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Boykottaufruf gegen Deutschland „Das ist nur eine lärmende Minderheit“

Durchs Internet schwappt mal wieder eine Empörungswelle: Unter dem Hashtag #boycottgermany rufen Twitter-Nutzer zum Boykott deutscher Waren auf. Die Wirtschaft gibt sich allerdings gelassen – und hat guten Grund dazu.
14.07.2015 - 17:02 Uhr 10 Kommentare
Viele Twitter-Nutzer sehen in Deutschland den Drahtzieher hinter den harten Sparauflagen für Griechenland. Quelle: Reuters
Proteste am 3. Juli in Barcelona

Viele Twitter-Nutzer sehen in Deutschland den Drahtzieher hinter den harten Sparauflagen für Griechenland.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Für viele Internetnutzer ist allein Deutschland schuld daran, dass die Verhandlungen am vergangenen Wochenende in Brüssel zu für Griechenland harten Ergebnissen geführt haben. Da die Empörungsbereitschaft im Netz ja immer recht groß ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Aufruf wie #boycottGermany durchs Netz wabert.

„Wir nehmen das nicht so ernst, das ist doch nur eine lärmende Minderheit“, sagt ein Sprecher des Bundesverbands des Groß- und Außenhandels. Das helfe Griechenland auch überhaupt nicht weiter. Es seien doch zum Beispiel die deutschen Discounter Aldi und Lidl, die kräftig dabei geholfen hätten, die Lebenshaltungshaltungskosten in Griechenland zu drücken. Da das Handelsvolumen mit Griechenland aber relativ niedrig ist, hätte ein Boykott ohnehin keine allzu großen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.

In den vergangenen fünf Jahren sind die deutschen Exporte nach Griechenland bereits deutlich zurückgegangen: Von 8 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf nur noch 4,7 Milliarden Euro im Jahr 2013. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts fiel Griechenland in der Liste der deutschen Haupthandelspartner als Exportziel von Platz 34 im Jahr 2010 auf Platz 38 im Jahr 2014 und damit hinter Luxemburg und Irland zurück.

Für Griechenland wiederum sind die Importe aus Deutschland sehr wichtig: Von den Waren des täglichen Bedarfs über Maschinen und mechanische Geräte bis hin zu Premiumfahrzeugen von BMW, Mercedes oder Audi liefert die deutsche Wirtschaft alles, was die Griechen brauchen. Auch das gesamte Telefonnetz des Landes wurde dereinst von einer deutschen Firma errichtet, nämlich von Siemens.

Ein Boykott deutscher Waren wäre also sozusagen ein Schuss ins Knie. Und er fände in Griechenland wohl nur bei wenigen Menschen Unterstützung. Der Unternehmer Grigoris Tekos etwa hält bestimmt nichts von solchen Aufrufen. Er ist Geschäftsführer des Fensterherstellers Synco in Thessaloniki, der seine Rohstoffe, Materialien und Maschinen ausschließlich aus Deutschland bezieht. Die fertigen Fenster verkauft er hauptsächlich nach Deutschland. Wörtlich sagte Tekos dem Handelsblatt: „Wir sind nicht sauer auf die Deutschen. Wir sind sauer auf die Politiker, die uns diese Scheiße eingebrockt haben!“

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10 Kommentare zu "Boykottaufruf gegen Deutschland: „Das ist nur eine lärmende Minderheit“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • "Nein. Es waren die Griechen selbst, die Regierungen gewählt haben und damit nicht sorgsam umgegangen sind. Die Hauptschuld trägt die griechische Politik und der griechische Wähler. "

    Hallo Herr Albers,

    mit obiger Aussage bin ich nicht einverstanden. Sie setzen voraus, dass eine andere Wahl zu einem anderen Ergebniss geführt hätte. Haben Sie den Eindruck, dass es wirklich eine Rolle spiel, wer eine Wahl gewinnt? Sie kennen vielleicht folgendes Zitat:
    „Gib mir die Kontrolle über das Geld einer Nation und es interessiert mich nicht, wer dessen Gesetze macht.”
    Es stammt von Mayer Amschel Rothschild (1744 – 1812), Begründer der Rothschild-Bankendynastie

    Genau das ist das Problem von Griechenland. Natürlich haben Sie Recht, wenn Sie die Verantwortung auch bei der griechischen und der deutschen Politik sehen, aber ins Schwarze haben Sie mit der EZB getroffen. Den IWF und die EU sollte man in der Liste der Verantwortlichen auch nicht vergessen.

    Ich möchte noch einen weiteren Punkt anführen: Nehmen wir mal an, dass die Griechen selbst schuld an ihrer Situation sind. Welche Möglichkeiten hat ein von der aktuellen Situation dort betroffener Mensch, wie Sie oder ich, irgendetwas an dieser Situation zu ändern? Es mag also sein, dass ein "Anfangsverschulden" der Griechen vorliegt, aber auch das wieder nur im Sinne eines Nicht-Verhinders. Die "Eskalation" dieser Krise haben andere zu verantworten und die möchten natürlich keinesfalls genannt oder schlimmer, erkannt werden. Also wird weiter auf die "faulen Griechen" und die "auf anderer Völker Kosten provitierenden Deutschen" verwiesen...

