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Amazon-Deutschlandchef Ralf Kleber „Amazon-Shops sind eine interessante Möglichkeit“

Eröffnet Amazon bald überall eigene Geschäfte? Im Interview spricht Deutschland-Chef Kleber über den Laden als „großes Ding“, die Lieferung von Lebensmitteln, neue Sprachsteuerungen und das Geheimnis der Pizza-Connections.
12.10.2016 Update: 13.10.2016 - 06:31 Uhr Kommentieren
„Amazon ist ein guter Ort, um Fehler zu machen“ Quelle: picture alliance / Sueddeutsche
Amazon-Manager Kleber

„Amazon ist ein guter Ort, um Fehler zu machen“

(Foto: picture alliance / Sueddeutsche)

Er kam ohne Sprecher oder Entourage – obwohl Ralf Kleber mittlerweile bereits ein Imperium befehligt mit einem Umsatz von elf Milliarden Euro. So viel meldete Amazon Deutschland zuletzt an die Konzernmutter in Seattle. Klebers Geschäft gilt als der größte Auslandsmarkt des E-Commerce-Riesen. Auf der Fachmesse Neocom in Düsseldorf sprach Thomas Tuma, Vize-Chefredakteur des Handelsblattes, mit dem Amazon-Chef – vor über 400 Neugierigen, darunter etliche Mitglieder des Handelsblatt-Wirtschaftsclubs.

Herr Kleber, Amazon will sich rigorss dem Willen des Kunden unterstellen. Was wollen wir Kunden aktuell, was in nächster Zeit?
Es gibt nicht den einen Kunden, deshalb müssen wir uns jeden Tag neu auf seine Bedürfnisse einstellen. Die Kunst ist: Je mehr wir anbieten, umso genauer müssen wir ihm zuhören. So wurde die Same-Day-Lieferung erfunden. Und so liefert Amazon mittlerweile ja auch schon in 20 deutschen Städten am gleichen Tag die Bestellungen aus. Morgens bestellt – abends beim Kunden. Zusätzlich sind wir mit Prime Now gestartet und liefern bereits in Berlin und München innerhalb von einer Stunde. Unser genereller Anspruch: Das Paket soll zum Kunden – nicht der Kunde zum Paket. Deshalb arbeiten wir mit Drohnen und vielen anderen Ideen.

„Habt keine Angst!“ Quelle: Rudolf Wichert für Handelsblatt
Ralf Kleber (r.) mit Handelsblatt-Vize-Chefredakteur Thomas Tuma auf der Neocom

„Habt keine Angst!“

Über Prime Now bieten Sie in Berlin und München bereits frische Lebensmittel an. Aber mit der Einführung von Amazon Fresh zögern Sie noch. Woran liegt das?
Das Besorgen von Lebensmitteln ist eine der Gewohnheiten, die bei uns allen am stärksten ausgeprägt ist. Jeder muss sich darum kümmern, um überleben zu können. Entsprechend genau müssen wir wissen, was der Kunde will, um in seiner Beschaffungskette Relevanz zu bekommen. Dieser Prozess läuft.

Was sind die größten Hürden für die Lieferung frischer Lebensmittel?
Es ist keine Frage des „Ob“ mehr, sondern nur noch des „Wann“.

Also: Wann kommt Amazon Fresh denn nun?
(lacht) Die „Wann“-Fragen sind die schwierigsten.

Gerade wurde gemeldet, Amazon plane in den USA kleine Lebensmittel-Shops. Korrekt?
Da müssen Sie schon meine amerikanischen Kollegen fragen.

In München haben Sie jetzt die sogenannte letzte Meile übernommen und liefern selbst aus. Wie sind die Erfahrungen?
Hochspannend. Wir wussten ja bislang gar nicht, was auf dieser letzten Meile passiert. Insofern lernen wir gerade unheimlich viel darüber, was dem Kunden wichtig ist. Zum Beispiel was die Flexibilität des Zustellungsorts angeht.

Sind Transportriesen wie DHL da noch Partner oder schon Konkurrent für Sie?
Superwichtiger Partner. Wir versuchen keines dieser großen Unternehmen zu ersetzen, sondern mit ihnen zusammen bei wachsendem Bestellvolumen Kunden weiterhin schnell und zuverlässig zu versorgen.

