Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Apologistics Deutsche Digitalapotheke nimmt es mit den ausländischen Branchenprimi auf

Als Betreiber der drittgrößten Versandapotheke in Deutschland hat Michael Fritsch ehrgeizige Ziele – und fürchtet weder die direkte Konkurrenz noch Amazon.
30.11.2020 - 21:32 Uhr Kommentieren
Apologistics ist in Duiven voll automatisiert. Quelle: Apologistics GmbH
Lagersystem

Apologistics ist in Duiven voll automatisiert.

(Foto: Apologistics GmbH)

Düsseldorf, Frankfurt Michael Fritsch ist jemand, der Chancen ergreift, wenn sie sich bieten. Als 2004 das Versandhandelsverbot für Arzneimittel in Deutschland fiel, entschied sich der Apotheker mit seiner Frau Kirsten, ebenfalls Pharmazeutin, in den Online-Medikamentenhandel einzusteigen. Gemeinsam mit dem Ingenieur Dirk Wappler suchten sie ein Logistikzentrum in der Nähe des Flughafens Leipzig sowie des Hubs des Paketdienstleisters DHL und bauten die Onlineapotheke Apo-Discounter auf.

In diesem Jahr wird die Apologistics GmbH, wie das von Fritsch und Wappler gegründete Unternehmen heißt, mit 250 Mitarbeitern rund 200 Millionen Euro Jahresumsatz machen, unter anderem als Partner-Apotheke von Lidl.

Apologistics ist damit hinter den beiden großen niederländischen Versandapotheken Doc Morris und Shop Apotheke die Nummer drei im deutschen Markt. Mittelfristig will Fritsch mit Apologistics 500 Millionen Euro Umsatz erreichen, sagt der 62-jährige Pharmazeut. Zentraler Treiber dafür soll das elektronische Rezept sein, das ab Juli des kommenden Jahres eingeführt wird.

„Das E-Rezept ist ein Gamechanger“, sagt Fritsch. Einen zweistelligen Millionenbetrag will er in die Technologie investieren. Die Marketingberatung Dr. Kaske erwartet, dass der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten (Rx) bis 2030 einen Marktanteil von rund zehn Prozent bei 5,1 Milliarden Umsatz erreichen könnte. Bislang liegt der Rx-Marktanteil der Digitalapotheken bei nur etwa einem Prozent.

Apotheker Fritsch glaubt, dass Apologistics schon in drei bis fünf Jahren auf einen Rx-Anteil von zehn Prozent kommen kann. „Wir erwarten, dass wir als Apologistics perspektivisch zwischen 25 und 45 Prozent E-Rezept-Kunden haben werden und damit in etwa Werte wie Doc Morris und Shop Apotheke erreichen“, sagt er.

Überhaupt die Wettbewerber: Weil die beiden niederländischen Versender ab Ende 2016 wieder Rabatte auf Rezepte geben durften, was allen deutschen Apotheken – egal ob stationär oder online – verboten ist, hat sich Apotheker Fritsch auf die Suche nach einem Standort in Holland gemacht.

Mehr zum Thema lesen Sie exklusiv in Handelsblatt Inside Digital Health, dem Fachbriefing zur digitalen Revolution im Gesundheitswesen. Melden Sie sich hier an.

In Duiven, rund 20 Kilometer hinter der Grenze zu Deutschland, hat das Unternehmen Anfang des Jahres ein Logistikzentrum eröffnet – 20.000 Quadratmeter groß, voll automatisiert und „mit neuester Technologie“, wie Fritsch nicht ohne Stolz sagt. „Wir sind die einzige Onlineapotheke in Europa, bei der Roboter die Produkte aus den Wannen picken.“

Um die Expansion nach Holland zu finanzieren, suchte Fritsch einen Investor. Solche Summen über Kredite zu finanzieren sei kaum machbar, sagt Fritsch: „Die meisten deutschen Banken sind moderner Technologie gegenüber kaum aufgeschlossen und würden wohl eher noch in Quelle investieren.“ 2018 fand Fritsch sodann im Family Office THI von Tobias Hagenmeyer seinen Geldgeber.

THI war 2018 mit zunächst 60 Millionen Euro eingestiegen. Weitere Kapitalmaßnahmen folgten, sodass Apologistics nach eigenen Angaben für die nächsten Expansionsschritte ausreichend finanziert ist. THI hält aktuell 65 Prozent der Anteile an Apologistics, Fritsch 35 Prozent. Den Sprung in die Profitabilität will der Unternehmensgründer im nächsten Jahr erreichen.

