsted Reebok weiter Zeit gibt, um zu gesunden. Oder ob er einen Schnitt macht, wie ihn sein Vorgänger Hainer immer vehement abgelehnt hat.
Kasper Rorsted muss eine Lösung für die in Kalifornien angesiedelte, angeschlagene Golfmarke Taylor-Made finden. Einen Verkauf hat bereits Hainer ins Gespräch gebracht, unter Rorsted könnte er umgesetzt werden.
Seit mehr als vier Jahrzehnten ist Adidas ein enger Partner des skandalgeschüttelten Weltfußballverbands. Rorsted muss entscheiden, ob ihm die Reformbemühungen der Fifa ausreichen, oder ob er den bis 2030 laufenden Vertrag angesichts der vielen Affären vorzeitig beendet.
Adidas wird Nike wohl niemals einholen, zumindest nicht aus eigener Kraft. Nike-Chef Mark Parker will den Umsatz bis 2020 um fast zwei Drittel auf 50 Milliarden Dollar (umgerechnet 46 Milliarden Euro) in die Höhe zu schrauben. Zum Vergleich: Adidas hat sich vergangenes Jahr zum Ziel gesetzt, im selben Zeitraum auf 22 Milliarden Euro zu kommen. Um sein Versprechen zu erfüllen, muss Parker jedes Jahr ein Umsatzplus von gut zehn Prozent einfahren. Das ist realistisch: In den vergangenen beiden Jahren hat Nike dies jedenfalls geschafft.