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Bilanzcheck Henkel belohnt zwar die Aktionäre, muss aber an andern Stellen sparen

Der Konsumgüterkonzern hat seine Dividende noch einmal erhöht. Das organische Wachstum macht es möglich – doch ob das so bleibt, ist fraglich.
05.04.2019 - 06:41 Uhr Kommentieren
Der Konsumgüterkonzern schüttet diesmal mehr aus. Quelle: dpa
Henkelprodukt: Persil

Der Konsumgüterkonzern schüttet diesmal mehr aus.

(Foto: dpa)

Düsseldorf In regelmäßigen Abständen beschweren sich Aktionärsschützer, Henkel schütte zu wenig an die Aktionäre aus. Auf der Hauptversammlung des Konsumgüterriesen am kommenden Montag in Düsseldorf dürfte diese Kritik seltener zu hören sein.

Denn der Hersteller von Klebstoff-, Wasch- und Körperpflegemitteln, der Marken wie Persil, Somat, Schauma oder Pritt in die Supermarktregale räumt, hat seine Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr noch einmal erhöht. Vorstandschef Hans Van Bylen will den Aktionären eine Ausschüttung je Vorzugsaktie von 1,85 Euro vorschlagen.

Das ist mit 3,4 Prozent zwar nicht ein so starker Anstieg wie im vergangenen Jahr, als die Dividende um 10,5 Prozent stieg. Aber es ist der zehnte Anstieg in Folge seit 2009. Das schaffen nur wenige Dax-Konzerne.
Die Ausschüttungsquote erreicht damit 30,9 Prozent des um Sondereinflüsse bereinigten Jahresgewinns, womit Henkel im selbst gesteckten Korridor von 25 bis 35 Prozent bleibt.

Dabei soll es aber nicht bleiben. Damit künftig noch mehr Aktionäre bei Henkel kleben bleiben, will der Düsseldorfer Traditionskonzern ab dem laufenden Geschäftsjahr den Zielkorridor für seine Ausschüttungen anheben – auf 30 bis 40 Prozent.

Das wird auch die Familie Henkel freuen, denn sie kontrolliert über ihren Aktienbindungsvertrag bis Ende 2033 mit 61 Prozent die Mehrheit der stimmberechtigten Stammaktien.

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Der Konzern kann sich die höhere Ausschüttung leisten, weil Henkel 2018 beim organischen Wachstum – also ohne Zukäufe – mit 2,4 Prozent den Zielkorridor von zwei bis vier Prozent erreichte. Und das, obwohl der Umsatz aufgrund negativer Währungseffekte nominal leicht sank. Die Umsatzrendite stieg unbereinigt von 15,3 auf 15,7 Prozent.

Ob ein weiterer Anstieg im laufenden Jahr gelingt, ist offen. Denn Henkel hatte im Januar überraschend seine Gewinnziele für 2019 gesenkt – und einen Aktiensturz um zehn Prozent ausgelöst. So erwartet der Konzern, bereinigt um einmalige Aufwendungen und Erträge sowie Restrukturierungsaufwendungen, nur noch eine Ebit-Marge von 16 bis 17 Prozent.

Beim Marketing gespart

Das ist deutlich weniger als der Rekordwert von 17,6 Prozent im vergangenen Jahr. 2018 war ein bereinigter Ertrag vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 3,5 Milliarden Euro zusammengekommen, wodurch die Marge um 0,3 Prozentpunkte stieg. Der Jahresüberschuss für die Aktionäre sank um 8,3 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.

Nun begründet Henkel die schwächeren Gewinnaussichten damit, dass der Konzern ab 2019 jährlich aus dem laufenden Geschäft zusätzlich 300 Millionen Euro in das Marketing und die digitale Transformation investieren will.

Der Free Cashflow soll dennoch im laufenden Jahr weiter steigen. Das gehört zu den mittel- bis langfristigen finanziellen Ambitionen, wie der Konzern zur Bilanzpressekonferenz erklärte. Im vergangenen Jahr gelang es bereits, den Free Cashflow um elf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zu heben. Das lag auch daran, dass der Cashflow aus laufender Geschäfts‧tätigkeit um 2,3 Prozentpunkte auf 2,7 Milliarden Euro stieg.

Das Geschäft mit Klebstoffen, Wasch- und Reinigungs- sowie Körperpflegeprodukten warf rund 9,3 Prozent mehr ab als im Jahr zuvor. Schließlich wuchs die Bereitschaft, die Zahlungskonditionen zugunsten der Industrie- und Handelskunden auszuweiten, 2018 weniger ausgeprägt.

Während der Umsatz stagnierte, stiegen die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen nur noch um 1,9 Prozent. Im Vorjahr erreichte das Plus für die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen noch zwölf Prozent bei einem Umsatzplus von sieben Prozent.

Dem Konzern gelang es auch, die Kostenquote weiter zu senken. So sind die Marketing- und Vertriebskosten nach einem kräftigen Anstieg im Vorjahr 2018 um 4,9 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro gesunken. Auch ihr Anteil am Umsatz verringerte sich von 24,3 auf 23,3 Prozent. Der Einkauf von Medialeistungen sei optimiert worden, heißt es dazu.

