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Container-Reederei Hapag-Lloyd profitiert von Preissprüngen und verdreifacht Dividende

Hapag-Lloyd fährt mitten in der Corona-Pandemie einen Rekordgewinn ein. Für die Großaktionäre ein Grund zum Jubeln, für Kunden dagegen ein Ärgernis.
18.03.2021 - 13:01 Uhr Kommentieren
Deutschlands größte Reederei fuhr 2020 einen Rekordgewinn ein. Quelle: dpa
Hapag-Lloyd-Frachter in Hamburg

Deutschlands größte Reederei fuhr 2020 einen Rekordgewinn ein.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Deutschlands größte Reederei, die Hamburger Container-Seefahrtsfirma Hapag-Lloyd, erfreut ihre Aktionäre mit einer Rekorddividende. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, will es für das abgelaufene Geschäftsjahr pro Aktie 3,50 Euro ausschütten. Für die lange Zeit ertragsschwache Reederei bedeutet dies einen Wendepunkt. Nach fast einem Jahrzehnt ohne Ausschüttungen gab es erst für 2017 erstmals wieder eine Dividende, die Hapag-Lloyd damals aus der Substanz zahlen musste.

Nun verdreifachen sich die Zuwendungen an die Aktionäre noch einmal gegenüber dem Vorjahr. „Wir schließen im Vergleich zu 2019 mit einem deutlich besseren Ergebnis ab und haben nach deutlichen Fortschritten auch in den Vorjahren erstmals seit einer Dekade unsere Kapitalkosten verdienen können“, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen.

Zu den Profiteuren zählt die Hansestadt Hamburg, die 13,9 Prozent an der Reederei hält und in den vergangenen Jahren für ihr Engagement heftig kritisiert wurde. Nun darf sich die Stadtkasse über eine Zuwendung von 85,5 Millionen Euro freuen. Mehr noch erhalten die Schweizer Holding des Speditionsmilliardärs Klaus-Michael Kühne und der chilenische Logistiker CSAV, die jeweils 30 Prozent der Anteile halten.

Grund für die hohen Ausschüttungen sind die Rekordgewinne, die Hapag-Lloyd insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2020 aufgrund einer überbordenden Transportnachfrage einfuhr. Sie entstand nach dem ersten Lockdown in der Corona-Pandemie und sorgte binnen weniger Wochen für hohe Kapazitätsengpässe – und stark anziehende Transportpreise.

Im zurückliegenden Geschäftsjahr verbesserte sich das operative Ergebnis (Ebit) damit um 62 Prozent auf einen historischen Spitzenwert von 1,3 Milliarden Euro, der Nettogewinn verdreifachte sich nahezu auf 935 Millionen Euro. Pro Aktie verdiente Hapag Lloyd 5,27 Euro – nach 2,06 Euro im Vorjahr.

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Auch Wettbewerber profitierten von den Kapazitätsengpässen und den damit verbundenen Preissprüngen. Marktführer Maersk schaffte es sogar, seinen Nettogewinn 2020 auf drei Milliarden Dollar zu verfünffachen.

Nicht nur der 2020 gesunkene Preis für Schiffsdiesel und Kostensenkungen von 450 Millionen Euro sorgten bei Hapag-Lloyd für den Gewinnsprung. Auch mit den Frachtraten ging es nach oben. Das Plus von vier Prozent, über das Finanzchef Mark Frese berichtete, dürfte bei vielen Kunden allerdings Zweifel wecken.

Denn seit November 2020 vervierfachten sich die Transportpreise auf dem Spotmarkt. „70 Prozent unserer Frachtraten sind durch mittel- und langfristige Verträge fixiert“, begründete Frese den weitaus geringeren Anstieg der durchschnittlichen Frachtraten bei Hapag-Lloyd.

Harsche Kritik von Kunden

Aufseiten der Kunden führten die Preissprünge in der Containerbranche dennoch zu harscher Kritik. „Wer dringend Transporte aus Asien benötigt“, monierte ein Aktionswarenlieferant von Lidl und Aldi, „kommt sich inzwischen vor wie auf dem Ticket-Schwarzmarkt vorm WM-Endspiel.“ Das Wettbieten um Stellplätze auf den Frachtern sei derart ruinös, dass bei den vereinbarten Aktionsware-Abnahmepreisen kaum noch Marge übrig bleibe.

Auch Michael Amri, Seefrachtexperte bei Hellmann Worldwide Logistics, klagte zuletzt über „exorbitant hohe Frachtraten“ auf dem Spotmarkt. Anton Börner, Präsident des Bundesverbands Großhandel- und Außenhandel, schimpfte, es könne doch nicht sein, „dass die Reedereien diese historische Krise ausnutzen, um den großen Reibach zu machen“.

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So berichteten Importeure und Speditionen, dass von ihnen zeitweise zusätzliche Gebühren erhoben wurden, um überhaupt Container von den Reedereien abfertigen zu lassen. Anfang des Jahres legten sogar der europäische Speditionsverband Clecat und der europäische Industrieverband European Shippers’ Council (ESC) Beschwerde bei der Europäischen Kommission ein.

Dem Vorwurf vieler Kunden, die Reedereien hätten ihr Angebot auf See künstlich verknappt, um die Preise hoch zu halten, trat Hapag-Chef Habben Jansen energisch entgegen. Man habe inzwischen wieder alle 237 Schiffe im Einsatz, sagte er. Zum Teil habe man sie in Seegebiete verlegt, wo sie am dringendsten gebraucht würden. Auch zusätzliche Container seien gekauft worden. Den Einsatz weiterer Charterfrachter allerdings hält er für problematisch. „Innerhalb des letzten Halbjahres sind die Zeitcharter-Raten um 150 Prozent gestiegen“, verwies er auf hohe Kostenrisiken.

Der Hamburger Reederei brachte das abgelaufene Geschäftsjahr die lang ersehnte Entlastung. Nach dem Kauf des arabischen Wettbewerbers USAC hatte sich die Nettoverschuldung von Hapag-Lloyd auf bedenkliche 6,8 Milliarden Euro erhöht, was dem 5,7-Fachen des Betriebsgewinns (Ebitda) entsprach. Weil allein 2020 mehr als eine Milliarde Euro an Schulden getilgt werden konnte, sich das Betriebsergebnis darüber hinaus verbesserte, liegt der Faktor heute nur noch bei 1,8.

Zudem sieht der Vorstandschef optimistisch auf das laufende Jahr, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Allein um rund 1,7 Prozent dürfte sich allein schon der Umsatz erhöhen, nachdem Hapag am Mittwoch die Übernahme des Rotterdamer Wettbewerbers und Afrikaspezialisten Nile Dutch bekannt gab. Die weltweiten Kapazitäten auf See würden sich 2021 kaum erhöhen, erwartet Habben Jansen. Der Gewinn für sein eigenes Unternehmen dafür umso mehr.

Mehr: Schiffsbestellungen auf Rekordtief: Warum die Engpässe bei Seetransporten bestehen bleiben

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