Bremer Reederei Niels Stolberg packt im Beluga-Skandal aus

Der 132 Meter lange Massengutfrachter "Beluga SkySails".
Oldenburg In der Geschäftsetage der insolventen Bremer Reederei ist nachhaltig gefälscht worden. Beluga-Gründer Niels Stolberg habe dies bei seiner Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft zugegeben, sagte der Vorsitzende Richter Gerd Meyer am Freitag vor dem Landgericht Oldenburg. „Es sind über lange Zeit Bilanzen gefälscht worden, damit Beluga einen guten Eindruck machte.“ In dem Oldenburger Prozess geht es um einen Widerspruch Stolbergs gegen die vom Finanzinvestor Oaktree erwirkte Arrestverfügung über sein Privatvermögen.
Seit März erschüttert der Beluga-Skandal die gesamte Schifffahrtsbranche. Es geht um fiktive Rechnungen an Unternehmen in Panama und in der Karibik. Es geht um Scheinumsätze von mehr als 150 Millionen US-Dollar. Und es geht um gefälschte Orderbücher, mit denen die Reederei ihr Auftragsbuch um mehrere Hundert Millionen aufgebläht hat. Sogar die Schiffsdieselbestände sollen in der Firma falsch dargestellt worden sein.
Oaktree hält 49,5 Prozent der Beluga-Anteile. Der Finanzinvestor und die Gläubiger der Reederei zeigen sich davon überzeugt: Zweck der offenbar kriminellen Machenschaften war es, den Banken ein florierendes Geschäft vorzugaukeln und so an Kredite kommen, die Beluga sonst verwehrt worden wären.
Längst ermittelt die Staatsanwaltschaft Bremen gegen Stolberg sowie dessen ehemaligen Co-Geschäftsführer und eine Handvoll weiterer Beluga-Mitarbeiter. Sie werden des schweren Betrugs und der "unrichtigen Darstellung" im Jahresabschluss verdächtigt.
Im Frühling spitzte sich die Situation zu: Acht Tochterfirmen einer der weltgrößten Schwergutreedereien haben inzwischen Insolvenz angemeldet. Finanzinvestor Oaktree hat wegen ausstehender Forderungen über 130 Millionen Euro Stolbergs Privatvermögen gepfändet.
Vier Mal in zwei Tagen waren die Gerichtsvollzieher bei dem einstigen Vorzeige-Unternehmer. Selbst auf dem geliebten Klavier klebt nun der Kuckuck. Zugleich durchsuchte die Staatsanwaltschaft das Firmengebäude. Stolberg prüft unterdessen seinerseits Schadensersatzansprüche gegen Oaktree. Für einige Tochterfirmen der Beluga hat er Gläubigerschutz beantragt. Die Zusammenarbeit mit Oaktree bezeichnet er heute gegenüber Freunden als "größten Fehler seines Lebens".
Ein Fehler, der aus der Not geboren war: Als Stolberg in der Wirtschaftskrise Geld brauchte und es von den Banken nicht bekam, vermittelten Berater ein erstes Gespräch mit Oaktree. Das war im Frühjahr 2010. Nach Monaten der Überprüfung kaufte der Finanzinvestor am 29. Oktober 2010 37,5 Prozent der Beluga-Gruppe - für neun Millionen Euro. Zudem sagte Oaktree Kredite über 160 Millionen Euro zu - für Zinsen von zwölf Prozent. Begossen wurde der Deal mit Becks-Bier vom Fass.
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jedem, der ein wenig ahnung von der branche hat, war lange klar, dass es bei beluga nicht mir rechten dingen zugeht.
auch skysail war geradezu beispielhaft für die blendung die beluga immer gerne betrieb. skysail ist toll für das image und blödsinn für den schiffsbetrieb. wichtig ist, dass beluga mit solchen projekten öffentliche gelder eingestecht hat, und zwar mehrere millionen. wenn ein unternehmen vorgibt, eine weltweite konjunkturkrise ginge spurlos an ihm vorüber und sogar nocht steigende gewinne ausweist, ist das schon mehr als kurios...
Wann fragt sich eigentlich endlich einmal ein Journalist, was Skysails? Nachdem sämtliche Medien Jahrelang ihre Berichte vollig unkritisch 1:1 auf der Skysails-Website runtergeladen haben, wäre es doch langsam mal an der Zeit zu fragen, warum eigentlich keinerlei Photos der mit Reisegeschwindigkeit fahrenden Skysails-Schiffe existieren...die Logbücher werden nicht ohne grund streng gehütetes Geheimnis sein! Kleiner Tip: Klimaschutz&Schiffsfinanzierung...wie wir alle mittlerweile wissen, war Herr Stolberg auf das Geld von Anlegern angewiesen. Und grün und sozial macht in der heutigen Zeit halt einen guten Eindruck, ob der Drache nun fliegt oder nicht...wen interessiert das schon :)
wie alle wirtschaftskrimis zunächst nebulös, schaut man jedoch in den lebenswandel des oder der beteiligten erschliesst sich schnell, das meist alles auf eitelkeit und habgier fusst.
Der Unternehmer bezeichnet die Zusammenarbeit mit dem Kapitalgeber als Fehler. Das heisst, ein Kapitalgeber, der sich und seine Anleger schützt und gegen Betrüger vorgeht, handelt fehlerhaft? Dann ist wohl die Regel, dass gewöhnliche Fonds solche Vorgänge gerne unter den Teppich kehren?