Der größte Posten bei den Aufwendungen sind die „Kosten der umgesetzten Leistungen“. Dazu gehören Rohstoffe, für die Henkel wie im Vorjahr rund 8,5 Milliarden Euro ausgab. Hier konnte der Konzern den deutlichen Anstieg von 9,6 Prozent im Jahr 2017 bremsen. 2018 erhöhte sich die Position nur leicht um 0,6 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro.

Zwar stiegen die Preise für direkte Materialien (Rohstoffe, Verpackungen, bezogene Waren und Leistungen). Doch diese Entwicklung glich Henkel durch Einsparungen aus Kostensenkungsmaßnahmen und Effizienzverbesserungen sowie durch einzelne Preiserhöhungen teilweise aus.

Mehr Geld für Forschung

Das strikte Kostenmanagement in der Verwaltung half Henkel in der Vergangenheit, den Verwaltungsaufwand immer weiter zu senken. So lagerte der Konzern schon vor vielen Jahren Funktionen an sogenannte Shared Service Center ins slowakische Bratislava und philippinische Manila aus. Doch im vergangenen Jahr gelang dies nicht. Der Verwaltungsaufwand stieg leicht um 1,1 Prozent auf 991 Millionen Euro.

Um sich gegenüber Konkurrenten in Zukunft besser abzusetzen, ist es für Henkel wichtig, neue Produkte und Systeme zu entwickeln. Im vergangenen Jahr stieg der Aufwand für Forschung & Entwicklung (F&E) um 1,7 Prozent auf 484 Millionen Euro.

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Aber auch da ist Henkel um Effizienz bemüht. Denn darin sind Restrukturierungskosten von 13 Millionen Euro enthalten. Ohne diese Aufwendungen zur Effizienzsteigerung erhöhten sich die Ausgaben für F&E leicht auf 471 Millionen Euro und ihr Anteil am Umsatz von 2,3 auf 2,4 Prozent.

Der größte Teil der F&E-Leistungen entfiel mit 58 Prozent auf die Klebstoffsparte, den größten Geschäftsbereich. Der kleinste Geschäftsbereich, der für Körperpflegemittel, erhielt nur 16 Prozent der Leistungen.
Anders als im Vorjahr beschleunigte der Konzern sein organisches Umsatzwachstum durch Preiserhöhungen von 1,9 Prozent. Die abgesetzte Menge stieg um 0,5 Prozent, Zukäufe brachten ein weiteres Plus von 2,4 Prozent.

Doch all dies konnte die negativen Währungseffekte nicht ausgleichen. Sie drückten den Umsatz um stattliche 1,1 Milliarden Euro – auf 19,9 Milliarden Euro, was einem Minus von 0,6 Prozent entsprach.
Einen Trend kehrte Henkel auch im vergangenen Jahr nicht um: Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) sinkt weiter. Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals sank um 0,8 Prozentpunkte auf nur noch 15,5 Prozent. Damit hält eine Entwicklung an, die bereits 2013 begann. Damals erreichte der Konzern noch einen Wert von 20,5 Prozent.

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Henkel erklärt dies mit den neuesten Akquisitionen. Die drei gekauften Unternehmen in Südamerika und Kanada arbeiten noch nicht so effizient wie die anderen Konzernbereiche. Zu den Neuerwerbungen, die auf einen Gesamtumsatz von knapp 180 Millionen Euro kommen, gehören die JemPak Corporation in den USA und Kanada (Waschmittelsparte) und Aislantes Nac in Chile (Klebstoffe).

Insgesamt hielt sich Henkel aber bei Zukäufen zurück. So gab der Konzern nur 432 Millionen Euro dafür aus, nach knapp zwei Milliarden im Vorjahr. Das senkte die Schuldenlast dank des sprudelnden operativen Cashflows. Die Nettofinanzverschuldung verringerte sich infolgedessen von 3,2 auf 2,9 Milliarden Euro.

Zwei Drittel der Investitionen von 853 Millionen Euro gab Henkel für Erweiterungen bestehender Anlagen, Innovationen und Rationalisierung aus. Die Investitionen verteilten sich fast gleichmäßig zu je einem Drittel auf die drei Konzernbereiche.

Neue Werke für Klebstoffe

Henkel investierte in die weltweite Optimierung der Lieferkette sowie die Konsolidierung und Optimierung der IT-Systemlandschaft, um Geschäftsprozesse zu steuern. Außerdem investierte der Konzern in die Produktion für Basis-Waschmittelkapseln in Salt Lake City in den USA und passte Anlagen für Verpackungen für Flüssigwaschmittel in Europa an.

Von den Investitionen in ganz neue Anlagen und Produktionsstätten profitierte vor allem die Klebstoffsparte mit einer Fertigung für Produkte der Luftfahrtindustrie in Spanien sowie einer neuen Fabrik für Industrieklebstoffe und Metallbehandlungsprodukte in Indien.

Die hohen Investitionen gefährden nicht die Bonität. So hält Henkel bei Standard & Poor’s weiter ein Langfrist-Rating von „A flat“ und bei Moody’s von „A2“. Das ist jeweils das bestmögliche Segment.

Das sind die Stärken und Schwächen von Henkel
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