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Buch über Rolle im Zweiten Weltkrieg Wie C&A von Hitler profitierte

Viele Konzerne öffnen ihre Archive nur sehr ungern, damit Historiker die Nazi-Vergangenheit erforschen können. C&A tat dies, wenn auch spät, freiwillig. Das Ergebnis ist für die Eigentümer „geradezu schockierend“.
30.07.2016 - 10:00 Uhr
Quelle: Draiflessen Collection, Mettingen, Sig. 108667
Eigenproduktion in der Canda London

Quelle: Draiflessen Collection, Mettingen, Sig. 108667

Düsseldorf „Klamotten kaufen“ - ein Ausdruck, den wir heute noch nutzen. Populär wurde er in Mitte der 30er-Jahre. Es war die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Zeit, in der die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler Deutschland unterjochten. Viele, praktisch alle Unternehmen mussten sich damals entscheiden, ob und wie sie mit dem Regime zusammenarbeiten wollten – C&A bildete da keine Ausnahme.

Um es vorweg zu nehmen: Für die Bekleidungskette C&A war der zweite Weltkrieg eine Zeit voller innerer und äußerer Widersprüche. Teils profitierten sie vom Regime, teils litt das Unternehmen unter dem Weltkrieg. Das klingt offensichtlich, ist aber angesichts vieler anderen Unternehmensgeschichten nicht selbstverständlich. Allein in den vergangenen drei Jahren kam reichlich Belastendes über die Nazi-Vergangenheit deutscher Konzerne ans Licht.

So haben Bayer und BASF ihre Archive geöffnet, um Genaues über ihren Vorgängerkonzern IG Farben zu erfahren. Bei den Quandts kam die Bereitschaft spät und offenbar nur bedingt freiwillig. Die Oetkers waren spät dran, weil Patriarch Rudolf-August Oetker bis zu seinem Tod im Jahr 2007 ein Veto gegen die Aufarbeitung eingelegt hatte. Bei Thyssen-Krupp ist das Thema wegen Kriegsmaschinen besonders heikel und auch bei der Lufthansa hieß es bis zur Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse stets, dass die Weste weitgehend weiß sei.

Die C&A-Historie in Bildern
C&A-Werbeanzeige der Filiale Leipzig (nach Mai 1938)
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Quelle: Draiflessen Collection, Mettingen, Sig. 1409, (Repro Henning Rogge)

C&A-Werbeanzeige der Filiale Leipzig (nach Mai 1938) - vergrößert
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Quelle: Draiflessen Collection, Mettingen, Sig. 1409, (Repro Henning Rogge)

C&A-Werbeanzeige (Einrichtung einer Kinderabteilung) März 1927
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Quelle: Draiflessen Collection, Mettingen, Sig. 1406, (Repro Henning Rogge)

C&A-Anzeigen aus der „Reparatur-Aktion“, 1944
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Quelle: Draiflessen Collection, Mettingen, Sig. 106859

Herrenabteilung der C&A-Filiale Berlin, Königstraße
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Quelle: Draiflessen Collection, Mettingen, Sig. 117627

Werbeplakat C&A Holland aus dem Frühjahr 1924
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Quelle: Draiflessen Collection, Mettingen, Sig. 128548

Eigenproduktion in der Canda London
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Quelle: Draiflessen Collection, Mettingen, Sig. 108667

Während sich um das vor einige Monaten erschienene Werk „Adler und Kranich“ von Lutz Budrass Gerüchte ranken, das die Lufthansa nicht jedes Detail veröffentlich sehen wollte, liegt die Sache bei C&A klar auf der Hand: Die vielköpfige Familie hat dem Historiker Mark Spoerer freie Hand gelassen und die Firmenarchive geöffnet. Heute sagt das derzeitige Familienoberhaupt, von all dem nichts gewusst zu haben und wie „schockiert“ man nun sei – doch dazu und zu möglichen Begründung für das Verhalten später.

Herausgekommen ist mit „C&A – ein Familienunternehmen in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien“ ein Buch, dessen Stil so deskriptiv-wissenschaftlich daherkommt wie sein Titel, aber dennoch nicht nur für Geschichtsfanatiker sehr lesenswert ist. Das liegt nicht nur an der Phase rund um den Zweiten Weltkrieg, sondern vor allem an den Besonderheiten des Unternehmens selbst: Heimat der Gründer-Familie Brenninkmeijer ist bis heute das Dorf Mettingen in Westfalen. Allerdings wurde C&A in den Niederlanden gegründet und die Familie fühlt sich -  wohlgleich heute mehr Grenzgänger denn je – als holländisch.

Was Clemens und August (C. & A.) Brenninkmeijer am 1. Januar 1841 mit 3301 Gulden Eigenkapital plus eines väterlichen Kredites schufen, wurde vor allem in der zweiten Generation zum Erfolgsmodell. Sie drehten das althergebrachte Branchenprinzip um: So ging es nicht mehr darum, den Verkaufspreis möglichst weit über dem Einkaufspreis anzusetzen, sondern die Preise so niedrig anzusetzen, dass die Ware für breite Käuferschichten attraktiv wurde. Was sich heute selbstverständlich anhört, war damals auch neu: feste, nicht verhandelbare Preise uns sofortige Bezahlung. Das senkte Transaktionskosten.

Wie man sich bei den Nazis einschmeichelt
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