Air Berlin, Ryanair, Easyjet Europäische Airlines geraten in Turbulenzen

Bei der insolventen Air Berlin stehen mehr als 8000 Jobs auf der Kippe und Ryanair streicht in den nächsten Monaten mehr als 20.000 Flüge.
Frankfurt Das ging noch einmal gut aus für 82 Passagiere von Air Berlin. Sie erlebten am Samstagmorgen bei der Landung ihres Fliegers auf der Promi-Insel Sylt eine Schrecksekunde: Der Airbus A320 rollte über die Landebahn hinaus und kam erst 50 Meter dahinter zum Stehen, wie eine Sprecherin der Regionalleitstelle sagte. Die Maschine blieb auf dem aufgeweichten Rasen stecken. Die Räder haben lange Furchen hinterlassen. Keiner der Passagiere wurde dabei verletzt. Die Beinahe-Bruchlandung auf Sylt ist nur eine von vielen Air-Berlin-Pannen.

Ein Flugzeug vom Typ A320 der Fluggesellschaft Air Berlin am Flughafen von Sylt auf einer Wiese. Die Maschine ist über die Landebahn hinausgeschossen und erst 50 Meter dahinter zum Stehen gekommen.
Und die Fluggesellschaft ist nicht das einzige Unternehmen der Branche, das derzeit zu kämpfen hat: abgesagte Flüge, um ihre Jobs zitternde Crews und am Donnerstag auch noch weltweite Computer-Probleme –am Luftverkehrs-Himmel geht es derzeit drunter und drüber. Der mit vielen Öl-Milliarden aus Abu Dhabi herausgezögerte Kollaps der Etihad-Beteiligungen Air Berlin und Alitalia wirbelt das Fluggeschäft durcheinander, bietet den Beteiligten Chancen und Risiken gleichzeitig. Die Passagiere müssen sich hingegen auf unruhige Zeiten einstellen. Allein die Pleite der Air Berlin hat mit all ihren Begleiterscheinungen die Kunden nachhaltig verunsichert. Ein zunächst unzuverlässiger Betrieb, dann rätselhafte Massenerkrankungen der Piloten und schließlich die Aufgabe der Fernstrecken sind Vorboten des lange angekündigten Todes der deutschen Nummer zwei. Bis zum 12. Oktober will das Eigenverwaltungs-Management nur mit Lufthansa und Easyjet über die Zerschlagung des Unternehmens sprechen. Jeder fünfte der mehr als 8000 Jobs steht dabei auf der Kippe.
Noch ist keineswegs ausgemacht, dass die Lufthansa das ganz große Kuchenstück der Air Berlin erhält, für das sie geboten hat. Die Kartellbehörden müssen darauf achten, dass der Wettbewerb nicht zu stark eingeschränkt wird. In Deutschland seien in Folge der Krise bereits stark gestiegene Ticketpreise zu beobachten, berichtet der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR).
„Geschäftsleute benötigen vor allem Verlässlichkeit“, sagt Hauptgeschäftsführer Hans-Ingo Biehl. Soll heißen: Kaum jemand bucht noch Air Berlin, wenn man nicht das Schicksal des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) teilen möchte, der am Tag der Bundestagswahl trotz eines gültigen Tickets nicht in die Hauptstadt kam.
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„Im Kern geht es darum, wer künftig auf den innerdeutschen Strecken noch fliegt“, sagt Biehl über die Zeit nach Air Berlin. Europaweit und auch im touristischen Bereich gebe es genug Konkurrenz, doch sei es bedenklich, wenn Air Berlin bereits von diesem Freitag an Strecken wie Köln-München oder Hamburg-München streiche und der Lufthansa überlasse. Selbst wenn Easyjet in die entstehende Lücken stoße, würden die Briten nach seiner Einschätzung vorsichtiger agieren und nicht auf jeder Destination in den Nahkampf mit dem mächtigen Lufthansa-Konzern gehen. „Wir rechnen mit einem knapperen Angebot, weniger Auswahl und steigenden Preisen.“
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