Air Berlin Mehdorns Neustart will nicht gelingen

Der Air Berlin Chef Hartmut Mehdorn.
Frankfurt Die Anleger hatten ihr Urteil gestern schnell gefällt. Die Aktie von Air Berlin fiel bis zum Nachmittag um 1,2 Prozent. Das Sparpaket, das Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn zuvor verkündet hatte, verpuffte - zumindest an der Börse.
Ob es wenigstens in der Bilanz der angeschlagenen Fluglinie Wirkung zeigt, weiß derzeit keiner der Beobachter. Um 200 Millionen Euro will Finanzchef Ulf Hüttmeyer das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbessern. Im Gesamtjahr 2010 hatte die zweitgrößte deutsche Fluglinie einen operativen Verlust von 9,3 Millionen Euro eingeflogen, im ersten Halbjahr 2011 betrug das Defizit 220,5 Millionen Euro. Johannes Braun, Analyst der Commerzbank, bezeichnete das Ertragsziel als "eindrucksvoll". Doch wann die angestrebte Verbesserung um 200 Millionen Euro realisiert werde, sei ungewiss. Geht es nach Hüttmeyer, sollen 2012 zumindest 75 Prozent der Summe erreicht werden.
Strategieschwenk ist notwendig
Zu wenig, befanden die Investoren. Sie hatten von Mehdorn mehr erwartet. Der frühere Bahn-Chef, der das Ruder vom Airline-Gründer Joachim Hunold am 1. September übernahm, gilt als harter Sanierer. Doch das, was er gestern versprach, klang eher nach "durch die Krise sparen". Das hatte Hunold den Anlegern in der Vergangenheit auch immer wieder zu verkaufen versucht.
"Unser Ziel ist es, Air Berlin in die Profitabilität zu bringen. Das ist machbar, das ist möglich", versprach Mehdorn. Das in den Augen von Branchenkennern eigentliche Problem hat er bislang nicht angepackt - und will es offensichtlich auch nicht tun: sich von dem Mischmodell zwischen Netzwerk-Anbieter und Ferien-Flieger zu verabschieden. "Wir haben uns intensiv mit unserem Geschäftsmodell beschäftigt und es auf den Prüfstand gestellt. Wir werden das, was in der Vergangenheit erfolgreich funktioniert hat, fortführen", erklärte Mehdorn.
Dabei wäre ein Strategieschwenk in den Augen der meisten Branchenkenner mehr als notwendig. Die fehlende Ausrichtung auf einen Zielmarkt erhöht in ihren Augen die Komplexität und damit die Kosten. Auch Investoren bevorzugen Airlines mit klarer Ausrichtung.
Wie sehr, das zeigte sich am Dienstag. Zwar reagierten die Anleger verstimmt auf die überraschende Gewinnwarnung von Lufthansa. Doch am grundsätzlich positiven Urteil ändert das nichts. Lufthansa stehe nach wie vor besser da als die Konkurrenz, befanden etwa die Analysten der Société Générale.