Adler-Großaktionär und Modehersteller Steilmann-Aktien brechen wegen Insolvenz ein

Plastiktüte der Modekette Adler: Die insolvente Steilmann-Gruppe ist Großaktionär von Adler.
Düsseldorf Wenige Monate nach dem verpatzten Börsengang ist der Modehersteller und Adler-Großaktionär Steilmann pleite. Der Vorstand sei nach umfassender Prüfung zu der Überzeugung gelangt, „dass im Zuge des aktuellen Geschäftsverlaufs die Steilmann SE zahlungsunfähig ist“, teilte die Firma am Mittwochabend mit. Bislang erfolgversprechende Sanierungsverhandlungen hätten nicht zum Ziel geführt. Der Vorstand werde daher „unverzüglich den Insolvenzantrag stellen.“
Die Insolvenz schickte die Aktie des Bekleidungsunternehmens am Donnerstag auf eine dramatische Talfahrt. Der Kurs der Papiere brach zu Beginn des Handels in Frankfurt um mehr als 89 Prozent ein. Steilmann, zu dem unter anderem die Adler Modemärkte gehören, war erst im November 2015 an die Börse gegangen – mit geringem Erfolg. Steilmann hält an der Billigkette Adler eine 53-Prozent-Beteiligung mit dem Finanzinvestor Equinox. Auch die Modenhäuser Boecker gehören zum Unternehmen. Zuletzt verkaufte die Textilgruppe aus Bergkamen ihre Mode über 1.300 Points of Sales in Deutschland und im Ausland.
Die Adler-Modemärkte erwarten hingegen durch die Insolvenz von Steilmann keine nennenswerten Auswirkungen auf ihr Geschäft. Eine Sprecherin teilte mit: „Die Adler Modemärkte sind von der Insolvenz nicht betroffen.“ Derzeit betreibt die Adler Modemärkte AG 178 Modemärkte in vier Ländern, davon 154 in Deutschland, 21 in Österreich, zwei in Luxemburg und einen in der Schweiz.
Steilmann wollte ursprünglich knapp 100 Millionen Euro über den Börsengang einnehmen, um das geplante Wachstum zu finanzieren und die Mehrheit an der börsennotierten Modekette Adler zu übernehmen.
Die Erwartungen des Managements waren groß: Die Steilmann-Gruppe wollte per Kapitalerhöhung ein großes Aktienpaket an die Börse bringen. Am Schluss sollten 49 Prozents des Modeunternehmens frei handelbar sein. Über 80 Millionen Euro wollte Konzernchef Michele Puller einnehmen.
Doch daraus wurde nichts. Der große Wurf wurde zum Würfchen. Weniger als ein Zehntel des ursprünglich geplanten Aktienpakets fand bei Anlegern Interesse – und das zum niedrigsten Angebot der Preisspanne, zum Preis von 3,50 Euro. Da nützte es auch nichts, dass Steilmann die Angebotsfrist noch einmal verlängerte.
Der Konzernchef sah die Schuld für die Zurückhaltung der Anleger bei anderen: „Wir hatten eine gute Börsenstory.“ Aber es habe zuletzt Gegenwind gegeben wegen schlechter Nachrichten von Modefirmen wie Gerry Weber und Hugo Boss.
Richtig ist, dass die deutsche Modebranche zurzeit wenig positive Schlagzeilen produziert. Mancher hat sich noch nicht vom schlechten Herbst- und Wintergeschäft im vergangenen Jahr erholt. Außerdem belasten Rabattschlachten mit Auswüchsen wie „Pre-Midseason“ und „Midseason Sale“ sowie die Krise im Russland-Geschäft viele Hersteller.
Doch es wäre zu einfach, den Flop bei der Börsenpremiere von Steilmann allein auf ein schlechtes Marktumfeld zu schieben. Dass sich für die Anteile wenig Anleger interessierten, liegt auch am Unternehmen selbst. Der Wert gilt als wenig sexy, denn der Konzern bewegt sich in der Mitte des Modemarkts. Dort tummeln sich viele Konkurrenten vom bayerischen Konzern S.Oliver bis zur spanischen Kette Zara. Zudem schrumpft der Markt, weil im unteren Preissegment Discounter wie Primark angreifen und in der gehobenen Kategorie Marken wie Marc O'Polo oder Brax Kunden anlocken.