Apologistics hat in die Niederlande expandiert. Quelle: Apologistics GmbH
Warenlager

Apologistics hat in die Niederlande expandiert.

(Foto: Apologistics GmbH)

Apologistics hat in den vergangenen Jahren einige Versandapotheken aufgekauft, die Deutsche Internet Apotheke beispielsweise, Versand.apo, Apo.com und Juvalis. Auch dank der Zukäufe ist das Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren mit durchschnittlich 20 Prozent gewachsen.

Dass sein Unternehmen mit der Expansion der börsennotierten und viel kapitalkräftigeren Konkurrenten Doc Morris und Shop Apotheke nicht mithalten kann, sieht Fritsch gelassen: „Wir sind die Nummer drei am Markt und die meisten Mitbewerber damit hinter uns.“

Clemens Oberhammer, Partner bei der Unternehmensberatung Simon Kucher & Partners, ist überzeugt: „Der Apothekenmarkt ist groß genug, dass Apologistics auch als drittgrößter Onlineanbieter ein einträgliches Geschäft betreiben kann.“ Allerdings stelle sich die Frage, „ob die E-Rezept-Lösungen bei den einzelnen Anbietern dann tatsächlich so einfach funktionieren, dass der Kunde den Service auch entsprechend nutzt“, sagt er.

„Würden mit Amazon sprechen“

Fritsch sieht die Zukunft optimistisch. Selbst dass man ihm den eigentlichen Grund für die Expansion nach Holland genommen hat, sieht er gelassen. Der Gesetzgeber hat kürzlich auch ausländischen Versandapotheken Rabatte auf rezeptpflichtige Arzneimittel wieder verboten. „Ich glaube, dass die Kunden allein schon aus Gründen der Einfachheit und Flexibilität das E-Rezept eher online einlösen werden“, sagt er.

Das Gebaren der Vertreter der klassischen Apotheken, das mitunter auch zum Rabattverbot führte, kann Fritsch nicht nachvollziehen. „Die alte Apothekenlobby kämpft unter dem Vorbehalt, nur sie könne die flächendeckende Versorgung mit Arzneien in Deutschland aufrechterhalten“, sagt er.

Dabei hätten auch die Offizin-Apotheken den gleichen Antrieb wie er: wirtschaftlichen Erfolg. Doch das Aufbäumen der deutschlandweit mehr als 19.000 stationären Apotheken gegen die Onlinelösungen könne nicht ewig so weitergehen: „Nur die Hälfte der Apotheken wird überleben.“

Der Unternehmer weiß aber auch, dass die Apotheke vor Ort bei akut benötigter Medizin bislang alternativlos ist. Deshalb kann sich Fritsch vorstellen, nach und nach die Expressbelieferung auszubauen. Im Raum Leipzig bietet das Unternehmen diesen Service bereits an, von Duiven aus könnte Apologistics dann perspektivisch etwa Kunden in den Großstädten im Ruhrgebiet noch am Tag der Bestellung beliefern.

Handelsblatt Inside Digital Health

Ihnen gefällt dieser Beitrag aus unserem exklusiven Fachbriefing?

Empfehlen Sie Handelsblatt Inside Digital Health weiter!

Den Ausbau des Angebots macht auch Druck aus den USA notwendig: Amazon liefert seit Mitte November in den Staaten verschreibungspflichtige Medikamente aus. Bis der Versandriese auch als vollständige Apotheke nach Deutschland kommen wird, ist es nur eine Frage der Zeit.

Als Kapitalgesellschaft darf der Konzern allerdings hierzulande keine Medikamente auf Rezept verkaufen – wohl aber, wenn er eine Apotheke mit Sitz im Ausland aufkaufen würde.

„Wir würden mit Amazon sprechen, wenn sie anklopfen“, sagt Fritsch. Er hält es für möglich, dass das passieren könnte: „Amazon setzt auf skalierbare, effiziente, moderne Geschäftsmodelle – ebensolche wie unseres.“

Mehr: Die gesetzlichen Krankenkassen haben Milliarden für IT ausgegeben – und müssen bald noch mal zahlen

Startseite
Mehr zu: Apologistics - Deutsche Digitalapotheke nimmt es mit den ausländischen Branchenprimi auf
0 Kommentare zu "Apologistics: Deutsche Digitalapotheke nimmt es mit den ausländischen Branchenprimi auf"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%