Casio-Präsident Kazuhiro Kashio „Smartwatches sind keine Bedrohung“
So tief steckt die Uhrenindustrie in der Krise
Zürich Den japanischen Casio-Konzern dürfte es eigentlich gar nicht mehr geben. Denn die Kernprodukte wie Uhren, Taschenrechner oder Fotoapparate, sind heute im Smartphone oder neuerdings sogar in Smartwatches vereint.
Casio hat es aber verstanden, sich immer wieder neu zu erfinden. Seit 2008 ist der Umsatz zwar um die Hälfte gesunken, der Gewinn hat sich aber verdoppelt. Für 2016 stellt der Konzern ein Gewinnplus von knapp sieben Prozent auf umgerechnet 256 Millionen Euro in Aussicht. Der Umsatz soll um 32 Prozent auf umgerechnet 2,9 Milliarden Euro wachsen.
Zwischen 30 bis 40 Prozent des Umsatzes macht Casio mit Uhren. In den 1980er-Jahren wurde Casio Uhren mit seinen Taschen-Rechner-Uhren berühmt. Es waren quasi die Vorläufer der heutigen Smartwatches.
Mit Blick auf die Smartwatches von Apple & Co ist der neue Casio-Präsident, Kazuhiro Kashio, skeptisch: „Ich glaube nicht, dass sie eine Bedrohung für die traditionelle Uhrenindustrie darstellen“, sagt Kashio im Gespräch mit dem Handelsblatt. Wenig beeindruckt ist der Gründer-Erbe von der Apple-Watch: „Das ist doch nur ein kleines Smartphone mit einem Armband.“
Casio geht daher bei seinen Uhren andere Wege. Die Japaner bauen keine reine Computer-Uhr, aber eine stoß- und wasserfeste Smartwatch für Outdoorfans. In diesen Tagen kommt die Uhr mit dem sperrigen Namen WSD-F10 in den USA und Japan auf den Markt. Die Uhr läuft mit dem Betriebssystem Android Wear. Um Strom zu sparen, hat die Uhr zwei Displays – wird sie mit dem LCD-Display betrieben, soll die Batterie maximal einen Monat lang halten. In Europa hat Casio die Uhr auf der soeben zu Ende gegangen Uhrenmesse „Baselworld“ vorgestellt.
Casio setzt aber auch auf klassische Sport-Uhren. Und will dabei die etablierten Anbieter Europas im Premium-Segment angreifen. So startet Casio jetzt den Verkauf seiner Premium-Uhren der Reihe „MRG“ in Europa. In der limitierten Titan-Version kosten die Uhren bis zu 6000 Euro das Stück.
Insgesamt verkauft Casio laut ihrem neuen Präsidenten pro Jahr rund 42 Millionen Uhren. Wie viele davon auf die Premium-Linie entfallen, will Kashio aber nicht verraten. Ein wichtiger Wettbewerbsvorteil sei, dass Casio die Quartz-Uhrenwerke komplett selbst fertig.
Von der Absatzkrise in Hongkong und China sei Casio nicht betroffen. „Der vergleichsweise günstige Preis für unsere Uhren schützt uns“, erklärt der Konzern-Präsident. Und die Apple-Watch haben den Absatz von Casio-Uhren auch nicht geschadet.