Alltours-Chef Willi Verhuven „Hotelgeschäft ist sehr interessant für uns“

Willi Verhuven, Geschäftsführer und Inhaber des Tourismuskonzerns alltours.
Handelsblatt: Herr Verhuven, Alltours hat gerade einen Rekordgewinn für das vergangene Reisejahr verkündet, Ihre Kassen sind gut gefüllt. Warum steigen Sie eigentlich nicht bei Air Berlin ein? Fast jeder zweite Ihrer Kunden fliegt mit der finanziell angeschlagenen Fluggesellschaft, doch Geldgeber wurde die Golf-Airline Etihad als neuer Großaktionär. Sie hätten doch günstig einen Anteil kaufen können.
Willi Verhuven: Ganz offen gesagt: Wir sehen darin kein lohnendes Investment.
Und wenn Deutschlands zweitgrößte Airline zumachen muss?
Dann hätte ganz Deutschland ein Problem, wir auch. Aber so weit wird es nicht kommen. So wie es aussieht, verbessert sich die Lage bei Air Berlin bereits.
Sie werden aber kaum untätig zusehen, wenn die wirtschaftliche Erholung nicht nachhaltig sein sollte.
Nein, natürlich nicht. Wir haben uns in den vergangenen Jahren immer breiter aufgestellt, was Fluggesellschaften betrifft, um nicht von einigen wenigen Anbietern abhängig zu sein.
Braucht Alltours wirklich viele Partner-Airlines?
Wir buchen derzeit rund 1,8 Millionen Plätze bei über 50 Fluggesellschaften, darunter viele Linien-Carrier. Das sichert unseren Bedarf. Wenn diese Anbieter unsere Nachfrage nicht decken können, müssten wir zwangsläufig eine eigenständige Airline aufbauen.
Ziehen Sie das ernsthaft ins Kalkül?
Ja, aber das haben wir immer so gesehen. Derzeit sehe ich dafür keine Notwendigkeit. Hinzu kommt: In der Touristik gibt es eine Vielzahl von Anbietern, große wie kleine. Das bietet auch neuen Fluggesellschaften Chancen, ins Geschäft zu kommen. Kapazitäten gibt es bei den Airlines mehr als genug.
Wenn nicht in Fluggesellschaften, worin wollen Sie denn dann künftig investieren?
Wir halten das Hotelgeschäft für sehr interessant. Der Ausbau unserer eigenen Hotelkette Allsun verschafft uns die Möglichkeit, unser gut nachgefragtes Angebot an exklusiven, hochwertigen Produkten zu erweitern.
Das machen andere auch...
... aber nicht so konsequent wie wir. Branchenüblich sind Management- oder Franchiseverträge für einzelne Häuser oder Verflechtungen wie zwischen Tui und der spanischen Hotelgruppe Riu. Wir aber erwerben die Immobilien, lassen die Hotels nach unseren Vorstellungen bauen oder ausbauen und betreiben sie mit eigenem Personal. Dadurch ist unsere Philosophie von Urlaub noch stärker erkennbar. Das ist in der Branche ein Alleinstellungsmerkmal.
Welche Bedeutung haben eigene Häuser für Alltours?
Eine enorme! Wir haben jetzt elf eigene Hotels mit 6000 Betten, drei kommen in diesem Jahr hinzu. Darüber hinaus haben wir mit vielen Partnerhotels Exklusivverträge. Schon jetzt wohnt jeder zweite Kunde in einem nur von uns angebotenen Haus.
Ihr Unternehmen hat seinen Kunden immer besonders günstige Preise offeriert. Geht das auch in der gehobenen Kategorie?
Wir sind der Preisführer in Deutschland und haben das in den vergangenen beiden Jahren wieder deutlich unterstrichen. Hochwertige Reisen so günstig wie möglich zu verkaufen, das ist unser Ziel. Das setzt aber auch Grenzen bei der Preisgestaltung.
Inwiefern?
Für Qualität gibt es eine Preisgrenze nach unten. Die werden wir nicht unterschreiten, denn wir haben keinen Ramsch. Billiganbieter wollten wir noch nie sein.
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