Alexander Doll Bahn-Finanzvorstand verlässt den Konzern – Abfindung wohl siebenstellig

Doll war erst im April vergangenen Jahres in den Vorstand berufen worden.
Düsseldorf Nach nur eineinhalb Jahren bei der Deutschen Bahn steht Finanzvorstand Alexander Doll vor dem Abgang. Der Manager hat am Freitag nach Informationen aus Aufsichtsratskreisen seinen Auflösungsvertrag unterschrieben. Die Nachrichtenagentur dpa hatte zuerst darüber berichtet.
Der Aufsichtsrat müsse dem Schritt in einer Sondersitzung am Montag noch zustimmen, hieß es. Wer den Posten übernimmt, war am Freitag zunächst unklar. Die Bahn verwies auf die Aufsichtsratssitzung und kommentierte die Information zunächst nicht. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Bahnchef Richard Lutz, der selbst lange Finanzvorstand des Unternehmens war, die Aufgaben vorübergehend übernehmen wird.
Doll wird vermutlich eine siebenstellige Abfindung kassieren. Sein Vertrag war erst zu Jahresbeginn um das Finanzressort erweitert worden. Der 48-jährige ehemalige Investmentbanker führte seit dem Frühjahr 2018 bereits den Bereich Logistik und Güterverkehr.
Für die Bahntochter DB Cargo wird ab Januar 2020 die bisherige Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, Sigrid Nikutta, verantwortlich sein. Nikutta war erst vor zwei Wochen zur Güterverkehrschefin ernannt worden. Vorausgegangen war ein Streit zwischen Bahnchef Lutz und Doll. Doppelvorstand Doll sollte das Finanzressort abgeben.
Für einen Abgang Dolls hatte sich auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hinter den Kulissen starkgemacht. Doll wird für den verpatzten Verkauf der Bahn-Auslandstochter Arriva verantwortlich gemacht. Doll habe außerdem das Vertrauen des Bahn-Aufsichtsratschefs sowie einer großen Mehrheit seiner Vorstandskollegen verloren, heißt es.
FDP kritisiert Abgang
In seiner Funktion als Finanzvorstand war es Dolls Aufgabe, den Verkauf der britischen Arriva voranzutreiben und parallel einen Börsengang vorzubereiten. Beides wurde erst einmal vertagt, weil Probleme auftauchten und der erwartete Verkaufserlös von bis zu vier Milliarden Euro sich als Illusion erwies.
Auch mit diesem Thema soll sich der Aufsichtsrat auf seiner Sondersitzung am Montag befassen. Zuletzt musste der Arriva-Verkauf wegen der Personalquerelen vertagt werden.
FDP-Verkehrspolitiker Torsten Herbst kritisierte den Abgang Dolls. „Anstatt die Baustellen bei der Bahn konkret anzugehen, befeuert Verkehrsminister Andreas Scheuer den lähmenden Personalstreit im Vorstand über die eigenen Aufsichtsratsvertreter", sagte Herbst am Freitag.
Es sei naiv zu glauben, dass die Trennung von Alexander Doll etwas an den substanziellen Problemen im DB-Konzern ändere. „Die Deutsche Bahn braucht vielmehr eine Bahnreform 2.0 – inklusive der Auflösung ineffizienter Führungsstrukturen, einer Trennung von Netz und Betrieb sowie einem klaren Fokus aufs Kerngeschäft.“
Mit Agenturmaterial
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