Baumschulen machen gute Geschäfte Deutsche Bäume für die Welt

„Eigentlich hatten wir ja nie geplant, so groß zu werden.“
Düsseldorf Vor Stefan Lorbergs Bürofenster steht ein Schachspiel. Die Figuren sind um die zwei Meter groß, aber nicht aus Plastik, Metall oder Stein. Es sind kleine Thuja-Bäume in Töpfen, die in die Form von Läufer, König und Bauern geschnitten sind. Sie stammen aus seiner Baumschule, die Lorberg in der sechsten Generation leitet.
In seinem Geschäft sind wichtige Entscheidungen zu treffen, fast wie beim Schach: Lorberg muss sich fortwährend überlegen, welche Bäume er in diesem Jahr pflanzt, um sie in etwa fünf Jahren verkaufen zu können. Denn wer eine Villa baut, möchte direkt einen stattlichen Baum im Garten haben und nicht selbst jahrelang warten, bis er groß ist.
Die Kunden der Baumschule, die ihren Hauptsitz in Ketzin bei Potsdam hat, lassen sich solche Gewächse einiges kosten. Ein Kunde aus der Ukraine wollte beispielsweise einen etwa 15 Meter großen Baum. Der ist aber zu groß, um ihn auf einem Lastwagen zu transportieren, erst recht auf so einer großen Strecke. Weil der Kunde aber unbedingt den Baum haben wollte, hat er eben selbst ein Transportflugzeug gechartert, um den Baum zu sich zu fliegen.
Auf 850 Hektar, verteilt auf Schönefeld, Baden-Baden und das Havelland, wachsen Bäume, die nach Katalogpreis zusammen 225 Millionen Euro wert sind. „Eigentlich hatten wir ja nie geplant, so groß zu werden. Aber die Nachfrage war einfach da“, erzählt Stefan Lorberg. „Etwa 25 Prozent unseres Wachstums ist Osteuropa geschuldet.“ Von da kommen zurzeit sehr viele Bestellungen. Die Städte im Osten legen jetzt Parkanlagen und Grünflächen im großen Stil an, wie es im Westen Europas schon vor einigen Jahren gemacht wurde.
Und das Geschäft läuft gut. Der Umsatz ist im vergangenen Jahr auf 25 Millionen Euro gestiegen. Der Gewinn liegt stabil bei rund 1,5 Millionen Euro. Der Gewinn sei laut Lorberg nicht mit dem Umsatz gestiegen, da er im vergangenen Jahr mehr Saisonkräfte angestellt habe. Insgesamt kümmern sich in der Baumschule Lorberg rund 150 Mitarbeiter plus etwa weitere 70 Saisonarbeiter um die Pflanzen. Sie bewässern, düngen und schneiden die Bäume zurecht und pflanzen sie um.
Wenn die Bäume dann in der Winterruhe sind, müssen sie raus. Bei einem Transport im Sommer würde der Baum zu schnell austrocknen und eventuell Schäden nehmen. „Wenn es ganz eilig ist, kann man im Sommer noch mit einem Topf tricksen“, meint Lorberg. Muss der Baum aber zum Beispiel nach Kanada oder China, darf keine Erde mehr an den Wurzeln sein. Es könnten sich Insekten in der Erde befinden, auf die das jeweilige Ökosystem nicht vorbereitet ist – und das wiederum könnte eine Insektenplage zur Folge haben. Damit ein Baum aber auch ohne Erde eine Schifffahrt von fünf bis sechs Wochen übersteht, werden die Wurzeln mit einem Pulver bestreut und mit Wasser besprüht. Das bildet dann einen Feuchtigkeitsfilm, und liefert dem Baum genug Wasser für die Zeit des Transportes.