    Ein altes und sehr zutreffendes deutsches Sprichwort heißt: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Das könnte man Oportunismus nennen, wenn nicht die Dritten ständig Öl ins Feuer gießen und den Streit damit gezielt für Ihre Zwecke anheizen würden...

  • Schuld der griechischen Bürger? Nein, Schuld der gr. Politiker, Banker und Manager. sowie unserer Politiker . Frau Merkel hat 99% Mitschuld. Wieso verweigert Sie persönlich die Strafen für die Vernichtung Griechenlands durch die Politiker? Warum Rentnkürzung um 50% und keine Strafen, Haftung für die Politiker, Banker? Warum fordert Sie kein Ersatz für die Ermordung Deutscher im 2. Weltkrieg sowie Ersatz der deutschen Werte. Partisanen = Terroristen lt. UNO. Wieso wollen deutsche Politiker Mörder noch belohnen. Hilfe nur für arme Griechen und nicht für Politiker, Banker, Manager usw.!! Diese softr. Es kostet uns nichts, da wir lt. Hr. Gauck reich sind und nicht wissen wohin mit den Milliarden. Dafür will Hr. Gauck die Vernichtung Deutschlands.

  • Warum beschimpfen ein paar Idioten gerade diejenigen, denen sie fast alle ihren Wohlstand in wesentlichen Teilen zu danken haben? Das wirkt denn doch reichlich sadomasochistisch.

  • Die Griechen haben noch eine Chance!

    Sie Brauchen morgen nur die Vorschläge ABLEHNEN!

    Und dann gehts mit einer neuen Drachme in neue Zeiten.

  • "Die Initiatoren und damit Hauptverantwortlichen sind wohl aber dort zu suchen, wo jegliche Krise die Kassen ordentlich klingeln lässt. "

    Nein. Es waren die Griechen selbst, die Regierungen gewählt haben und damit nicht sorgsam umgegangen sind. Die Hauptschuld trägt die griechische Politik und der griechische Wähler. Uns trifft eine Mitverantwortung, weil wir sie gewähren lassen haben und nicht genau hinsehen wollten, ob die Griechen reif für den Euro sind. Wir sind auch mitverantwortlich, wenn wir als Gläubiger auftreten und nicht dafür sorgen, dass das Geld auch richtig - sachgerecht - verwendet wird.

    Die EZB trifft ebenso eine Mitverantwortung, weil sie Bedingungen geschaffen hat, die den Markt so zerstören, dass er nicht mehr als Korrektiv funktioniert. Die EU-Politik trifft Schuld, weil sie die Zeit, die Draghi gekauft hat, nicht genutzt hat. Draghi hat die Politik zum Hauptakteur gemacht - und diese hat die Verantwortung nicht übernommen.

  • Das ist genau so ein Unsinn, wie die Aussage, die Griechen hätten ihre Situation selbst zu verantworten. Ich würde zustimmen, wenn es hieße, die Griechen hätten es nicht verhindert und tragen daher eine Teilverantwortung.
    Genauso wenig sind die Deutschen für die Situation in Griechenland verantwortlich, nur auch wieder insofern, dass sie eine solche Situation ebenfalls nicht verhindert haben.
    Die Initiatoren und damit Hauptverantwortlichen sind wohl aber dort zu suchen, wo jegliche Krise die Kassen ordentlich klingeln lässt. Selbstverständlich sind da auch einige Griechen und Deutsche dabei... Aber diese mehrheitlich internationalen Krisenprofiteure schaffen es mit der altbewährten Strategie "divide et impera" bedauerlicherweise immer wieder, Menschen in gegnerische Gruppen zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen. Und so werden, solange dieses "Spiel" der Profiteure nicht durchschaut wird, alle anderen Beteiligten, d.h. auch Griechen und Deutsche, wohl weiter Opfer dieser Machenschaften bleiben.

  • "1/2 Jahr haben uns die GR beschimpft, gedemütigt und haben uns belogen. "

    Na, also wenn ich die Jahre aufrechne, die nur hier im HB-Forum für das Herumhacken auf "Faulen Griechen" oder Ähnlichem ins Land gegangen sind muss ich sagen, dass Tsipras in dieser Hinsicht noch länger weiter machen könnte damit ein Ausgleich geschaffen wäre.

    Abgesehen davon: Seit wann gilt es als konservativ (oder liberal), wenn man Gleiches mit Gleichem vergilt?

  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.

  • Der Euro - das Friedensprojekt.
    Bleibt nur die Frage, ob wir diesen totalen Frieden wollen, oder nicht. Aber wir wissen ja: totaler Friede ist kürzester Friede...

  • 1/2 Jahr haben uns die GR beschimpft, gedemütigt und haben uns belogen. Aber iwa wendet sich das Blatt und die dt. Regierung hat wohl die Zeit genutrzt, um das Paket: "ESM + Treuhand" zu schnüren.

    super Job, Herr Schäuble, das ist eine Meisterleistung und wir sind stolz auf sie.

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