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Bahnverkehr Cargo-Bahn-Chefs aus Deutschland und Frankreich: Ökolabel soll für CO2-freie Eisenbahntransporte werben

Die Gütertransport-Chefs der französischen und der deutschen Staatseisenbahn, Frédéric Delorme und Sigrid Nikutta, wollen gemeinsam Politik machen.
08.03.2021 - 16:41 Uhr Kommentieren
Die deutsche und die französische Staatsbahn wollen durch gemeinsame Aktionen mehr Güter auf die Schiene bringen. Quelle: ddp/imageBROKER/Holger Weitzel
Güterbahnhof Maschen

Die deutsche und die französische Staatsbahn wollen durch gemeinsame Aktionen mehr Güter auf die Schiene bringen.

(Foto: ddp/imageBROKER/Holger Weitzel)

Düsseldorf Die Staatsbahnen Frankreichs und Deutschlands starten eine gemeinsame Initiative für mehr Güterverkehr auf der Schiene. Die Cargochefs der Unternehmen, Frédéric Delorme und Sigrid Nikutta, schlagen unter anderem die Einführung einer Ökosteuer für Langstreckenverkehr mit dem Lkw und ein Ökolabel für klimafreundliche Transporte vor.

Die Deutsche Bahn und die französische SNCF „haben als Betreiber der größten Eisenbahnnetze in Europa eine besondere Verantwortung“, sagte Frédéric Delorme, CEO Rail Logistics Europe der SNCF, dem Handelsblatt. Eine Reduktion der CO2-Emissionen könne nur gelingen, wenn mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagert werde. Delorme und Nikutta wollen vor allem den Verkehr mit Einzelwagen fördern. Die deutsche Chefin von DB Cargo bezeichnete den Einzelwagenverkehr als „Rückgrat der Wirtschaft“.

Das Rangieren mit einzelnen Güterwaggons und Zusammenstellen zu ganzen Zügen ist eine kostenintensive Veranstaltung. Dieser Einzelwagenverkehr ist ein Grund dafür, dass die Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn hohe Verluste einfährt. Sanierungsversuche durch das Stilllegen von Gleisanschlüssen und Verladeanlagen blieben erfolglos. Statt 12.000 privaten Fabrikanschlüssen vor 25 Jahren gibt es jetzt nur noch 2300.

Die seit einem Jahr amtierende DB-Cargo-Chefin Nikutta will das ändern. Der Niedergang habe dem „Zeitgeist früherer Jahre entsprochen, als alles auf die Straße verlagert wurde“. Die Konsequenzen seien heute in Deutschland wie auch in Frankreich zu besichtigen. Seit Jahren dümpelt der Anteil des Gütertransports auf der Schiene in Deutschland um die 18 Prozent. In Frankreich ist die Situation laut Delorme noch dramatischer. Dort werden nur noch neun Prozent der Güter per Bahn transportiert. Einzelwagenverkehr ist praktisch gestorben.

Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, den Gütertransportanteil auf der Schiene bis 2030 auf 25 Prozent anzuheben. In Frankreich soll der Marktanteil in zehn Jahren verdoppelt werden. Nach Angaben von Delorme will die französische Regierung insgesamt dafür 13 Milliarden Euro investieren. Unter anderem können mit dem Geld stillgelegte Verladeanlagen reaktiviert und neu gebaut werden. Auch in Deutschland ist gerade ein erweitertes Förderprogramm aufgelegt worden. Allein 200 Millionen Euro stehen nun als Zuschuss zum Neubau oder zur Instandsetzung privater Gleisanschlüsse bereit.

Cargo-Bahnen könnten auch bei Industriekunden für Ökolabel werben

Die beiden Güterverkehrsvorstände hoffen auf Rückenwind durch den Green Deal der Europäischen Union. Das „Zeitfenster“, um die Verlagerung auf die Schiene voranzutreiben, müsse genutzt werden, heißt es. Eine Tonne auf der Schiene zu transportieren produziere sechsmal weniger klimaschädliche Emissionen als auf der Straße, argumentiert Delorme. Die Förderung des Einzelwagenverkehrs sei dabei die „effektivste und kostengünstigste Lösung zur CO2-Reduzierung“, ergänzt Nikutta.

Die DB-Managerin und der SNCF-Vorstand halten es für „überlegenswert“, dass Verlader verpflichtet werden könnten, die Schiene auf langen Strecken zu nutzen. Sinnvoll wäre zum Beispiel auch eine EU-Vorgabe, alle Lkw-Sattelauflieger so auszurüsten, dass sie auf Eisenbahnwaggons verladen werden können. Bislang sind das Schätzungen zufolge nicht einmal 20 Prozent der Lkw-Hänger.

Nikutta und Delorme schlagen die Einführung eines Ökolabels für klimafreundliche Transporte vor. „Die Verbraucher schauen mehr und mehr darauf, wie ihre Produkte transportiert werden“, sagt Delorme. Immerhin wird das Thema im Zusammenhang mit dem 80-Punkte-Plan für klimafreundlichen Verkehr, den die Europäische Union im Dezember vorgestellt hat, schon diskutiert. Es sei sehr wichtig „die Verbraucher ins Boot zu holen“, meint DB-Cargo-Chefin Nikutta.

Die beiden Cargo-Bahnen hoffen zudem, auch bei ihren Industriekunden für ein solches Ökolabel werben zu können. Zum Beispiel muss die Stahlindustrie, einer der großen Auftraggeber im Schienenverkehr, ihre CO2-Emissionen um 30 Prozent senken. Der klimaneutrale Transport mit der Eisenbahn könnte helfen, das Ziel zu erreichen, heißt es.

Delorme schlägt außerdem eine besondere Ökosteuer für Langstreckentransporte auf der Straße vor. Zubringerfahrten zum Verladebahnhof sollten dagegen eher entlastet werden, meint der Franzose. Die Idee ist noch nicht ausgereift, könnte aber Unterstützung in Paris finden.

In der deutschen Politik findet sie schon mal Zustimmung. Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen, unterstützt die Forderungen. „Immer mehr Unternehmen wollen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral werden. Dies ist sehr zu begrüßen, um die Klimaziele nicht erst im Jahr 2050 zu erreichen“, sagte Gastel dem Handelsblatt. „Ohne im Transportsektor die Schiene deutlich zu stärken und den verbleibenden Lkw-Verkehr zu dekarbonisieren, kann das Ziel aber nicht gelingen.“ Dazu brauche es den leistungsfähigen Ausbau der Schienen-Infrastruktur, mehr Gleisanschlüsse in Industriegebieten und mehr Verladeterminals. Es brauche aber auch fiskalische Anreize. Denn der Transport per Lkw sei, gemessen an den Schäden, die er verursache, zu billig.

Die Cargovorstände Delorme und Nikutta sind jedenfalls entschlossen, eine „europäische Koalition“ aufzubauen, um ihre verkehrspolitischen Ziele voranzutreiben. Dazu telefonieren sie jeden Montagmorgen um 7.30 Uhr im Jour fixe mit Kolleginnen und Kollegen weiterer Gütereisenbahnen. Trotzdem versprechen sie, sich weiter Wettbewerb zu machen. Nikutta. „Unsere Auslandstöchter kämpfen weiter um Marktanteile.“

Mehr: Wie der Güterzug eine grüne Alternative zum Lkw werden soll.

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