Täuscht der Eindruck, oder will Amazon möglichst alle Teile der Lieferkette kontrollieren?
Der Eindruck täuscht total. Wir probieren Dinge aus, haben aber nicht vor, diese Ketten selbst zu übernehmen.

Kaum ein Unternehmen wächst so schnell wie Ihres – auf allen Feldern: TV-Produktionen, Drohnen, Paketgeschäft, Prime Now, Amazon Fresh. Was will Ihr Konzern eigentlich sein?
Wir wollen sein, was Sinn macht. So haben wir auch gelernt: Das Ziel, jeden Artikel der Welt verkaufen zu können, lässt sich allein nur schwer erreichen. Also brauchen wir Händler, die uns als Infrastruktur verstehen und nutzen, um die mittlerweile 300 Millionen Kunden zu befriedigen. Mittlerweile ist Amazon ein richtiger Infrastrukturanbieter, den sich andere wie Zalando oder Netflix übrigens schon sehr erfolgreich zunutze machen.

Selbst Ihr Konzern machte da Fehler.
Oh ja, und zwar große Fehler. Der Aufbau des Amazon Marketplace benötigte drei Anläufe. Amazon ist ein guter Ort, um Fehler zu machen – nur so können wir uns entwickeln.

Dieser Tage startet in Deutschland Amazon Echo, einer sprachgesteuerten Info-Box für zu Hause. Müssen wir das wirklich haben?
Ja. In zehn Jahren werden Sie es in der einen oder anderen Form eh besitzen. Wie auf dem Raumschiff Enterprise können Sie künftig Ihr Haus per Sprache steuern, von der Waschmaschine bis zum Fernseher. Sprache wird noch völlig unterschätzt. Wäre doch prima, wenn wir nur noch sagen können: „Backofen, Hähnchen, knusprig“… statt 30 Seiten Rezept und technische Anleitungen lesen zu müssen.

Google hat gerade das Konkurrenz-Gerät Google Home vorgestellt. Wer wird das Rennen machen?
Das ist kein Markt, auf dem am Ende nur einer überleben kann… im Gegenteil. Je mehr sich um das Thema kümmern, umso besser.

Wie managen Sie Wachstum und Wandel bei mittlerweile ja auch weit über 300.000 Beschäftigten weltweit?
Unser Erfolgsrezept in vielen Bereichen: Zwei-Pizza-Teams. Mannschaften, die eine neue Frage beantworten wollen, sollen am Anfang nicht größer sein, als man mit zwei Pizzen satt bekommt – Pizzen in US-Größe. So erhalten wir uns durchaus einen Start-up-Geist. Eine gewisse Bürokratisierung erleben auch wir. Das ist nicht immer schlecht. Aber wir waren auch mal klein und wissen, wie wichtig Ideen sind. Heute brauchen wir sie mehr denn je. Wir müssen uns genauso auf den digitalen Wandel einstellen wie alle anderen und sind Treiber und Getriebene gleichermaßen.

Was raten Sie klassischen Händlern, um couragierter der Digitalisierung zu begegnen?
Habt keine Angst! Es war nie einfacher, mit einem neuen Produkt neue Kundenkreise zu erreichen als in der Ära des Internets.

In Seattle hat Amazon was total Verrücktes erfunden: Es nennt sich „Laden“. Man kann da reingehen und Dinge kaufen. Wird stationärer Einzelhandel das nächste große Ding?
Er war immer ein großes Ding und wird das auch bleiben. Er muss nur Anreize schaffen. Es gibt durchaus Geschäfte, vor denen die Menschen übernachten, um ein neues Produkt zu bekommen.

Wird Amazon auch in Deutschland Shops starten?
Es ist auf jeden Fall eine interessante Möglichkeit, mit der wir experimentieren.

Diskussionsrunden
Einmal im Quartal lädt das Handelsblatt die Mitglieder des Handelsblatt Wirtschaftsclubs nach Düsseldorf, Hamburg, Berlin, München und Frankfurt ein. Mit Entscheidern aus Politik, Wirtschaft, Kultur oder Wissenschaft wird im kleinen Rahmen über aktuelle Themen diskutiert.

Die nächste Veranstaltung findet am 31. Oktober statt. Zu Gast ist im Club Mr. Dax Dirk Müller. Mehr Informationen über die Club-Events finden Sie unter club.handelsblatt.com.

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