Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Anuga-Chef Lorenz Rau „Essen muss heute auch fotogen sein"

Auf der Anuga zeigt die Lebensmittelindustrie ihre Neuheiten. Messechef Lorenz Rau erklärt, warum Nachhaltigkeit und Optik immer wichtiger werden.
05.10.2019 - 10:00 Uhr Kommentieren
Essen muss mittlerweile auch optisch auffallen. Quelle: dpa
Ernährungsmesse Anuga in Köln

Essen muss mittlerweile auch optisch auffallen.

(Foto: dpa)

Köln Von Samstag bis Mittwoch zeigen rund 7500 Aussteller aus der ganzen Welt in Köln ihre Innovationen im Foodbereich. Lorenz Rau, Direktor der Anuga, beobachtet seit zehn Jahren die neuesten Trends. 2019 sind neben Fleischersatz aus pflanzlichen Proteinen auch regionale Lebensmittel mit kurzen Lieferketten im Kommen.

Herr Rau, die Anuga feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum. Wie war das in den Anfängen kurz nach dem Ersten Weltkrieg?
1919 trafen sich 200 deutsche Feinkosthändler zu ihrer Verbandstagung und stellten ihre Erzeugnisse vor. Die Allgemeine Nahrungs- und Genussmittelausstellung (Anuga) war eine Art Kongressmesse wie sie heute wieder topmodern ist. Zunächst war das eine jährliche Wanderveranstaltung. Seit 1951 findet sie fest in Köln statt. Nach den langen Hungerjahren wollte Konrad Adenauer die Stärken der Branche zeigen. Damals kamen schon beachtliche 1200 Aussteller.

Wie hat sich die Messe seitdem verändert?
Anfangs war die Anuga auch eine Publikumsmesse. Heute finden zehn Fachmessen unter einem Dach statt, alles ist aufgebaut wie im Supermarkt nach Getränken, Fleisch, Tiefkühlkost oder Bio etc. Wir erwarten wie vor zwei Jahren rund 7500 Aussteller und 165.000 Fachbesucher. Mal sehen, ob es wieder eine Rekordmesse wird.

Die Anuga ist immer ein Spiegel der Ernährungstrends. Welche haben sich durchgesetzt, welche nicht?
Unzählige Produkte haben es nie in den Handel geschafft, ich erinnere mich da an eine Pizza am Stiel vor vier Jahren. Oft kommen Innovationen auch zu früh. Heute sind Produkte beliebt, die ein sensorisches Erlebnis bieten, etwa ein Prickeln im Mund. Und: Essen muss heute „instagrammable“ sein. Vor allem Hersteller aus USA und China achten darauf, dass ihre Produkte fotogen sind. Produktinnovationen vermarkten sich heute am besten über Social Media.

Welche Trends haben sich halten können?
Bio ist weltweit längst ein festes Segment. Regionale Produkte sind in vielen Ländern ein großes Thema – dahinter steht auch das steigende Umweltbewusstsein. Verbraucher wollen Nahrungsmittel kaufen, die keine lange Lieferkette haben und bis zum Hersteller rückverfolgbar sind.

Wird der „Greta-Effekt“ auf der Anuga spürbar sein?
Nachhaltigkeit, Tierwohl und Ressourceneffizienz in der Produktion sind seit Jahren ein Thema auf der Anuga. Immer mehr Menschen möchten Produkte essen und trinken, die ökologisch und auch sozial nachhaltig sind. Dieser Trend wird durch die Klimaaktivistin sicher noch stärker.

Der Messechef erklärt, welche Food-Trends die Branche derzeit umtreiben.
Anuga-Chef Lorenz Rau

Der Messechef erklärt, welche Food-Trends die Branche derzeit umtreiben.

Viele unserer Lebensmittel landen im Müll – allein in Deutschland sind es 18 Millionen Tonnen im Jahr. Wie geht die Anuga dieses Problem an?
Unsere Aussteller etwa greifen die Verschwendung auf – mit Initiativen wie „Zu gut für die Tonne“ oder „Too good to go“. Diese unterstützen wir in unserem Event- und Kongressprogramm. Wir selbst arbeiten mit dem Tafel-Bundesverband seit vielen Jahren zusammen und helfen Ausstellern dabei, nutzbare Lebensmittel weiterzugeben.

Was sind die Ernährungstrends der Zukunft?
Unser Kongress NutritionX etwa widmet sich der personalisierten Ernährung. Jeder Mensch hat eine ganz spezifische Darmflora und nimmt Nahrungsmittel anders auf. Anhand des Bioms lässt sich erkennen, welche Nahrung dem einzelnen gut tut und welche weniger. Lebensmittel können so in Zukunft maßgeschneidert werden. Mit Brot gibt es erste Ansätze. Hier steht die Forschung aber noch am Anfang.

Auch Fleischersatz ist spätestens seit dem Hype um Burger von Beyond Meat ein großes Thema.
Viele wollen ihren Fleischkonsum reduzieren, das Geschmackserlebnis aber nicht missen. Diverse Burgerpatties, Bratwürste aus pflanzlichen Proteinen werden auf der Anuga gezeigt und in den nächsten Jahren auch im Handel breit verfügbar sein. Unsere Zukunftsschau „Anuga Horizon 2050“ widmet sich Fleisch aus dem Reagenzglas. Aber es dauern noch, bis Burgerpatties oder Steaks aus Invitro-Fleisch marktreif sind.

Gerade Start-ups bringen disruptive Ideen in jede Branche. Wie viele sind auf der Anuga vertreten?
Start-ups waren schon immer ein Bestandteil auf der Messe. In diesem Jahr kommen sind 100 Jungfirmen aus 20 Ländern in den Start-up-Areas vertreten. Sie sitzen verteilt in den jeweiligen Hallen, damit ein Austausch mit den etablierten Herstellern stattfinden kann.

Die Anuga hat auch einige Ableger im Ausland. Welche sind besonders erfolgreich?
Vor allem die Thaifex Anuga Asia in Bangkok, die gibt es seit fast 20 Jahren. Wir sind auch in Indien und China aktiv. In Brasilien sind wir 2019 sehr erfolgreich neu gestartet. Im Ausland können wir als Anuga die regionalen Märkte besser bedienen. Zugleich stärken unsere Ableger die Weltleitmesse in Köln. Das zeigen die Aussteller- und Besucherzahlen.

Herr Rau, vielen Dank für das Gespräch.

Startseite
Mehr zu: Anuga-Chef Lorenz Rau - „Essen muss heute auch fotogen sein"
0 Kommentare zu "Anuga-Chef Lorenz Rau: „Essen muss heute auch fotogen sein" "

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%